Donnerstag, 9. Februar 2023
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 68
'Ah,' denke ich mir. 'Das hilft natürlich ungemein!'

Der Mann lässt uns jetzt erst einmal alleine. Mir fällt auf, dass sich in der Decke des Stalles viereckige durchsichtige Flächen befinden, durch die man die Tageslichtlampen an der Höhlendecke sehen kann. In welcher Ebene sich der Stall befindet, kann ich nicht sagen, da die Fahrtrichtungen der Straßen übereinander gelegt wurden, sicher um weniger Platz zu verbrauchen. Aber sehr hoch kann er nicht liegen. Demnach dürfte das Gebäude, in dem der Stall liegt, niedriger als die Wohnblocks sein.

"Schau dich ruhig etwas um, ich bin gleich wieder da," erklärt Mister Smith und verschließt das Boxentor.

Gleich darauf ist er verschwunden. Ich schaue ihm kurz hinterher, aber er scheint den Stall verlassen zu haben. Nach einer Weile kommt er zurück. Ich habe mich inzwischen an den Pellets und dem Wasser gütlich getan. Er greift wieder nach der Führleine und führt mich auf einen Sandplatz vor dem Stall. Ein Stück weit führt er mich an einem Zaun entlang, dann betreten wir eine Koppel. Der Boden ist kreisrund festgetreten und von der Mitte aus ragt ein Gestell über den Kreis.

'Dies scheint ein Longierzirkel zu sein,' geht mir durch den Kopf.

Mister Smith tauscht nun die Führleine gegen die Leine aus, die von diesem Gestell herunterhängt.

"Na, dann zeig' mal, was du kannst!" sagt er und lächelt mir aufmunternd zu.

Ich beginne im Schritt. Die Stange des Gestells folgt mir dabei. Mister Smith setzt sich auf den Zaun und schaut zu. Nach einigen Runden im Schritt ruft er mir zu:

"Trab!"

Sofort falle ich in die schnellere Gangart und unbestimmte Zeit darauf fordert er laut:

"Galopp!"

Auch diese Gangart führe ich ihm vor, so gut mir es Phyllis beigebracht hat. Ich versuche, mich ihm von meiner besten Seite zu zeigen. So kommt es, dass mein Körper schweißüberströmt ist, als ich endlich anhalten darf. Ich bin völlig fertig und schnappe nach Luft.

"An deiner Kondition müssen wir aber noch arbeiten, meinst du nicht auch?" fragt Mister Smith und tauscht die beiden Leinen wieder gegeneinander aus.

Eine Melodie pfeifend zieht er mich hinter sich her in den Stall zurück. Dort spritzt er mich erst einmal ab und rubbelt mich trocken. In meiner Box angekommen, befreit er mich von Trense und Kopfgeschirr. Erschöpft lasse ich mich auf mein Schlaflager fallen. Noch immer keuche ich angestrengt. Nur nebenbei bekomme ich mit, wie er das Boxen-Tor schließt und sich entfernt. Irgendwie bin ich froh, jetzt meine Ruhe zu haben.

Als mein Atem wieder ruhiger geht, rappele ich mich noch einmal auf und tauche meinen Kopf in das Wasserbecken. Gierig sauge ich Wasser heraus. Einige Zeit später kommt Mister Smith in den Stall zurück und beginnt alle vier Futtertröge zu füllen und an die Boxen-Tore zu hängen.

Er wünscht uns "Guten Appetit", und hat kurz darauf den Stall wieder verlassen. Behutsam senke ich meinen Kopf über den Trog und angele mir die Pellets. Auch Mister Smith gibt gestiftelte Grünkost hinzu. Innerlich seufzend, beginne ich meinen Hunger zu stillen. Der erste Tag im neuen ‚Heim‘ ist somit überstanden. Das Licht, dass durch die Dachfenster hereinfällt, lässt den Stall immer dämmriger erscheinen. Demnach werden die Tageslichtlampen heruntergeregelt, weil es oben Nacht wird.

Bevor ich nichts mehr sehen kann, gehe ich zu der Wanne mit der Granulat-Füllung an der Wand und stelle mich breitbeinig darüber. Anschließend lasse ich mich auf meiner Schlafstatt nieder und arbeite mir mit einer Schulter eine Kuhle, um bequem auf der Seite liegend schlafen zu können. Trotzdem dauert es eine ganze Zeit, bis ich endlich eingeschlafen bin.

*