Montag, 6. Februar 2023
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 67
"So Mister Smith, hier ist Ihr neuer Hengst!" ruft Phyllis ihm mit freundlicher Stimme entgegen und lächelt den Mann an.

Ich werde zu dem Mann geführt und bleibe keine zwei Meter von ihm entfernt stehen. Neugierig beobachte ich meinen neuen Owner.

"Ah, wunderbar," antwortet der Mann und betrachtet mich prüfend.

Seit ich mich im Büro habe ausziehen müssen, habe ich mich daran gewöhnt nackt zu sein und von jedem betrachtet werden zu können, der zufällig vorbeikommt. Also bleibe ich ruhig stehen und warte ab, bis Mister Smith die Inspektion beendet hat.

"Wir bräuchten noch eine Unterschrift von Ihnen," bemerkt Phyllis.

Die Concierge schiebt ein Dokument und einen Stift über ihren Tresen.

"Aber natürlich," bestätigt Mister Smith, überfliegt den Text und unterschreibt ihn anschließend.

"Dann wünschen wir Ihnen noch viel Spaß und viel Erfolg mit Dave," meint Phyllis und reicht dem Mann die Hand, nachdem die Concierge das Dokument in einer Schublade deponiert hat.

Sie übergibt ihm die Führleine. Er wendet sich zur Eingangstür und winkt noch einmal zurück, als die Türflügel zur Seite fahren. Stumm folge ich dem Mann, der mich aus dem Gebäude herausführt. In der Haltespur unter der Balustrade wartet ein Pferdewagen, zu dem mich der Mann nun hinführt. Zum ersten Mal sehe ich solch einen einachsigen Wagen, der von human Ponys gezogen wird.

Interessiert schaue ich genauer hin und finde einen jungen Hengst vor den Wagen gespannt. Auch der Hengst schaut interessiert, wen der Chef als Neuzugang erworben hat. Er sieht gut trainiert aus und zeigt muskulöse Oberschenkel.

Der Mann führt mich neben den anderen Hengst und spannt mich dort an. Danach setzt er sich auf die Sitzbank. Sehen kann ich das nicht, aber ich spüre es an der Bewegung der Deichsel. Dann schlenkert er die Zügel und wir ziehen an. Ich habe ja schon einmal Baumstämme gerückt und entsprechend stemme ich mich gegen das zu erwartende Gewicht.

Aber da ist nichts. Beinahe wäre ich gestürzt. Schnell habe ich mich wieder gefangen und ziehe den Wagen mit Hilfe des anderen Hengstes neben mir aus der Haltespur. Den Hilfen des Kutschers folgend fädeln wir uns in den spärlichen Verkehr ein. Bald darauf lässt uns Mister Smith in den Trab wechseln. Wir fahren an einigen Wohnblocks vorbei, bis er wieder langsam machen lässt.

Dann lässt er halten und steigt ab, dabei hat er die Zügel weiterhin in der Hand. Er öffnet ein Tor und lässt uns den Wagen hineinziehen. Nun schirrt er uns einzeln ab und führt uns in unsere Boxen. Hier riecht es nach einer Mischung aus frischer Luft, Stroh, Futter und Schweiß. Der Geruch ist zwar sehr gegenwärtig, aber ich empfinde ihn nicht als unangenehm.

"Dies hier ist deine Box," erklärt mir Mister Smith und öffnet eine der Boxentore auf der linken Seite.

Ich gehe einige Schritte hinein. Die Box ist vergleichbar mit der in der Verwaltung. Hier gibt es das gleiche Interieur. Mister Smith erklärt:

"Ich bin so etwas wie ein Taxi-Unternehmer. Man kann mich anfordern, dann komme ich mit einem Ein- oder Zweispänner und bringe meine Fahrgäste, wohin sie wollen. Meine Fahrzeuge sind Einachser mit bis zu drei Sitzplätzen plus Gepäck. Sie haben eine Besonderheit, die du noch nicht kennst, wie ich beim Anfahren bemerkt habe: Sie werden von einem kleinen Elektromotor unterstützt. Es sind quasi Pedelecs. Dadurch brauchst du dich beim Anfahren nicht so sehr ins Zeug legen!"