Montag, 29. August 2022
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 13
Oje, auf einmal spüre ich meine Blase. Soll ich mich hinten über die Wanne mit dem Granulat stellen? Aber wofür sonst sollte sie da sein? Innerlich seufzend gehe ich zur Wand und stelle mich breitbeinig über die Wanne. Dann gebe ich dem Druck der Blase nach. Hoffentlich kommt jetzt gerade niemand! Aber das Bedürfnis ist stärker, also lasse ich es laufen und warte in der Stellung, bis die Blase leer ist.

Nachdem ich mich erleichtert habe, fasse ich den Entschluss, alles in der Box auszuprobieren. Das Becken und die Wanne habe ich nun schon benutzt. Bleibt noch meine Schlafstelle. Ich nähere mich ihr und schaue sie skeptisch an. Wie soll ich mich ohne Zuhilfenahme der Hände auf die Matratze legen können und später wieder aufstehen?

Nachdem ich verschiedene gedankliche Szenarien durchgespielt habe, entscheide ich mich dafür, in die Hocke zu gehen.

'Die hohen Schäfte der Hufschuhe haben mich beim Gehen kaum gestört, also wird das schon irgendwie klappen,' denke ich mir.

Kaum hocke ich mit dem Rücken zur Schlafstatt, lasse ich mich nach hinten fallen. Als ich mit dem Oberkörper auf der Matratze lande, habe ich das Gefühl, in einer Art Bällebad zu landen. Die Matratze gibt nach und formt sich anschmiegsam um meinen Oberkörper. Ich drehe mich und rutsche höher, bis ich optimal auf der Seite zu liegen komme. Eine Schulter ist tief eingetaucht und das Material der Matratze stützt meine Wange. In der Folge döse ich langsam ein.

Das Quietschen des Boxen-Tores lässt mich wieder wach werden. Phyllis steht neben mir, als ich die Augen öffne.

"Na, du scheinst dich ja schon gut eingelebt zu haben," bemerkt sie lächelnd und fordert mich auf: "Steh auf, die nächste Übungseinheit wartet!"

Ich versuche, in gleicher Weise aufzustehen, wie ich mich hingelegt habe. Also erst einmal auf den Rücken drehen. Das klappt wegen der Arme in der Manschette nicht so gut. Aber ich muss ja irgendwie die Beine neben die Matratze bekommen. Nach ein paar Versuchen habe ich es soweit geschafft, dass ich die Füße neben der Matratze habe und hinausrutsche. Als ich mit dem Hintern auf die hölzerne Umrandung komme, versuche ich mich mit Schwung hinzusetzen. Beim zweiten Mal sitze ich und versuch nun, mit Schwung über meine Fersen und vielleicht sogar in die Senkrechte zu kommen.

Phyllis hat meinen Bemühungen tatenlos zugeschaut. Jetzt hilft sie mir aber doch, aufzustehen. Sie ist beeindruckt und äußert das auch sogleich:

"Oih, wunderbar hast du das gemacht! Mit noch ein wenig Übung und etwas stärkeren Beinmuskeln kannst du bald ohne Hilfe aufstehen!"

Jetzt führt sie mich wieder in den Trainingsraum zurück und befestigt eine lange Leine am seitlichen Ring der Trense. Zuerst soll ich wieder im Kreis um sie herumgehen, anfangs in gemütlichem Tempo, dann schneller. Später zeigt sie mir die Schrittfolge des Trabens. Auch hier beginnt sie relativ langsam. Dann meint sie endlich:

"So, das reicht für heute! Bleib stehen!"

*

Am Abend des ersten Tages nach den beiden Trainingseinheiten bin ich schweißüberströmt. Es fühlt sich fast so an, als hätte ich bisher noch nie Sport gemacht. Natürlich habe ich auch beim Traben meine Beine weit anheben müssen und sie hat mich ab und zu mit der Reitgerte daran erinnert. Da ich mich schneller bewege, platziert Phyllis die Schläge nun nicht mehr auf meinen Oberschenkeln, sondern auf meinem Hintern. Auch spüre ich die Hiebe stärker, wenn ich mehrere Fehler in einem bestimmten Zeitraum mache und zu langsam werde.

Als sie mich endlich stoppt, bin ich völlig außer Atem. Meine Beinmuskulatur schmerzt, ich bin völlig fertig. In diesem Augenblick wünsche ich mir zum ersten Mal, wieder in meiner Box zu sein.

"Sehr gut, deine Leistungen sind in Ordnung," lobt sie mich und gibt mir mit der flachen Hand einen leichten Klapps auf den Hintern.

Überrascht mache ich einen halben Schritt nach vorne. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, von einer Frau einen Klapps auf den nackten Hintern zu bekommen.

Sie führt mich aus dem Raum und ich trotte ihr erschöpft hinterher. Mein Atem hat sich beruhigt, aber ich merke jeden weiteren Schritt in meinen müden Beinen.

'Das wird sicher einen bösen Muskelkater geben,' denke ich mir.

Anschließend erreichen wir meine Box. Phyllis lässt mich an sich vorbei eintreten und löst dabei die Longierleine. Nachdem sie das Boxen-Tor geschlossen hat, fasst sie noch einmal über die Metallrohre. Sie sagt:

"Komm' noch einmal her zu mir."

Ich nähere mich ihr und sie nestelt an meinem Kopfgeschirr herum. Dann hat sie die Trense entfernt und erklärt mir:

"So, jetzt kannst du wenigstens dein Abendessen zu dir nehmen!"

Sie entfernt sich und kommt kurz darauf mit einem kleinen Trog zurück, den sie auf die Metallrohre des Boxen-Tores einhängt. Ich schaue hinein und finde eine kleine Menge Pellets darin, die mich irgendwie an Erdnussflips erinnern, vermischt mit viel gestifteltem Grünzeug. Dazwischen gehe ich immer wieder zum Wasserbecken, um dort Wasser zu schlürfen.

Wohlweislich führen mich meine Schritte nach der Mahlzeit zuerst zur Wanne. Dort erleichtere ich mich noch einmal, bevor ich mich langsam und vorsichtig auf meinem Schlafplatz niederlasse. Nicht lange darauf bin ich in einen unruhigen Schlaf gefallen.

Die nächsten Tagen verlaufen alle ähnlich. Ich werde geweckt und sie hängt neues Futter hin. In der ersten Trainingseinheit am Morgen wiederholt Phyllis was sie mir am Vortag beigebracht hat und nach der Mittagsruhe erweitert sie mein Training mit neuen Übungen. Abends werde ich kurz geduscht und trocken gerubbelt und wieder in meine Box gebracht, wo ich immer wieder ermattet auf meiner Schlafstatt in einen tiefen Schlaf falle.

Nach Schritt und Trab hat Phillis mir den Galopp beigebracht, immer im Kreis um sie herum. Die Hufschuhe machen mir auch keine großen Probleme mehr. Einzig ihr Gewicht sorgt dafür, dass meine Oberschenkel abends etwas schmerzen und ich einen beinahe pausenlosen Muskelkater verspüre. Aber daran werde ich mich sicher ebenfalls gewöhnen. Die Muskulatur bekommt allmählich das Aussehen einer Athletin. Ich kann schon den Ansatz eines Sixpacks an mir erkennen. Daneben werden meine Beine immer muskulöser.

Phyllis hat sich im Training als streng, aber fair erwiesen. Sie nutzt die Gerte nur, wenn es auch einen Grund dafür gibt und schlägt nicht sehr hart zu. In den letzten Tagen hat sie Fotos von mir gemacht und mir dazu erklärt, dass damit meine Papiere endlich vollständig sind.

*