Samstag, 24. Februar 2024
Geräusche der Nacht -41
In diesem Moment klappt die Joggerin bei uns zusammen. Marga springt zu ihr und fängt sie auf. Vorsichtig legt sie sie ins Gras neben den Weg. Dann kommt sie zu mir und nimmt zwei Taschentücher. Damit hebt sie den Umschlag auf. Auf einer Seite steht 'Für Sophia' drauf, auf der Rückseite nur das Wort 'Magnus'.

"Wir haben keinen Brief gefunden!" schärft mir Marga ein.

Sie öffnet die nach innen geschobene Falte. Ein flacher Stein fällt heraus und ein zusammengefaltetes Blatt Papier segelt hinterher. Während sie den Umschlag einsteckt, bücke ich mich nach dem Papier.

"Fass' es nicht mit deinen Fingern direkt an! Hier, nimm mein Taschentuch."

Marga gibt mir eins ihrer Taschentücher. Ich hebe das Blatt vom Boden auf und entfalte es. Ich lese:

"Eschenheimer Turm im Zentrum. Samstag, 14 Uhr, nur Sophia. Zeichen des Friedens."

Ich gebe das Blatt an Marga weiter, die es sofort einsteckt. Dann kümmern wir uns um die bewusstlose Frau. Sie regt sich gerade wieder.

"Sind Sie okay?" fragt Marga.

Sie nickt. Anscheinend ist sie immer noch geschockt. Ich rieche keine Ausdünstungen von Schmerz. Marga nimmt ihr Handy und wählt die 110. Sie erklärt dem Beamten, was hier geschehen ist und wird angewiesen zu warten. Etwa zehn Minuten später kommen zwei Jogger auf uns zu, die sich bei uns angekommen als Polizeibeamte herausstellen. Wir müssen alle drei den Hergang erzählen. Dann leuchten auch die Beamten ebenfalls den Weg aus, finden aber außer Schotter nur den flachen Stein. Sie stecken ihn ein. Nachdem wir unsere Adressen angegeben haben, dürfen wir gehen. Die Polizisten verlassen ebenfalls den Tatort, mit der geschockten Joggerin in ihrer Mitte.

Wir laufen zum Uni-Campus zurück. Unterwegs informiere ich Liam. Er empfängt uns unten am Eingang. Gemeinsam fahren wir mit dem Aufzug zu Sophias Wohnung hoch. Wir setzen uns an den Couchtisch. Sophia bringt drei Gläser Cola an den Tisch. Als sie sich dazugesetzt hat, meint Liam:

"Ihr seid euch darüber im Klaren, dass wieder einmal eine Uneingeweihte von Werwölfen entführt wurde. Sie wissen, dass wir im Kampf niemals töten werden. Damit, denken Sie, könnten sie uns steuern. Am Samstag um 14 Uhr sollst du alleine beim Eschenheimer Turm sein. Irgendein Zeichen des Friedens sollst du beachten."

"Wir müssen sie befreien! Aber gleichzeitig auch schauen, was sie mit dem Zeichen des Friedens meinen!" ergänzt Marga. "Gehst du bitte zu Meister Ulik? Ich bleibe bei Sophia!"

"Okay," antwortet Liam. Er kramt eine lederne Tasche in der Größe einer Tasche für Papiertaschentücher hervor.

Marga fragt mich währenddessen:
"Sophia, hast du ein Teelicht?"

Ich nicke und gehe an mein Highboard. Dort nehme ich ein Teelicht aus dem Vorratsbeutel und bringe es zum Couchtisch. Marga hat inzwischen ein Feuerzeug in der Hand und zündet das Teelicht an. Liam zieht ein Briefchen aus der ledernen Tasche und öffnet es. Als er es schräg über das brennende Teelicht hält rieselt ein Pulver heraus. Es berührt die Flamme und im selben Moment breitet sich ein helles Licht aus.

Ich schaue erschrocken, was vor mir passiert. Liam sagt gerade das Wort 'Dair' und ist verschwunden, als die Leuchterscheinung verblasst. Marga legt ihren Arm um meine Schultern und lächelt mich an.