Freitag, 21. Mai 2021
Mars12-Willow (6)
Mein Name ist Brad Williams. Ich arbeite im Fundus der Außenstelle des Ministeriums für Pets in unserer Stadt. In dieser Funktion erhalten die neuen Pets von mir ihre Grundausstattung. Die Arbeit mit Zwangs-Umgewandelten ist interessanter, weil unwägbarer als bei Leuten, deren Wunsch es gewesen ist, als Pet weiterzuleben.
Letztere sind neugierig auf das, was sie erwartet. Erstere haben sich entweder mit ihrem Schicksal abgefunden, oder ihnen wurde unter Hypnose klargemacht, dass sie ein Pet sind. Nun kommt es darauf an, wie tief die Hypnose in die Persönlichkeit eingegriffen hat. Zumeist stehen sie auch noch unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels. Wenn die Wirkung des Medikaments abgeklungen ist, erweist sich, ob das neue Pet Schwierigkeiten macht oder nicht.
Die Cow Willow halte ich also am Oberarm fest und führe sie in unsere Abteilung. Sie trottet ergeben neben mir her. Wir erreichen nach wenigen Minuten meine Abteilung. Dort wird ihr Haar entfernt. Anschließend werden die Haarwurzeln mit einem Laser behandelt. Wir beginnen an den Körperstellen, die später bedeckt sein werden, denn hierbei handelt es sich um eine langwierige Behandlung, für die wir mehrere Sitzungen benötigen.
Danach erhält sie eine Armmanschette, mit der ihre Arme auf den Rücken fixiert werden und Klauenschuhe, in denen sie auf den Fußballen läuft. Ein erfahrener Tätowierer zeichnet ihr zwei Rinderhörner auf Pobacke und Schulterblatt, und locht die Nasenscheidewand. Dort erhält sie zuerst einen dünnen Metallring, der später durch dickere ersetzt wird. Auch werden ihre Ohrläppchen mit Plaketten ausgestattet, in die ihre Lebensnummer eingestanzt ist.
Hierbei handelt es sich um ihr Geburtsdatum, dem zwei Buchstaben vorangestellt werden. So unterscheidet man sie, denn auf dem Mars werden viele Individuen am gleichen Tag geboren. Willows Lebensnummer ist demnach LR 25121176. Später wird sie unter der Nummer in sämtlichen Systemen geführt und kann von den Computern wiedererkannt werden.
Nachdem all das erledigt ist, führe ich sie in einen Raum und lasse sie sich auf einer Klappliege hinlegen. Sie dürfte von den Prozeduren erschöpft sein. Morgen steht ihr noch eine weitere Laserbehandlung der freien Körperstellen bevor, danach kommt sie in den Eingewöhn-Stall.

*

Ich erwache und sehe mich in einem kleinen Raum auf einer Klappliege liegen, als ich die Augen öffne. Ich schaue mich um. Die Wände sind weiß gefliest. Mich zu erinnern versuchend, spüre ich einen ?Nebel? im Kopf. Fragen nach meiner Identität kann ich mir nicht wirklich beantworten, und das beunruhigt mich.
Ich bleibe liegen und schließe die Augen, während ich mich zu erinnern versuche. Zwar wird mir schnell klar, dass ich Willow heiße, aber ist da nicht noch mehr?
Irgendetwas verbirgt sich noch hinter dem Nebel? Ja, klar! Ich bin eine Cow. Ich öffne meine Augen und drehe mich auf die Seite. Richtig, meine Brüste sind die einer Cow. Ich will sanft über die Brüste streichen. Das klappt nicht! Meine Arme stecken auf meinem Rücken in einer Manschette, von den Fingern bis zu den Oberarmen.
Dabei kommt die Erinnerung an eine Person in mir auf, die meine Brüste immer liebkost hat. Ich versuche, mir ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen. Dabei empfinde ich plötzlich Wut auf diese Person! Sie ist der Grund, warum ich nun eine Cow bin! Richard hat mich mit einer Kollegin betrogen. Dann haben er und diese Mary mich aus dem Weg geräumt!
Ich muss jemanden davon überzeugen! Zu den Mitarbeitern des Ministeriums habe ich diesbezüglich kein Vertrauen. Meine Eltern! Ich muss zu meinen Eltern! Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und versuche, mich aufzurichten. Das ist gar nicht so einfach mit den Klauenschuhen an den Füßen. Nach einigen Fehlversuchen stehe ich schließlich schwankend vor der Klappliege und wende mich zur Tür.
Mich umdrehend schaffe ich es schließlich, die Türklinke mit meinen Händen in der Manschette herunter zu drücken. Sie springt auf und ich sehe mich in einer Art Vorraum. Mein Herz macht einen Hüpfer. Vielleicht finde ich aus dem Gebäude heraus und schaffe es bis zu meinen Eltern.