Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 70
Den ganzen Tag fahren wir zwischen dem Hotel und dem Bahnhof hin und her. Ab Mittag führt Mister Smith uns zu einem anderen Wohnblock, der wohl auch zum Hotel gehört. Die Ränge des Stadions werden sich ganz sicher füllen. Als wir am Nachmittag den Stall wieder erreichen, bin ich rechtschaffen müde. Zwei andere Hengste und ein Mitarbeiter von Mister Smith übernehmen nun die Spätschicht.

Den folgenden Tag haben wir fast nur Fahrten vom Hotel zum Stadion und zurück. Lauf-Wettbewerbe sind mir ein Begriff, was aber Dressur-Wettbewerbe sein sollen, darüber rätsele ich bis Mister Smith uns nach unserer Schicht einen Monitor im Stall aufbaut und uns den heutigen Wettbewerb vorführt. Er erklärt dazu, dass sich die Dressur am Pferdesport orientiert und neben viel sportlicher auch große geistige Fitness von den human Ponys verlangt.

Das kann ich nur bestätigen! Die jungen Frauen, die wir im Wettbewerb sehen, sind alle hochtalentierte Sportlerinnen. Genauso die jungen Männer, die ihren Auftritt nach den Frauen haben. Ich würde da bestimmt nur letzte Plätze belegen! Daher frage ich Mister Smith:

"Ich wusste nicht, dass es im Petplay nicht nur die Rollen Pony, Doggie, Kitty und Cow gibt, sondern dass die Rollen auch noch weiter unterteilt sind. Gibt es neben den Wettbewerben der Sportponys auch Wettbewerbe unter Kutschponys? Und wie ist das bei den anderen Pets?"

Er lächelt mich an und erklärt:
"Leider haben wir zu wenig Kutschponys, um einige davon freizustellen für einen Wettkampf. Denn gerade bei einem Wettkampf sind die Kutschponys gefragt, um die Zuschauer zu befördern. Aber die Idee hat was! Im Jahreslauf gibt es Zeiten, in denen keine Touristen kommen. Dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass unsere Transportställe einen Wettbewerb untereinander gutheißen würden.
Was die anderen Pets angeht: Kittys oder Cats gibt es hier unten keine. In den Haushalten einiger Einwohner leben Doggies. Ob sie auch an Wagenrennen, als Schlittenrennen umgearbeitet, interessiert sind, wer weiß…
Für Cows sehe ich im Moment keine Möglichkeit, an Wettbewerben teilzunehmen."

Ich nicke. Mit Mister Smith kann man reden. Ich bin gespannt, ob er die Idee weiterträgt.

*

Wieder vergeht eine Zeit bis Mister Smith mich eines Morgens nach dem Frühstück vor die kleine Rikscha spannt. Dieses einachsige Fahrzeug besitzt nur eine Sitzbank und das Gepäcknetz dahinter. Ich werde allein vor die Rikscha gespannt. Mister Smith setzt sich hinter mich, schlenkert die Zügel und schnalzt mit der Zunge.

Ein Mitarbeiter schließt das Tor des Stalles und ich biege mit der Zügelhilfe auf die Fahrbahn ein. Die Fahrt geht wieder einmal zum U-Bahnhof, aber Mister Smith lässt mich diesmal vor der Frachtausgabe halten. Danach verlässt er mich für ein paar Minuten und kommt mit einem größeren Paket zurück aus dem zwei Stangen herausragen.

Mit Mühe macht er das Paket im Gepäcknetz fest und sichert es mit zwei zusätzlichen Gurten. Anschließend setzt er sich wieder und lässt mich den Rückweg zum Stall antreten. Unterwegs redet er wie im Selbstgespräch:

"Ich hätte besser noch jemand mitnehmen sollen. Das Paket ist gar nicht so leicht!"

Zurück im Stall ruft er zwei Mitarbeiter, lässt das Paket abladen und auspacken. Anschließend bringt er mich in meine Box zurück. Ich habe den Rest des Tages frei. Der Grund ist mir leider nicht ersichtlich. Ich kann mich an keine Verfehlung erinnern, die es rechtfertigen würde, mich aus dem Verkehr zu nehmen.

Am darauffolgenden Morgen klärt sich alles auf. Er weckt mich und bringt mir das Frühstück. Danach zieht er mich an der Führleine zu der Ecke, in der die Schläuche an der Wand hängen. Dort befestigt er die Führleine an einem der Ringe, die sich in der Nähe der Schläuche an der Wand befinden. Er zieht mir die Hufschuhe aus und stellt sie auf die Seite. Jetzt nimmt er den Schlauch, neben dem ich stehe, in die Hand und dreht den Wasserhahn auf.

Im nächsten Augenblick trifft mich ein kühler Wasserstrahl. Ich mache einen Schritt rückwärts. Mister Smith bemerkt meine Reaktion und schmunzelt.

"Wird gleich etwas wärmer!" meint er.