Mars10-Die Petärztin (3)
?Okay,? sage ich und will schonmal vorgehen, als sich das Telefon meldet.
Ich nehme das Gespräch an. Es ist der erwartete Anruf vom Gestüt Morgan. Ich habe den Sohn der Familie am Telefon, der ganz aufgeregt ist und sich ein paarmal verhaspelt. Ich beruhige ihn und sage, dass ich bald da bin. Anschließend rufe ich telefonisch eine Rikscha und nehme die vor Tagen gepackte Tasche aus dem Aufenthaltsraum. Zu Kira sage ich:
?Informiere die Dame, dass sie mit ihrer Doggie morgen wiederkommen soll, oder mache einen neuen Termin. Du kennst das ja schon.?
Fünf Minuten nach dem Anruf betritt ein Mann die Praxis, der sich als Rikscha-Fahrer vorstellt.
?Ah, Sie schickt der Himmel!? sage ich lächelnd. ?Wir müssen zu einer bevorstehenden Geburt. Holen Sie alles aus den Hengsten heraus, was in ihnen steckt!?
Mit einem Griff habe ich die Tasche in der Hand und bin an der Tür, um sie dem Rikschafahrer aufzuhalten.
?Sie sind wie ein Sandsturm!? meint der Mann und beeilt sich durch die Tür zu kommen.
Im Laufschritt durchqueren wir den Innenhof des Blocks und das Foyer, vor dem sich die Rikschaspur unter der Balustrade befindet. Er schwingt sich auf den Bock und nimmt die Zügel in die Hand. Ich habe die Tasche unter den Sitz gestellt und mich hingesetzt. Die Tasche halte ich mit den Fersen an ihrem Platz.
Vorsichtig fädelt sich der Mann in den fließenden Verkehr und wechselt die Fahrspuren, um auf die inneren Expressspuren zu kommen. Dann geht es im Galopp aus der Stadt.
Eine halbe Stunde später haben wir den Hof der Familie Morgan erreicht. Rick, der Junge, der mich vorhin angerufen hat, steht im Hof. Ich klettere von der Rikscha und nehme meine Tasche aus dem Fußraum. Der Rikschafahrer fragt:
?Soll ich warten, oder rufen Sie später eine andere Rikscha für die Rückfahrt??
Ich schüttele lächelnd den Kopf und antworte:
?Guter Mann, so eine Geburt geht nicht automatisch. Das kann dauern! Bleiben Sie und verzichten Sie heute auf Einnahmen, wenn sie irgendwann im Laufe des Tages ein Fohlen sehen möchten. Ansonsten fahren Sie weiterhin Fahrgäste!?
?Okay,? meint der Mann und schüttelt die Zügel.
Ich wende mich dem Jungen zu und sage:
?Dann zeige mir mal den Weg, mein Junge!?
Wir gehen zum Stall und betreten ihn durch die Tür im großen Stalltor, die sich quietschend bewegt. Kurz darauf kommt uns Herr Morgan aus einer der Ponyboxen entgegen.
?Hallo, da sind Sie ja schon!? ruft er.
Ich steuere nun die Box an, an deren Boxentor der Gestütsbesitzer steht. Darin erkenne ich die Stute ?Wonder? breitbeinig auf der Seite liegen. Frau Morgan kniet an ihrem Kopf, der von einem dicken Haufen Stroh unterstützt wird und legt ihr immer wieder neu ein nasses Tuch auf die Stirn.
?Hecheln, mein Mädchen!? ermuntere ich die Stute. ?Immer wenn die Wehen kommen, hecheln!?
Ich knie mich neben das Becken, öffne meinen Koffer und ziehe Gummihandschuhe über. Dann führe ich vorsichtig meine Finger in die Scham ein.
?Ja, der Muttermund ist schon geöffnet.?
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hrpeter am 01. Mai 21
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