Mars10-Die Petärztin (5)
Ich schaue auf den Monitor und lese kurz die Daten der Doggie. Sie heißt ?Skin? und ist zehn Marsumläufe alt. Nun richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Doggie und lächele sie aufmunternd an.
?So, meine Kleine, dann wollen wir mal beginnen. Zuerst muss ich überprüfen, ob du auch wirklich ?Skin? bist?, erkläre ich ihr.
Dafür nehme ich einen kleinen Scanner in die Hand und halte ihn an die linke Schulter der Doggie. Man hört ein leises Piepen und das Gerät liest den winzigen Mikrochip aus, der unter die Haut der Doggie implantiert worden ist. Die ausgelesene Nummer stimmt mit den Daten auf dem Monitor überein.
Anschließend mache ich mich an die Arbeit. Die Routineuntersuchung ist für jedes Pet gesetzlich vorgeschrieben. Das muss mindestens einmal im Marsumlauf geschehen.
Zuerst ist die Messung der Blutwerte dran. Blutdruck und Puls sind in Ordnung. Bei der Entnahme der Blutprobe zuckt sie ein wenig zusammen. Ich rede beruhigend auf sie ein. Auch, um sie damit etwas abzulenken.
Man kann sehen, dass ihr die Untersuchung unangenehm ist. Irgendwo kann ich das schon nachvollziehen, wer ist schon gerne beim Arzt?
Danach mache ich noch eine kurze Ultraschalluntersuchung und schließlich fordere ich die eingeschüchterte Doggie auf, sich wieder normal auf alle Viere zu stellen. Nun taste ich die Unterseite des Pets ab und untersuche dabei ihr Brustgewebe nach Verhärtungen. Die Doggie hält den Kopf gesenkt und lässt die Untersuchung stumm über sich ergehen.
Zuletzt erhält die Doggie noch eine Impfung. Ich setze die Spritze dazu an ihrer Schulter an und injiziere ihr das schützende Serum.
?Das hast du fein gemacht. Bist ein tapferes Mädel!? versichere ich der Doggie und streichele ihr sanft über den Kopf. ?Skin? schaut mich zaghaft an, scheint es aber zu verstehen, dass sie es jetzt hinter sich hat. Zur Belohnung erhält sie noch ein kleines Leckerchen von mir, das sie zögernd, dann aber schüchtern lächelnd annimmt.
Daraufhin senke ich den Tisch langsam ab und führe die Doggie zurück zu ihrem Besitzer. Anschließend gehe ich in den Aufenthaltsraum und fülle mir etwas kalten Tee in ein Glas. Leicht aufseufzend setze ich mich an den Tisch und leere das Glas in kleinen Schlucken. Danach stelle ich das Glas in die Spülmaschine und kehre in das Behandlungszimmer zurück.
Nach einem zehnstündigen Arbeitstag bin ich ziemlich geschafft. Ich gehe in die Küche, um mir zusammen mit den Arzthelferinnen je ein Fertiggericht aufzuwärmen. Zum Glück ist meine Woche nur vier Tage lang. Ich habe zu Beginn mit einer Kollegin, ebenfalls eine niedergelassene Ärztin, einen Vertrag geschlossen, dass sie die folgenden vier Tage meine Patienten mitübernimmt. Dafür mache ich gleiches in ihren freien Tagen. Dadurch hat jede von uns auch immer mal an einem Wochenende Dienst.
Wir tauschen unsere weiße Praxiskleidung gegen die Alltagskleidung aus und stopfen sie in einen Sack, der jeden Morgen von der Reinigung abgeholt wird. Vorhin, bevor wir die Praxis geschlossen haben, ist die frisch gewaschene Praxiskleidung gebracht und von Malia in den Wandschrank geräumt worden. Nachdem ich und Kira mich im System abgemeldet haben, fährt sie den Computer herunter.
Wir verabschieden uns am Standplatz der Rikschas unter der Balustrade des Wohnblocks, in der meine Praxis liegt. Während ich mich nachhause bringen lasse, überlege ich, was ich an diesem Abend noch machen könnte. Mir fällt ein, dass ich mit meinem Mann lange nicht mehr im Varieté-Theater gewesen bin. Bis ich zuhause bin, dürfte auch er von seiner Spätschicht kommen. Aber zuerst freue ich mich auf ein entspanntes Bad.
hrpeter am 03. Mai 21
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