Sonntag, 7. Mai 2023
Wilderness Trail -05
Nicht weit entfernt habe ich am Wegesrand ein totes Reh gesehen. Das könnte mein Problem lösen helfen! Ich verlasse die Wolfsfamilie und gehe zu dem Kadaver zurück. Dort angekommen, ziehe ich meine Handschuhe an, fasse die Läufe des Rehs und ziehe es zu der gefangenen Wölfin. Dort angekommen schneide ich mit meinem Messer einen der Hinterschinken vom Reh ab. Die Wölfin beobachtet mich dabei. Sie hat ihren Kopf zwischen ihren Vorderläufen abgelegt.

Nun bringe ich ihr das Fleisch. Aus sicherer Entfernung werfe ich es ihr zu. Sie schnappt zu und verschlingt das Wildbret regelrecht. Sie muss regelrecht ausgehungert sein. Daher gehe ich zu dem toten Reh zurück und schneide weitere Fleischstücke aus dem Kadaver heraus, die ich in ihre Nähe bringe und aus sicherer Entfernung vorwerfe.

Ich bleibe den ganzen Tag in der Nähe der Wolfsfamilie und füttere sie mit immer neuen Happen, wobei ich aus Respekt vor ihren Zähnen tunlichst auf Abstand bleibe. Zwischen den Fütterungen setze ich mich auf den Boden und rede in ruhigem Ton auf sie ein. Während ich spreche, blickt sie immer wieder zu mir herüber.

Am Abend rolle ich meinen Schlafsack an meinem Sitzplatz aus und lege mich neben den Tieren schlafen. Mit den Gedanken daran, wie ich die Wölfin befreien könnte, schlafe ich irgendwann ein.

Die Sonne färbt den Horizont in wunderschöne Farben, als ich am nächsten Morgen wach werde. Ich habe meine Augen noch nicht geöffnet, als mir jemand ein feuchtes Tuch durch mein Gesicht zieht. Erstaunt öffne ich die Augen und erkenne, dass einer der Welpen mich mit seiner Zunge geweckt hat. Spielerisch leckt er mein Gesicht. Die anderen drei Welpen schnüffeln an meinem Schlafsack herum und spielen vertrauensvoll in meiner Nähe.

Ich setze mich auf, um mich aus dem Schlafsack zu schälen. Sofort nehmen die Welpen Abstand. Sanft auf sie einsprechend, strecke ich ihnen meine Hände entgegen. Wieder ist es einer der Vier, der sich als Erster nähert und meine Hand leckt. Kurz darauf kommen auch die anderen näher. Die Wölfin verfolgt aufgeregt das Geschehen. Ich erkenne, dass der friedliche und spielerische Umgang mit den Welpen ein großer Schritt auf dem Weg zu sein scheint, das Vertrauen des gefährlichen Muttertieres für mich zu gewinnen.

Das bringt mich auf eine Idee: Vielleicht kann ich das Vertrauen der Wölfin auf ähnliche Weise gewinnen. Zentimeter für Zentimeter nähere ich mich der Wölfin, spreche beständig sanft auf sie ein und füttere sie, bis sie mich schließlich an ihre Seite lässt. Offenbar weiß sie meine Bemühungen zu schätzen. Als ich ihr wieder ein Stück Wildbret vorwerfe, fällt mir auf, dass sie mit dem Schwanz wedelt.

'Jetzt oder nie!' sage ich mir.