Freitag, 30. Juni 2023
Der Goldhamster -11
Ein Wäldchen ist unser Wendepunkt. In der Nähe eines Picknickplatzes lasse ich das Frisbee wieder fliegen. Vanessa versucht die Scheibe noch im Flug zu fangen, indem sie sich streckt und mit den Händen danach greift. Zu ungefähr fünfzig Prozent schafft sie es und bringt mir das Frisbee zurück. In den anderen Fällen bricht sie in das angrenzende Unterholz und holt es aus den jungen Pflanzen, die dort zum Licht streben.

Ich stelle fest, dass sie sich wie ein Hund auf ihre Fersen setzt und sich aus dieser Position streckt, um bei Erfolg erst wieder in diese Position zurückzugehen und dann nach vorne in meine Richtung zu kommen. Ihr 'Brechen ins Unterholz' hört sich brachial an, ist es aber nicht. Die jungen Pflanzen haben alle noch grüne biegsame Triebe.

Joggend und im 'Bear Crawl' finden wir zur Mittagszeit zu unserer Wohnung zurück. Ich kann verstehen, dass Vanessa müde ist. Aber sie sollte aus dem durchgeschwitzten Jogginganzug heraus, damit sie sich nicht erkältet. Allerdings muss ich nun Hand anlegen und sie hilft mir kaum. Schließlich habe ich es doch geschafft und hänge das Teil im Bad zum Trocknen auf, bevor ich es in die Wäsche packe.

Anschließend locke ich Vanessa in die Wanne und dusche sie ab, um sie danach trocken zu rubbeln. Erst dann lasse ich sie sich im Schlafzimmer hinlegen. Bald darauf ist sie eingeschlafen. Während Vanessa schläft, mache ich uns das Mittagessen. Ich möchte sie nicht gleich schon wieder wecken, also setze ich mich mit meiner Portion an den Küchentisch und mache Mittag. Ihr Essen kann ich ja später in der Mikrowelle aufwärmen, wenn sie wieder erwacht ist.

Nachdem ich mein Geschirr und Besteck in die Spülmaschine geräumt habe, nehme ich die Zeitung von heute und beginne zu lesen, welche Neuigkeiten es in der Stadt gibt. Dabei stoße ich auf einen Artikel, der mich fesselt:

"--Genexperimente an einem Goldhamster--
Im Genlabor Biller im Industriegebiet unserer Stadt, das mit dem Medikamentenlabor Feiser zusammenarbeitet, werden Tierexperimente gemacht, um deren Wirkung an Säugetieren zu testen. Im Interview erklärte Herr Professor Biller, dass er wegen der geringen natürlichen Lebenserwartung dafür Nager bevorzugt..."

Bis hierher lese ich den Artikel, da fällt mir die Mitarbeiterin des örtlichen Tierheims ein. Als wir 'Bonnie' adoptiert haben, hat sie ihre Geschichte grob angerissen. Sie hat damals gesagt, dass der Goldhamster aus einer Versuchsreihe des hiesigen Labors stammt. Das Labor sei von den Behörden geschlossen und die Tiere im Tierheim abgegeben worden.

'Hm,' denke ich. 'Wenn das Genlabor geschlossen wurde, muss das Interview eigentlich schon Monate zurückliegen.'

Aber warum schließt man ein Labor behördlicherseits? Da muss es wohl zu unerlaubten Experimenten gekommen sein, die zum Beispiel gegen Tierschutzbestimmungen verstoßen.