Sarah, die Youtuberin (1)
Vor zehn Jahren habe ich auf einem Stammtisch-Treffen von Petplayern eine Frau kennengelernt, die sich in ihrer Freizeit in einen Latexanzug kleidet und über menschenleere Feld- und Waldwege läuft, um ihr Faible auszuleben. Sie sagt, in ihr lebt ein Pony, das ab und zu einmal an die Oberfläche kommt und sich ausleben will.
Mein Kumpel Peter hat mich, Robert, mit diesem Stammtisch bekannt gemacht. Über Marina, die Ponyplayerin, bin ich mit einer Petplayer-Community im Internet in Kontakt gekommen und habe dort festgestellt, dass es außer ‚Ponys‘ auch noch ‚Cats‘, ‚Doggies‘, ‚Cows‘ und ‚Pigs‘ gibt. Sie treffen sich hin und wieder untereinander oder mit sogenannten ‚Ownern‘ zu Spiel-Sessions, um ihr Faible auszuleben. Allen gemeinsam ist, dass sie sagen, sie seien nach so einer Session als Pet immer total entspannt, weil sie darin den stressigen Alltag abstreifen können und ganz in ihrer Rolle aufgehen.
Der Kontakt mit der Frau hat leider nicht lange gehalten. Sie hat unter den Stammtisch-Besuchern bald einen anderen Mann für ihr Faible gefunden, der ihr in den Sessions den Pet-Trainer gemacht hat. Ich bin ihr dabei zu ‚unprofessionell‘ vorgegangen, wie sie sich ausgedrückt hat. Naja, ich habe in meinem ganzen Leben bisher auch noch nie mit Pferden zu tun gehabt. Mein ‚Fachgebiet‘ sind eher Hunde, da ich mit einem Dackel aufgewachsen bin und bei meinem Patenonkel eine Dalmatinerhündin gelebt hat.
Ich melde mich in der Petplay-Community unter dem Pseudonym „SirRob“ und biete mich dort als Doggie-Halter an. Meine Kontaktanzeige wird zwar gelesen, aber es kommt leider keine Resonanz. Nun lese ich die Beiträge der Community-Mitglieder in der Rubrik ‚Hund‘ und beginne dort zu kommentieren. So habe ich zum Beispiel auf die Frage eines Mitglieds nach dem Umgang der Pet-Halter mit ihren Pets dieses Kommentar geschrieben:
„Ich nutze dafür die Methode der ‚positiven Verstärkung‘, wie heute in allen Hundeschulen üblich: Motivation über Lob und Belohnung.“
Andere Community-Mitglieder schreiben die unterschiedlichsten Meinungen zu der Eingangsfrage darunter. Plötzlich zitiert mich jemand und fragt, was ich mir darunter vorstelle. Ihm antworte ich:
„Nehmen wir als Beispiel das Kommandotraining und hier das Kommando SITZ: Ich nehme ein Leckerlie und zeige es der Doggie. Dann nähere ich mich damit der Doggie und führe das Leckerlie über ihren Kopf nach hinten. Sie folgt meiner Hand mit ihrem Blick und setzt sich dabei automatisch auf ihre Fersen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Ich sage dazu ‚SITZ‘ und gebe ihr das Leckerlie, vielleicht in Verbindung mit einem Lob ‚Gutes Mädchen!‘ oder so… Das wird so oft wiederholt bis das Kommando ohne Leckerlie ausgeführt wird.“
„Hm,“ antwortet mir der Andere, „davon werde ich nur dick, lerne aber nichts dabei!“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, als ich das lese. Wieder einer, der auf harte Erziehung steht, statt Petplay zum gemeinsamen Spaß. Natürlich geht harte Erziehung nur einvernehmlich, aber ich bin halt kein SMler…

*

So vergehen Jahre bis eine Doggie mit dem Pseudonym ‚Cosi‘ meine alte Anfrage liked. Ich schaue mir neugierig ihr Profil an. Sie wohnt in München, steht dort, wäre aber des Öfteren im Norden. Ich biete ihr die ‚Freundschaft‘ an. Sie fragt über die Mailfunktion der Seite an, wie denn ‚Mein Petplay‘ wäre.
‚Klar,‘ denke ich. ‚Es gibt tausenderlei Arten, das Petplay auszuleben. Dazu ist es wichtig, einen für beide tragfähigen Kompromiss zu finden. Deshalb will ich ja immer das Vorgespräch vorneweg!‘
Also schreibe ich ihr:
„Petplayer, die vom SM herkommen, schicken ihren Dogslave zur Demütigung auf alle Viere und lassen ihn/sie aus einem Napf (fr)essen. Das bringt beiden einen gewissen Kick. Meiner Meinung nach hat deren Spiel wenig von der Beziehung eines Menschen zu seinem echten Hund…
Dann gibt es Petplayer, die zum Spaß/zur Entspannung vom Alltag miteinander spielen. Sie interessiert dabei auch nicht, ob ein echter Hund sich so oder so verhalten würde. Hauptsache, sie haben Spaß miteinander und entspannen dabei.
Schließlich gibt es noch Petplayer, die sich im Spiel am Verhalten eines echten Tieres orientieren. Sie wollen sich möglichst nahe an dem Verhalten, zum Beispiel eines Hundes orientieren. Dafür kommunizieren sie untereinander und mit ihren Ownern über die Gestik und Mimik echter Hunde.
Diese nonverbale Kommunikation würde ich dir beibringen. Dazu kommt noch das Kommandotraining. Hierfür nutze ich die ‚positive Verstärkung‘, also die Motivation über Lob und Belohnung, wie heute in allen Hundeschulen üblich. Also nicht die ‚englische Erziehung‘ mit der Gerte und anderem…
Das Training unterbreche ich immer wieder mit Hundespielen, also Ball-, Zerr- und Apportierspielen. Dogplay soll schließlich Spaß machen. Lachen ist zwischendurch ausdrücklich erlaubt!
Wie auch das Äußern anderer Gefühle, ja, der ganzen Gefühlspalette mit der Zeit erwünscht ist. ‚Tiere sind Gefühlsmenschen‘, sagt man. Sie überlegen nicht rational, sondern handeln spontan emotional, aus dem Augenblick, aus dem Gefühl heraus!
Ach ja, oft werde ich auch nach dem Outfit beim Spiel gefragt. Da Petplay für sich genommen asexuell ist, kannst du während einer Session gerne etwas Leichtes tragen, wie Tshirt und Leggins.
Da gibt es auch Petplayer, die verlangen ein Outfit aus Gummi oder Leder und eine Maske. Masken mag ich nicht! Denn dann sieht man deine Mimik nicht mehr, nach der ich mich orientiere. LLL ist eine Fetischangelegenheit. Nach einer Session schwimmst du darin in deinem Schweiß! Dann lieber für Outdoor einen Lycra-Overall.“