Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 10
Türkisgrünes Wasser liegt spiegelglatt vor dem Strand. Die Träger nehmen unsere Backpacks von ihren Schultern und stellen sie in den Sand. Jeder von uns öffnet nun seinen Rucksack und zieht sich seinen Neopren-Anzug an. Schuhe und Strümpfe kommen in spezielle Beutel. Taucherbrille, Schnorchel und Stirnlampe vervollständigen unser Outfit, denn wir müssen hier ins Wasser. Dann schließen wir die Backpacks wieder und hängen sie uns selbst über die Schultern. Den Bauchgurt noch und dann betreten wir im Gänsemarsch hintereinander das Wasser.

Unser Guide wartet, bis jeder aus unserer Gruppe nur noch mit dem Kopf über Wasser ist, dann folgt er uns. Er setzt sich an die Spitze der Gruppe und taucht unter. Wir gehen ebenfalls in die Hocke und sehen ihn im Licht der Stirnlampen an einer Kette, die in kurzen Abständen von einer Stange gehalten wird. Er winkt uns und hangelt sich an der Kette entlang. Wir folgen ihm auf Schnorcheltiefe. Einer der Träger kommt mit und macht den Abschluss.

Nach einigen Metern müssen wir abtauchen. Schnell noch tief Luftholen. Dann geht es unter Wasser durch ein offenes Tor. Gleich dahinter können wir wieder auftauchen, aber nun geht es durch einen mannshohen Gang aus Beton, wobei sich nur unsere Köpfe über Wasser befinden. Nach einigen Metern kommt eine Treppe, über die wir aus dem Wasser steigen und in einen Saal gelangen.

"Willkommen in Mister Meaves Unterwelt!" meint Mister Smith, unser Guide, und lächelt uns zuversichtlich zu.

Er öffnet einen Kasten an der Wand, von dem ein daumendickes Rohr abgeht und in der Decke über uns verschwindet. Dem Kasten entnimmt er einen Handapparat, drückt einige Tasten und spricht dann hinein. Danach wendet er sich uns wieder zu und erklärt:

"In wenigen Minuten werden Sie abgeholt. Wir möchten uns schon einmal von Ihnen verabschieden und den Rückweg antreten."

Er hat den Kasten wieder verschlossen, den Riegel umgelegt und winkt uns zu, während er und der Träger wieder in den überfluteten Gang hinabsteigen.

Kurz darauf hören wir ein quietschendes Geräusch. Als wir unsere Stirnlampen in die Richtung halten, sehen wir eine Tür, in deren Mitte sich ein Rad dreht. Darauf gehen wir zu. Die Tür öffnet sich und zwei Männer, ausgerüstet mit starken Taschenlampen kommen die kleine Treppe zu uns herunter.

"Hallo!" begrüßt uns einer der Beiden. "Ich bin Mitarbeiter des hiesigen Personalbüros. Mein Begleiter ist Mediziner und wird Sie betreuen."

Wir schütteln uns die Hände und anschließend treten wir durch die Tür nach 'draußen'.

Wir verharren staunend, als wir die riesigen Wohnblocks mit breiten Straßen vor uns sehen. Es ist taghell in der Höhle. Ich bin nicht die Einzige, die wissen will, woher das Licht kommt. Wir schauen nach oben und sehen weit über uns an der Höhlendecke Tageslicht-Lampen, die ihr strahlendes Licht abgeben.

Vor uns umschießen drei dreispurige Straßen zwei Reihen Häuserblocks auf zwei Ebenen. Man hat die Fahrtrichtungen voneinander getrennt, wie bei Highways und sie dann übereinandergelegt, erklären uns die Mitarbeiter von Mister Meave.

"Zwischen den Wohnblocks gibt es ein kilometerlanges Pedway-System mittels geschlossener Fußgängertunnel," erklärt uns der Mitarbeiter des Personalbüros.

Die Mitarbeiter führen uns zu einem Aufzug des Pedway-Systems und fahren mit uns auf die dritte Ebene. Hier verläuft der Fußgängertunnel. Wir werden einige Häuserblocks weitergeführt. Dann betreten wir einen Häuserblock. Wir werden in einen Raum geführt, indem uns acht Männer erwarten. Die beiden Mitarbeiter machen uns miteinander bekannt und ordnen jedem von uns einen Führer zu, dem wir innerhalb des Blocks folgen sollen.

*

Der Mann, der mich durch das Gebäude führen soll, lächelt mich gewinnend an und fragt höflich, ob er mir das Gepäck tragen darf. Gern sage ich zu. Nun fordert er mich höflich auf:

"Bitte, folgen Sie mir!"

Er wendet sich zum Gehen, also bleibe ich ihm dicht auf den Fersen. Ich bin gespannt, wohin er mich führt. Nachdem wir den Raum verlassen haben, wendet er sich auf dem Gang in Richtung der Aufzüge. Damit fahren wir zum Erdgeschoß hinunter. Dort geht es einen Gang entlang bis zu einer Tür. Mein Führer bleibt davor stehen und rät mir:

"Warten Sie bitte hier einen Augenblick, Miss Black."

Er öffnet die Tür und betritt den Raum. Den wasserdichten Rucksack mit meinen Sachen hat er immer noch am Riemen über seiner Schulter hängen. Hinter ihm schließt sich die Tür wieder und ich bin erst einmal allein. Vor Nervosität spüre ich mich ein wenig unwohl in der Magengegend. Nicht lange danach kommt er aber wieder zu mir heraus und erklärt:

"Miss Black, Sie dürfen jetzt eintreten."

Er hält mir die Tür auf und betrete erwartungsvoll den Raum. Ich sehe mich in einem Büroraum mit hellen Wänden und sauberem Parkettboden stehen. Rechts von mir gibt es einen großen Schreibtisch. Außerdem füllen mehrere kleine Schränke und ein Regal an der linken Wand den Raum. Ein Teil des Raumes auf einer Fläche von ungefähr drei Metern im Quadrat steht leer. Auf dem Boden sehe ich eine kreisrunde Schiene aus dem Parkett ragen.
Hinter dem großen Schreibtisch sitzen eine Frau und ein Mann in typischen Business-Outfits. Mein Führer setzt sich diesseits der Tischplatte auf einen Stuhl und zeigt auf den freibleibenden Stuhl. Er fordert mich lächelnd auf:

"Setzen Sie sich bitte!"

Nun spricht mich die Frau freundlich lächelnd an und fragt:
"Sie sind Miss Black?"

"Ja, richtig," antworte ich und nicke.

"Mein Name ist Alvarez," stellt sie sich vor. "Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Black. Neben mir sitzt Doktor Johnson. Er ist Mediziner."

Sie tippt etwas in ihren Laptop vor sich und schaut mich einen Augenblick darauf wieder an.

"Sie haben ihre Dokumente dabei?" fragt sie nun.

"Ja, habe ich," bestätige ich und nehme meine persönlichen Dokumente aus dem Backpack.

Sie reicht ihre Hand über den Tisch und ich händige ihr alles aus, einschließlich meiner Set-Card.

"Ich bräuchte auch ihre Identity-Card und ihre Health-Card, bitte!" sagt sie.

Ich bin erstaunt, suche aber trotzdem den Personalausweis und die Krankenkassenkarte heraus. Sie steckt alles in ein Hängeregister, nachdem sie einige Daten davon in ihre App eingetippt hat. Danach beschriftet sie das Hängeregister mit meinem Namen, Geburtstag und Geburtsort und legt sie es zur Seite. Erst jetzt schaut sie wieder auf. Sie erkennt meine Irritation und erklärt mir freundlich:

"Wir wollen, dass nichts verloren geht, während Sie bei uns sind, Miss Black."

Ich nicke verstehend und denke dabei 'Oh'.

Nach einer kurzen Pause fährt sie fort:
"Okay, Sie haben uns Bilder von sich gesandt. Wirklich schöne Aufnahmen! Allerdings muss ich mich persönlich davon überzeugen, dass es auch in Natura so ist. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber Bilder kann man heutzutage leicht photoshopen. Ziehen Sie sich also einmal vollständig aus, bitte."

Ich bin froh, mich endlich aus dem Neopren-Anzug pellen zu können. Auch, dass ich mich ausziehen soll, ist für mich als Model alltäglich. Mein Führer hilft mir beim Entkleiden, da sich der Reißverschluss des Neopren-Anzuges in meinem Rücken befindet. Nun stehe ich in BH und Slip da. Mrs. Alvarez schaut mich erwartungsvoll an und sagt in energischem Ton:

"Auch ihre Unterwäsche, bitte!"