Wolfskind -08
Meine Gefährtin schiebt sich langsam zwischen die Beine der Menschin. Da ist schon der Kopf des neugeborenen Welpen zu sehen. Kurz darauf ist der Welpe vollständig zur Welt gekommen. Bis dahin hat die Menschin immer wieder aufgestöhnt und dann gehechelt. Meine Gefährtin beißt behutsam die Nabelschnur durch. Sie und meine Tochter lecken den Welpen sauber.

Dann kommt die Nachgeburt aus der Menschin. Sofort frisst es meine Gefährtin auf. Es muss unbedingt verhindert werden, dass jemand hier draußen das Blut riecht! Die Menschin versucht währenddessen, ihren Welpen mit den Vorderläufen zu erreichen. Sie müht sich verzweifelt ab. Meine Gefährtin stupst nun den Welpen an und es gibt Laut.

Endlich hat die Menschin ihren Welpen zu fassen bekommen. Sie wiegt es mit einem Vorderlauf und versucht sich mit dem anderen ihr Fell zu öffnen. Anschließend legt sie ihren Welpen an und beginnt es zu stillen. Ich setze mich an ihre Seite und versuche, sie zu beruhigen, indem ich ihr über die Wangen lecke. Meine Familie rückt noch näher an die Menschin, um sie und ihren Welpen zu wärmen.

*

Es ist früher Morgen. Mein Wecker klingelt. Ich erhebe mich mühevoll aus dem Bett. In ein paar Tagen soll unsere Tochter geboren werden. Heute habe ich meinen letzten Untersuchungstermin. Vor einer Stunde ist mein Mann Clyde zu seiner Arbeit aufgebrochen. Er ist bei den Firefighters. Sie besitzen auch mehrere dieser riesigen Schneefräsen. Bei der jetzigen Wetterlage ist jeder Mann gefragt. So hat er mich nicht begleiten können. Aber da wir zwei Autos besitzen, komme ich auch selbst zu meinem Frauenarzt.

An diesem Morgen kann ich nicht viel essen. Also ziehe ich meinen Parka an, verlasse das Haus und gehe zum Auto. Ich setze mich hinter das Steuer, was mit der riesigen Kugel, die ich mit mir herumtrage, nicht leicht ist. Gedankenverloren streiche ich mir zärtlich über den Bauch. Dann schnalle ich mich an, starte den Wagen und schalte die Scheinwerfer ein. Clyde hat die Einfahrt gewissenhaft freigeräumt, bevor er weggefahren ist. Ich liebe ihn dafür.

Um diese Zeit ist nicht viel los auf der Straße. Ich lasse den Wagen rückwärts vom Grundstück rollen und lenke ihn in den Straßenverlauf. Dann fahre ich los und verlasse unseren Ort. Mein Frauenarzt hat seine Praxis in der Kleinstadt etwa zwanzig Meilen entfernt.

Ich fahre langsam über die Country-Road, denn kaum habe ich unseren Ort verlassen, rüttelt der Wind am Auto. Er trägt den in der Nacht gefallenen Schnee mit sich fort und behindert deshalb meine Sicht. Ich schalte zusätzlich die Nebelscheinwerfer ein und die Scheibenwischer.

Über eine halbe Stunde bin ich nun schon über die Country-Road 'gekrochen', darauf achtend, dass ich wegen der Schneeverwehungen nicht von der Straße abkomme. Mein Stress scheint sich auf mein ungeborenes Mädchen zu übertragen. Es wird aktiver in meinem Bauch. Da rutscht der Wagen seitwärts weg und eines der vorderen Antriebsräder wühlt sich am Straßenrand tiefer. Ich will nicht auf freier Strecke liegenbleiben. Nicht in meinem Zustand! Also schalte ich das Differential hinzu und versuche mit dem Vierradantrieb frei zu kommen. Aber da rutscht der Wagen auch hinten in den Graben. Das war es also...