Mars11-Sunshine (3)
Für mich ist damit das Rennen vorzeitig zu Ende. Der Veterinär schient den Unterschenkel provisorisch. Unsere Rückfahrt ist erst für morgen gebucht. Also habe ich noch eine Nacht im Stall des Hippodroms. Bevor ich einschlafe, kommt mein Besitzer mit einem fremden Mann, der meinen Unterschenkel ausmisst und danach Mister Willows beruhigt. Vor der Rückfahrt am nächsten Tag erhalte ich eine neue Schiene angepasst.
*
Nach drei Wochen darf ich zum ersten Mal aufstehen. Man hat meine Arme aus der ledernen Hülle befreit, die sie auf dem Rücken halten, damit ich mich auf Kranken-Gehstöcke stützen kann.
Damit fehlt mir nun aber auch mein Schweif, dessen Kitzeln in den Kniekehlen ich nun vermisse. Schweren Herzens habe ich mich damit abgefunden, denn so komme ich wenigstens selbständig an die Futter- und Wassertröge.
Die Tochter meiner Besitzer hat nun meine Pflege übernommen. Sie ist eine wunderbare Krankenschwester!
Eines Morgens kommt mein Besitzer mit einem fremden Paar in meine Box. Der Mann ist weißhäutig und viel muskulöser als ich es bisher kennengelernt habe. Sollte er etwa von der Erde stammen? Im Unterricht früher in der Schule haben wir einmal Fotos gesehen.
Mein Besitzer zeigt auf mein Bein und fragt:
?Sie sehen die Schiene im Stroh??
Dann erklärt er:
?In dieser Schiene musste er die letzten drei Wochen bewegungslos liegen. Das bedeutete, dass wir ihn füttern und tränken mussten. Dazu gehört auch regelmäßiges Wechseln der Schutzhose. Seit einigen Tagen versuchen wir ihn wieder auf die Hufe zu stellen. Dazu haben wir seine Arme aus der Rückenfessel gelöst und geben ihm Unterarmstützen.?
?Okay,? meint der Erdling. ?Er braucht aber sicher Hilfe zum Aufstehen??
Mein Besitzer nickt. Spontan beugt sich der Erdling zu mir herunter, hebt mich an und hält mich vor seiner Brust in der Schwebe, als wäre ich ein Blatt Papier oder so.
?Geben Sie ihm seine Unterarmstützen!? sagt er nun zu meinem Besitzer.
Dieser gibt sie mir in die Hände, damit ich die Griffe umfassen kann. Anschließend werde ich vorsichtig auf die Hufe gestellt. Danach tritt der Erdling einen Schritt zurück und zeigt auf die Schiene um den rechten Unterschenkel.
?Was sagt der Arzt zur Heilung der Knochenbrüche?? fragt er.
?Das sieht gut aus,? erwidert mein Besitzer. ?Sonst dürften wir ihn noch nicht auf die Beine stellen!?
?Die Schutzhose wurde heute Morgen schon gewechselt?? fragt der Erdling nun.
Ich verdrehe die Augen. Was interessiert den Besucher meine Hygiene?
?Wahrscheinlich noch nicht,? antwortet mein Besitzer. Seine Tochter hat sich auch noch nicht darum gekümmert.
Nun beugt sich der Erdling vor und löst die Klebebänder der Hose an den Seiten. Er zieht mir die Hose vorsichtig zwischen den Beinen hervor, indem er sie mit der Hand hinten hochhält. Anschließend wischt er mich mit der Innenseite der Hose grob zwischen den Beinen sauber und faltet sie zusammen, um sie dann wie ein Paket zu verkleben und meinem Besitzer zu überreichen.
Nicht nur ich, auch mein Besitzer schaut bei der Aktion etwas verwundert drein. Nun sagt der Besucher: ?Ab und zu ist es schon von Vorteil, Astronaut gewesen zu sein.?
Jetzt wird mir einiges klar. Meine Annahme ist richtig gewesen. Der Mann kommt von Outerspace, von der Erde. Aber wieso interessiert er sich so für mich?
Der Besucher reinigt mich sanft und gründlich. Danach erhalte ich von ihm eine neue Schutzhose, die er mir gekonnt anlegt.
?Sie könnten auf der Krankenstation einer Veterinär-Klinik anfangen!? kommentiert mein Besitzer die Aktion anerkennend. ?Dann weiß ich zumindest, dass ?Sunshine? in Zukunft in guten Händen ist!?
Bei dem Satz merke ich auf. Hat mein Besitzer mich etwa weiterverkauft? Der Erdling weckt mich aus den sich überschlagenden Gedanken, indem er mich anspricht:
?Schaffst du es auf die Koppel??
hrpeter am 09. Mai 21
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