Mittwoch, 19. Mai 2021
Mars12-Willow (4)
Der Mann neben dem Sprecher hinter dem Schreibtisch meint dazu:
?Sehen Sie, Frau Mackenzie, für uns sieht der Fall ziemlich klar aus. Die Unterschrift auf den Papieren entspricht der Unterschrift auf Ihrer Ident-card. Wir können daher nur davon ausgehen, dass Sie das Dokument unterschrieben haben. Es kommt häufig vor, dass Personen in Ihrem Alter die Konsequenzen ihres Handelns nicht beachten und sich später vor der Verantwortung drücken wollen. Die Gesetze unseres Planeten sind Ihnen jedoch bekannt. Sie waren sogar Teil der Abschlussprüfung Ihrer Schullaufbahn. Daher wird es für Sie auch keine Ausnahme geben.?
?Nein, Sie verstehen mich nicht! Bitte, lassen Sie es mich erklären!? flehe ich unter Tränen. ?Mein Mann, ich glaube er hat mich betrogen, mit dieser Mary Ballister. Sie haben diese ganze Aktion ohne mein Wissen durchgezogen, um mich los zu werden! Er, oder vielleicht sogar Mary, haben für mich unterschrieben!?
Kurz herrscht Stille im Raum. Ich kämpfe mit den Tränen. Wie hat Richard mir das nur antun können? Mein eigener Ehemann versucht, mich in ein Pet umwandeln zu lassen! Dabei sind wir immer so glücklich miteinander gewesen. Oh, wenn ich diese Mary jetzt in die Finger bekommen würde. Dieses Weib hat sich nicht nur an meinen Mann herangemacht, sondern mich auch noch in diese schlimme Lage gebracht. Wenn ich dieses Weib nur noch ein einziges Mal zu Gesicht bekäme, würde ich ihr jedes ihrer Haare einzeln ausreißen!
Der Sprecher hinter dem Schreibtisch räuspert sich leise.
?Frau Mackenzie, sie glauben doch nicht wirklich, dass wir eine derart abenteuerliche Geschichte als Entschuldigung akzeptieren würden? Sie sollten sich wenigstens so aufrichtig verhalten, dass Sie ihre Fehler eingestehen und nicht versuchen, sie auf andere Personen abzuwälzen. An der Entscheidung des Ministeriums wird sich nichts ändern. Auf Grundlage des Petgesetzes, hat das Ministerium für Pets entschieden, Sie in ein Pet umzuwandeln.?
?Das können Sie nicht machen! Ich habe diese Papiere nie unterschrieben! Ich will sofort mit einem Anwalt sprechen!? rufe ich voller Verzweiflung aus.
Plötzlich steht Mister Malloy seitlich hinter mir. Mit einer schnellen Bewegung greift er meinem rechten Arm und dreht ihn auf dem Rücken in Richtung der Schulterblätter. Der zweite Mann hinter dem Schreibtisch erhebt sich und umrundet das Möbel. Ehe ich es begreife, spüre ich einen Stich an meinem Oberarm, nahe meiner Schulter. Den Kopf zur Seite wendend, sehe ich die Spritze in der Hand des Mannes.
?Was soll das? Lassen Sie mich sofort los!? schreie ich aufgebracht und versuche mich loszureißen, was mir nicht gelingen will.
?Das war ein Beruhigungsmittel, damit wir zügig fortfahren können,? erklärt der Mann.
Tränen laufen über meine Wangen und ich habe das Gefühl, dass ich gleich das Bewusstsein verlieren würde.
Es dauert nicht lange, bis das Beruhigungsmittel seine Wirkung entfaltet. Mein Wut legt sich und weicht einem tiefen Gefühl der Unzufriedenheit. Nun holt der Mann, der mir die Spritze verpasst hat, einen Gegenstand aus der Tasche, den er vor meinem Gesicht wie ein Pendel hin und her schwingen lässt.
?Sie beruhigen sich wieder!? sagt er. ?Willow, Sie werden ganz ruhig und tun was ich Ihnen sage!?
Tatsächlich werde ich ruhiger. Es ist, als ob ich in eine watteähnliche Wolke gehüllt werde. Mister Malloy lässt mich los und ich setze mich nach Aufforderung auf einen Stuhl in einer Zimmerecke.

*

?Ich denke, wir können weitermachen,? entscheidet der Sprecher hinter dem Schreibtisch. ?Mister Brodman, würden Sie bitte Frau Mackenzie auf den Kreis stellen??
Ich, Daniel Brodman, bin Arzt und Psychologe beim Ministerium für Pets und arbeite zurzeit in der Abteilung für Zwangs-Umwandlungen. Solche und ähnliche Geschichten, wie sie uns Frau Mackenzie gerade aufgetischt hat, höre ich in diesem Büro mehrmals täglich. Es ist einfach die Angst vor der Umwandlung, und die muss ich den Probanden nehmen. Das geht am einfachsten per Hypnose unter Einfluss eines Beruhigungsmittels, wie man hier auch wieder erkennen kann.
?Willow, steh auf und tritt einen Schritt vor!? sage ich nun.
Frau Mackenzie erhebt sich und macht einen Schritt auf mich zu.