Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 12
Schon bald stelle ich fest, dass mir wegen der Trense ständig ständig Speichel aus dem Mund läuft. Das Ganze vermittelt mir ein ungewohntes Gefühl. Nun beginnt sie mich mit Kamm und Schere zu frisieren. Zum Schluss arbeitet sie mir ein Gel in die Haare, das diese zu einem Irokesenschnitt aufstellt. Sie führt mich langsam zu einem raumhohen Spiegel und präsentiert mir ihr Werk. Ich sehe nun tatsächlich aus wie eine richtige Stute.
"Du wirst einen Namen brauchen," äußert sie sich wie im Selbstgespräch. "Deine ID-Nummer ist MB27495... Du heißt Mariah Milla... Hm, okay. Ich werde dich während des Trainings mit 'Rosa' ansprechen!"
Sie macht eine kurze Pause, während der sie eine weitere Tür öffnet. Nun hakt sie einen Finger in den seitlichen Ring an der Trense und fordert mich auf:
"Komm mit, Rosa!"
Sie zieht mich in den angrenzenden Raum. Ganz langsam setze ich einen Schritt vor den anderen. Ich habe in den 'Hufschuhen', wie sie die Stiefel nennt, Mühe mein Gleichgewicht zu halten.
Ganz langsam setzte sie einen Schritt vor den nächsten. Das Laufen fiel ihr in den Hufschuhen noch sehr schwer und sie hatte Mühe, ihr Gleichgewicht zu halten. Wenigstens sorgte die weiche Polsterung dafür, dass ihr die Füße nicht schmerzten.
Der Raum, in den ich nun geführt werde, erinnert mich an eine kleine Turnhalle. Phyllis schließt die Tür hinter uns und erklärt mir:
"Zuerst bringe ich dir das Gehen in den Hufschuhen bei. Wir fangen mit einem langsamen Schritt an. Dazu werde ich mich in die Mitte stellen und du gehst langsam um mich herum!"
Phyllis macht einige Schritte in den Raum und dreht sich dann nach mir um. Nun setze ich mich auch langsam in Bewegung. Sachte stelle ich einen Fuß vor den anderen und gehe auf sie zu. Bevor ich sie erreiche macht sie einen Schritt zur Seite und dreht sich zu mir. Also gehe ich in einem weiten Kreis um meine Trainerin herum. Immer wenn die Hufe den Boden berühren, gibt es ein klackendes Geräusch.
"Nicht so schlurfen. Zieh' die Beine weiter nach oben!" fordert mich Phyllis auf.
Unwillkürlich nicke ich. Es strengt wohl an, aber ich gebe mir Mühe die Knie an- und damit die Hufe deutlich vom Boden abzuheben. Ich drehe unter den Augen der Trainerin noch eine Runde, aber Phyllis ist immer noch nicht zufrieden.
"Das reicht noch nicht," meint sie und nähert sich mir.
"Deine Oberschenkel müssen für einen kurzen Moment horizontal sein," erklärt sie und drückt mein Bein weiter hoch.
Ich gebe mir Mühe, den Anforderungen der Trainerin zu entsprechen. Mit der Zeit fühlen sich die Hufschuhe allerdings an, wie Klötze am Bein. Sie sorgen dafür, dass es mir nicht besonders leichtfällt, für ein Pony elegant zu gehen. Außerdem bin ich immer noch ein bisschen unsicher auf den Beinen, obwohl ich finde, dass es schon bedeutend besser ist, das Gleichgewicht zu halten.
In Phyllis Augen scheinen meine Fortschritte immer noch nicht ausreichend, denn sie greift nach einigen weiteren Runden zu härteren Mitteln. Sie nimmt eine Reitgerte von einem Haken an der Wand und läuft nun neben mir her. Immer, wenn ich das Bein nicht weit genug anhebe, spüre ich einen leichten Schlag mit der Reitgerte von unten gegen meinen gerade schwebenden Oberschenkel.
Die Schläge sind nicht schmerzhaft ausgeführt, reichen aber aus, dass ich deutlich mehr darauf achte, meine Beine richtig nach oben zu ziehen. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie geschlagen worden, schon gar nicht mit einer Gerte oder etwas Vergleichbarem. Ich versuche also ihren strengen Anforderungen zu genügen.
So laufe ich bestimmt eine gefühlte Ewigkeit im Kreis. Da es in dem Raum keine Uhr gibt, habe ich bald mein Zeitgefühl verloren. Inzwischen spüre ich bei jedem Schritt ein unangenehmes Ziehen in meinen immer müder werdenden Oberschenkeln. Immerhin liegt es jetzt schon einige Runden zurück, dass Phyllis die Gerte zum letzten Mal benutzt hat. Wie lange ich diesen Zustand noch beibehalten kann, weiß ich nicht, denn mit jedem weiteren Schritt werden meine Beine schwerer. Sicher, ich habe früher oft gejoggt und auch Krafttraining gemacht, aber nicht mit solchen 'Klötzen' an den Beinen!
Endlich entscheidet meine Trainerin:
"In Ordnung, das reicht erst einmal. Bleib stehen!"
Ich schaue sie an. Sie lächelt zufrieden. Nur zu gerne komme ich der Aufforderung nach. Ich bringe meinen letzten Schritt noch zu Ende, um dann ruhig auf der Stelle stehen zu bleiben. Obwohl ich nicht einmal besonders schnell gegangen bin, atme ich angestrengt. Wenn ich bloß diese blöde Trense loswerden könnte! Zwar bekomme ich genug Luft, dennoch stört sie mich sehr.
Ich warte neugierig ab, was Phyllis als nächstes mit mir vorhat. Meine erste Lerneinheit hat mich sicherer in den Hufschuhen gehen lassen. Was wird wohl als nächstes passieren?
Meine Trainerin führt mich zu einer Tür an der gegenüberliegenden Wand der Turnhalle. Sie öffnet mir und ich folge ihr in den Nebenraum. Dabei achte ich bei jedem Schritt darauf, meine Knie weit genug anzuheben.
Dieser Raum stellt sich als unerwartet anders dar, als ich mir vorgestellt habe. Hier bin in so etwas wie einen Stall gekommen. In der Mitte, dort wo wir jetzt stehen, gibt es einen breiten Gang. Zu beiden Seiten reiht sich eine Pferdebox an die nächste. Der Boden ist gefliest. Auch die Wand bis in Hüfthöhe besteht aus großen Fliesen. Von dort bis zur Decke und auch sie wird von Brettern gebildet. Es scheint hier auch eine Klimaanlage zu geben, denn es ist etwas kühler hier drinnen und die Luft riecht deutlich frischer.
Phyllis führt mich in eine Box auf der rechten Seite des Ganges. Sie ist durch eine Bretterwand bis in Hüfthöhe von den Nachbarboxen getrennt. Darüber bis in etwa zwei Metern Höhe erhöhen armdicke Metallrohre die Abtrennung. Die Boxen besitzen zum Gang hin Tore aus eben diesen Metallrohren bis in Schulterhöhe.
"Hier kannst du dich ein wenig ausruhen, bis ich dich wieder abhole," erklärt Phyllis mir.
Sie schaut mich noch einmal kurz an und verschließt dann das Gittertor der Box. Anschließend verlässt sie den Raum. Stille umfängt mich. Ich schaue mich in der Box um. Sie dürfte etwa vier Meter tief und zwei Meter breit sein. Vielleicht dreißig Zentimeter dicke Bohlen mit quadratischem Querschnitt rahmen eine Matratze ein. Im hinteren Bereich an der Wand erkenne ich noch eine kleinere Wanne mit einer Granulat-Füllung.
An einer Zwischenwand zwischen den Boxen befindet sich in Brusthöhe ein Waschbecken, oder was das sein soll. Irgendjemand hat wohl vergessen das Wasser abzustellen, denn es läuft aus einer der Rohre heraus, die zur Abtrennung der Boxen gehört. Durch ein weiteres Rohr fließt es aus dem Becken heraus bevor dieses überläuft.
Etwas unsicher geworden, drehe ich mich um und gehe zur Boxen-Tor. Ich beuge den Kopf ein wenig vor, kann aber nur den verlassenen Gang überblicken. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es noch zwei Boxen, die genauso leer sind, wie meine Nachbarbox. Bis auf meinen eigenen Atem und das fließende Wasser ist nichts zu hören.
Neugierig schaue ich mir das Wasserbecken näher an. Das Wasser läuft ständig. Es soll wahrscheinlich zu jeder Zeit frisch sein. Die vergangene Trainingseinheit hat mich durstig gemacht. Aber wie soll ich meinen Durst stillen?
Ich stehe nun vor dem Becken. Spontan tauche ich meinen Kopf in das Wasser. Es ist wunderbar kühl! Ich beginne zu saugen und spüre, dass das Wasser an der Trense vorbei in den Mund läuft. Den Kopf aus dem Nass hebend, schlucke ich das Wasser hinunter. Das wiederhole ich mehrmals bis ich keinen Durst mehr spüre. Immer wenn ich den Kopf aus dem Wasser hebe läuft mir ein kleiner Rest über meine Brust den Körper hinunter. Es ist fast so wie eine angenehme Dusche, deshalb nehme ich noch einen Mund voll Wasser und schüttele den Kopf, während ich ihn mit offenem Mund gebeugt halte.
hrpeter am 26. August 22
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