Mars12-Willow (2)
Während der Begleiter sich vorne auf den Bock setzt und die Zügel in die Hand nimmt, weist der Oberkommissar mir Platz auf der Sitzbank dahinter an und setzt sich neben mich. Ich fühle eine stärker werdende innere Unruhe aufsteigen. Hoffentlich klärt sich bald alles auf!
Der Wagen fährt anschließend mit zügiger Geschwindigkeit durch die Stadt, dabei überholen wir einige andere Verkehrsteilnehmer, zumeist kleinere Rikschas. Die Hengste vor dem Polizeiwagen sind in der Lage auch höheres Tempo mühelos halten zu können, wie ich feststelle.
Zunehmend komme ich mir wie eine Gefangene vor. Warum hat man mich bloß zuhause abgeholt, statt mir eine Email zu schreiben? Wo sind diese angeblichen Briefe geblieben, die ich erhalten haben soll? Ich hoffe nur, dass sich dieses ganze Missverständnis bald aufklären wird.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreichen wir die Außenstelle des Ministeriums für Pets in unserer Stadt. Der Wagen stoppt vor dem Eingang und die beiden Männer steigen ab.
?Bitte folgen Sie mir,? fordert mich der Kommissar auf.
Widerwillig verlasse ich den Wagen. Stumm folge ich Mister Malloy, während sein Kollege sich um die Hengste kümmert. Ein unangenehmes Gefühl beschleicht mich, das sicherlich mit dem Ministerium zu tun hat. Hier wird über das Schicksal vieler Menschen entschieden. Anträge auf Verwandlung werden bearbeitet, Zuchtbücher geführt und die dafür erforderlichen Freigaben erteilt.
Obwohl ich mir immer noch sicher bin, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, spüre ich ein leichtes Ziehen in der Magengegend. Der Kommissar grüßt kurz die Frau hinter dem Empfang. Danach führt er mich weiter zum Treppenhaus und lässt den Aufzug kommen. Auf der Zielebene angekommen, folgen wir einem Gang und bleiben vor einer Tür stehen. Mein Führer klopft an die Tür und öffnet sie sogleich, ohne auf eine Reaktion zu warten.
Mein Herz klopft wie wild, während wir eintreten. Ich versuche mir einzureden, dass ich mir keine Sorgen machen muss, weil ich nichts falsch gemacht habe. Trotzdem beruhigt es mich nicht.
Ich betrete einen großen Raum in hellen Farben. Rechter Hand steht ein großer Schreibtisch, an dem zwei Männer in der Uniform des Ministeriums sitzen. Kommissar Malloy führt mich in die Mitte des Raumes und weist mich an, stehen zu bleiben. Irgendwie fühle ich mich wie eine Angeklagte.
?Können Sie mir jetzt endlich einmal erklären, warum ich überhaupt hier bin? Was soll das Ganze?? platzt es vor Wut und Nervosität aus mir heraus.
Einer der Männer hinter dem Schreibtisch runzelt die Stirn.
?Ich denke, das wissen Sie doch wohl selbst ganz genau! Ihren Ausweis, bitte!?
Kommissar Malloy tritt nun vor und zückt eine Plastikkarte aus einer Tasche seiner Jacke. ?Er hat mir den Ausweis bei der Überprüfung zuhause nicht zurückgegeben,? schießt mir durch den Kopf. Heftig den Kopf schüttelnd sage ich laut:
?Nein, ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen. Ich habe nichts getan und verlange zuerst eine Erklärung, warum genau ich hierhergebracht worden bin!?
Niemand geht auf mich ein. Stattdessen nimmt einer der Männer hinter dem Schreibtisch den Ausweis in die Hand und fragt:
?Sie sind Willow Petterson Mackenzie, geboren am 25. 19. 1176. Wohnhaft im Wohnblock H57, in der Wohnung 4Süd28, hier in unserer Stadt??
Genervt nicke ich.
?Ja, das bin ich. Ansonsten hätte mich Mister Malloy doch bestimmt nicht hergebracht, richtig?"
?Ganz richtig,? stimmt der Sprecher zu und legt die Ident-Karte vor sich auf die Tischplatte. ?Frau Mackenzie, Sie sind heute hierhergebracht worden, da sie zu ihrer Anhörung nicht erschienen sind. Wir wollten sicher gehen, dass Sie dieses Mal pünktlich hier eintreffen.?
Ich bin sprachlos vor Schreck und Unverständnis. Das kann doch alles nicht wahr sein! Offenbar besteht kein Zweifel, dass hier keine Verwechslung vorliegt, sondern dass ich tatsächlich zu einem Termin geladen worden bin. Da ich nicht reagiert habe ? reagieren konnte! -, hat man mich regelrecht vorgeführt.
hrpeter am 17. Mai 21
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren