Donnerstag, 1. Februar 2024
Geräusche der Nacht -32
---September 1609 Spessart---

Der September ist fast vorbei, als eine junge Frau von etwa 25 Jahren und ein Mann von etwa 40 Jahren 'Dair' erreichen. Sophia spielt mit Grete Fangen um die Eiche herum. Die Besucher steigen von ihrem Wagen und wandern den Hügel hinauf. Plötzlich entsteht eine Windhose vor ihnen und Meister Ulik wird sichtbar, während die Windhose an Stärke verliert.

"Gott zum Gruße, Marga. Ich sehe, du hast dich bei den Menschen gut eingelebt."

Die Frau lächelt und fällt vor Meister Ulik auf die Knie.

"Verzeiht, Meister Ulik. Meinen zukünftigen Mann hat die Geißel Gottes erfasst. Ich wusste mir keinen Ausweg, als ihn zu beißen. Nun frage ich, ob ihr ihn lehren könnt, mit seiner Natur leben zu können."

"Marga, du weißt, dass du weder einen Menschen angreifen darfst, noch ihn beißen, um ihn auf unsere Seite zu holen. Deine Seele muss rein bleiben."

"Aber..."

"Du hast eine unserer Regeln gebrochen und musst büßen, um deine Seele wieder zu reinigen! Höre meine Entscheidung: Dein Verlobter, Markus Brauer, wird hier geschult. Aber du musst dich von ihm trennen! Du wirst mit dem Wagen zu eurem Hof zurückreisen. Im Dorf wirst du erzählen, dass dein Markus auf der Reise am schwarzen Tod gestorben ist. Den Hof wirst du verkaufen und mit den Gulden in der Tasche dir an anderer Stätte ein neues Leben aufbauen."

Marga bekommt Tränen in die Augen und lässt sich zu Boden sinken. Sophia nähert sich ihr schüchtern und beginnt, ihr über die Haare zu streichen. Sie tröstet Marga, wie eine Spielkameradin, der gerade ihr Spielzeug zerstört wurde. Marga seufzt und setzt sich im Gras auf. Sie wischt sich die Tränen aus den Augen und Sophia nimmt einen Zipfel ihres Kleides und trocknet Margas Wangen.

Grete kommt hinzu. Nun schaut Marga in die Runde. Sie fragt:
"Wer seid ihr? Ist Hannes noch hier?"

Agnes schaut Grete an, die nun antwortet:
"Hannes hat 'Dair' kurz nach dir verlassen, Marga. Ich bin Grete. Das sind Agnes und Sophia. Du hast heute eine wichtige Lektion gelernt, Marga. Du wirst noch viele Menschen sterben sehen im Laufe deines Lebens. Halte deine Emotionen am besten so in Schach, dass dich das nicht zu sehr berührt. Oder binde dich nicht zu fest, so dass du dich nach einer gewissen Zeit lösen kannst, mit dem Gefühl der Dankbarkeit, diesen Menschen kennengelernt zu haben."

Margas Brust entfährt ein tiefer Seufzer. Sie erhebt sich aus dem Gras und bedankt sich:

"Vielen Dank, Grete. Ich werde für meinen Fehltritt büßen und mir deinen Rat zu Herzen nehmen! Versprochen!"

Grete tritt näher an Marga heran und umarmt sie.

"Ich wünsche dir alles Gute in der Welt da draußen! Und komm gerne zu Besuch, wenn dich die Sehnsucht mal wieder hierhertreibt."

Marga erwidert die Umarmung und verspricht:
"Das werde ich!"

Dann wendet sie sich Sophia zu und hockt sich ins Gras, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein:

"Sophia! Ich danke dir für deinen Trost. Du hast mir sehr geholfen!"