Dienstag, 6. Juni 2023
Der Goldhamster -03
Tatsächlich ist die Wunde schnell verheilt. Ein paar Tage nach diesem Ereignis gehe ich wieder in den Discounter und kaufe neuen Vorrat Lebensmittel ein. An der Fleischtheke bleibe ich stehen und überlege:

'Papa kommt in ein paar Wochen zu Besuch. Da sollte ich einen kleinen Vorrat an Fleisch und Wurst im Haus haben.'

Also wandert eine Sammlung tierischer Lebensmittel in den Einkaufswagen, bevor ich den Einkauf zur Kasse schiebe.

*

Meine Lebenspartnerin Vanessa ist die perfekte Hausfrau, wie ich feststellen durfte. In ihrer Jugend hat sie sich um ihre jüngeren Geschwister gekümmert, weil ihre Eltern Totalausfälle gewesen sein sollen. Jedenfalls hat Vanessa sie mir als solche beschrieben. Nachdem ihre Geschwister nun ihre eigenen Leben führen, hat sie eine Ausbildung zur Einzelhandels-Kauffrau in einem Sozialkaufhaus begonnen. Ihr kann man nun wirklich kein X für ein U vormachen. Sie weiß sich zu behaupten und kann einen Haushalt beinahe wie nebenbei führen.

So ist Vanessa auch die treibende Kraft gewesen, die mich dazu gebracht hat, innerhalb von drei Wochen das Rauchen aufzugeben. Dann hat sie unsere Ernährung auf rein pflanzliche Produkte umgestellt - und was soll ich sagen... Was sie kocht, schmeckt einfach!

Irgendwann interessiert sie sich für ein Haustier. Bestimmt fehlt ihr das Kümmern um jemand im Haushalt. Solange ich zuhause bin, genieße ich das Betüddelt werden. Aber mein Beruf als IT-Spezialist bringt es mit sich, dass ich oft in ganz Deutschland unterwegs bin, um die Firmennetze wieder zum Laufen zu bringen. Wenn ein Zentralcomputer abgestürzt ist und ich ihn repariert und die Datengesichert habe, muss ich meist auch die IT-Systeme der Filialen wieder hochfahren. So bin ich tagelang von zuhause weg und sie fühlt sich scheinbar einsam, so allein nach Feierabend.

Bald fragt sie mich, ob ich sie an einem freien Wochenende in das örtliche Tierheim begleite. Schließlich muss das Tier auch mich akzeptieren, wenn ich zuhause bin. Ich sage zu, erkläre ihr aber, dass ich mit Katzen und Hunden meine Probleme habe. Ein Käfigtier empfände ich als die bessere Wahl, meine ich.

Nach der Begrüßung an der Eingangstür des Tierheims, übernimmt Vanessa wie üblich die Konversation. Sie erklärt der Mitarbeiterin den Grund unserer Anwesenheit und lenkt das Gespräch schnell darauf, das wir einen Nager adoptieren möchten. Sie führt uns an mehreren Türen vorbei und öffnet einen Raum, in dem gefühlt Hunderte Käfige an den Wänden entlang und im Raum platziert sind. Der Raum ist erfüllt vom Quietschen der Tretmühlen und Laufräder in den Käfigen. Vanessa tritt näher an die Käfige heran und wandert langsam durch die Gänge. Ich überlasse ihr gerne die Auswahl.