Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 15
Noch zwanzig Sekunden! Ich spüre, wie die Aufregung in mir zunimmt und meine Hände feucht werden. Jetzt entscheidet es sich, wer den Zuschlag für die Stute erhält.
Angespannt schwebt meine Hand über dem Display, bereit das vorbereitete Angebot abzugeben. Mein Blick ist fest auf die Auktionsuhr gerichtet. Noch 10 Sekunden! Der Preis von 12.400 Dollar steht immer noch. Einer der beiden Bieter hat wohl aufgegeben. Aber es ist noch genügend Zeit, ein neues Angebot abzugeben. Habe ich es wirklich nur noch mit einem Bieter zu tun? Vielleicht gibt es aber auch noch weitere Beobachter, die mit einem einzigen, wohlplatzierten Angebot zuschlagen wollen?
Als der Countdown bei 5 Sekunden angekommen war, berührt mein Finger den Bildschirm. Für einen furchtbaren Augenblick passiert nichts. Hoffentlich ist die Verbindung nicht unterbrochen! Doch dann taucht die Bestätigung auf dem Display auf, dass mein Angebot akzeptiert worden ist.
Habe ich es auch hoch genug angesetzt, um nicht auf die letzte Sekunde noch überboten zu werden? Ob ich besser noch eine oder zwei Sekunden hätte warten sollen? Er will genau diese Stute!
Mein Tablet gibt ein 'Pling' in einer anderen Tonlage von sich und kündigt damit an, dass die Auktion beendet ist. Ich schließe die Augen, atme aus und wage es dann, einen Blick auf die aktualisierte Übersicht zu werfen.
"Verkauft für 12.900 Dollar an den Bieter WS84," steht in großen Zeichen in einem weißen Spruchband quer über der Auktionsseite.
"Hah! Jaaaa!" stoße ich aus.
Ich spüre wie mein Herz von innen gegen meine Rippen stößt, während ein starkes Glücksgefühl den Rücken herunterläuft. Wieder lasse ich mich in die Kissen fallen. Langsam entspanne ich mich langsam und spüre die Vorfreude auf die neue Stute.
'Da bin ich aber mal gespannt, was ich mir da ins Haus geholt habe,' sage ich mir in Gedanken. 'Ich schätze die kommenden Wochen werden mal wieder ein bisschen spannender.'
*
Heute hat Phyllis mich nach der Fütterung in der Box gelassen. Gelangweilt werfe ich immer wieder einen Blick durch die Gitterstäbe, aber es dauert fast bis zum Mittag, ehe meine Trainerin wieder auftaucht. Sie öffnet das Boxen-Tor und erklärt mir:
"Deine Ausbildung ist abgeschlossen, Rosa. Dein neuer Owner ist hier und möchte dich zu seinem Gestüt bringen."
Plötzlich bin ich aufgeregt. Es gibt Leute, die Gestüte besitzen, in denen Ponys trainiert werden, um mit ihnen Wettbewerbe zu bestreiten. Wer mag der Mann wohl sein? Eine Mischung aus widerstreitenden Gefühlen steigt in mir auf.
Phyllis befestigt mit einigen geübten Handgriffen mein Kopfgeschirr und drückt mir die Trense zwischen die Zähne. Anschließend klinkt sie eine Führleine ins Kopfgeschirr ein.
Danach führt meine Trainerin mich aus der Box und durch die Rüstkammer, vorbei an Hufschuhen verschiedener Größen und Geschirren zurück in den Flur. Diesen gehen wir bis zum Foyer entlang. Dort sitzt die Concierge, die Besucher empfängt und weitervermittelt.
Als wir das Foyer betreten, erhebt sich ein Mann aus einer Sitzgruppe neben dem Treppenhaus und den Aufzügen. Es ist ein Mann in seinen 40ern mit kurzen, roten Haaren. Er macht er einen kräftigen, aber recht freundlichen Eindruck auf mich.
"So Mister Wagner, hier ist Ihre neue Stute!" ruft Phyllis ihm mit freundlicher Stimme entgegen und lächelt den Mann an.
Ich werde zu dem Mann geführt und bleibe keine zwei Meter von ihm entfernt stehen. Neugierig beobachte ich meinen neuen Owner.
"Ah, wunderbar," antwortet der Mann und betrachtet mich prüfend.
Seit ich mich im Büro habe ausziehen müssen, habe ich mich daran gewöhnt nackt zu sein und von jedem betrachtet werden zu können, der zufällig vorbeikommt. Also bleibe ich ruhig stehen und warte ab, bis Mister Wagner die Inspektion beendet hat.
"Wir bräuchten noch eine Unterschrift von Ihnen," bemerkt Phyllis.
Die Concierge schiebt ein Dokument und einen Stift über ihren Tresen.
"Aber natürlich," bestätigt Mister Wagner, überfliegt den Text und unterschreibt ihn anschließend.
"Dann wünschen wir Ihnen noch viel Spaß und viel Erfolg mit Rosa," meint Phyllis und reicht dem Mann die Hand, nachdem die Concierge das Dokument in einer Schublade deponiert hat.
Sie übergibt ihm die Führleine. Er wendet sich zur Eingangstür und winkt noch einmal zurück, als die Türflügel zur Seite fahren. Stumm folge ich dem Mann, der mich aus dem Gebäude herausführt. In der Haltespur unter der Balustrade wartet ein Pferdewagen, zu dem mich der Mann nun hinführt. Zum ersten Mal sehe ich solch einen Wagen, der von human Ponys gezogen wird.
Interessiert schaue ich genauer hin und finde drei weibliche Ponys vor den Wagen gespannt. Auch die Ponys schauen interessiert, wen der Chef als Neuzugang erworben hat. Alle Drei sind gut trainiert und zeigen muskulöse Oberschenkel und einen Waschbrettbauch. Sie haben nur kleine Brüste, genau wie ich. Anscheinend ist das ein Merkmal für Sportponys.
Der Mann führt mich zum Heck des Wagens. Dort liegt eine Rampe auf der Straße, über die er mich nun ins Innere führt. Er lässt mich vorgehen, denn der Gang neben den Pferdeboxen ist sehr schmal. Die vorderste Box steht offen. Dort drängt er mich hinein und schließt die Tür hinter mir. Sie ist sehr eng, vielleicht 60 cm breit und 90 cm tief. Sie besitzt einen Sitz, so dass ich die Fahrt stehend oder sitzend mitmachen kann. So neugierig, wie ich bin, bleibe ich stehen und wende mich nach vorne. Durch eine durchsichtige Kunststofffolie kann ich nach vorne blicken.
hrpeter am 04. September 22
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren