Mars11-Sunshine (6)
Ich führe den Mann in einen Nebenraum, wo verschiedene Sulkies hochkant an der Wand lehnen, aber auch an Gestellen befestigt sind. Wir gehen die Reihen ab bis Herr Armstrong neben einem zweisitzigen Sulkie stehenbleibt.
?Ich will meine Frau mit einem Picknick überraschen,? sagt er. ?Da wäre ein solcher Zweisitzer genau der Richtige.?
?Der kostet Sie acht Stein pro Stunde,? meine ich.
?In Ordnung,? antwortet Herr Armstrong, und hebt den Sulkie aus dem Gestell.
Er klemmt sich das Gefährt unter den Arm und trägt es zu Sunshines Box. Jedesmal, wenn ich das sehe, muss ich mich vergegenwärtigen, dass Herr Armstrong andere Schwereverhältnisse gewohnt gewesen ist.
Bei Sunshines Box angekommen, sehen wir ihn im Stroh liegen. So erschöpft kann er gar nicht sein, dass er sich ein Schläfchen gönnt.
Kaum öffnet Herr Armstrong das Boxengatter, hebt der Hengst auch schon den Kopf und schaut interessiert.
?Hi, Sunshine, hast du Lust auf eine Ausfahrt, nur so zum Spaß?? spricht Herr Armstrong seinen Hengst nun an.
Dieser lächelt ihm entgegen und arbeitet sich aus dem Stroh in die Senkrechte hoch. Anschließend lässt er sich von seinem Besitzer aus der Box führen. Ich lege dem jungen Hengst Geschirr und Zaumzeug an und schiebe ihm die dünne Trense zwischen die Zähne. Herr Armstrong hilft mir, ihn vor den Sulkie zu spannen. Dann setzt er sich auf den Bock und sagt ?Hü?, wobei er die Zügel schwingt.
Sunshine zieht an und führt den Sulkie im Schritt aus dem Stall. Draußen orientiert sich Herr Armstrong kurz und lenkt das Gespann in den vorbeiziehenden Verkehr. Ich wünsche den Beiden gedanklich alles Gute für die Ausfahrt.

*

Mein Besitzer hat mich zu einer nachmittäglichen Spritztour im Stall des Transportverbandes abgeholt und lenkt mich langsam durch den Verkehr von Olympia. Ich denke, er muss selbst noch ein Gefühl dafür bekommen, wie es sich anfühlt, einen Wagen zu lenken und ein Pony zu führen.
Unter der Balustrade eines Wohnblocks lenkt er mich in die Haltespur für Rikschas hinein und steigt ab. Er sagt:
?Warte hier, Sunshine! Ich bin sofort zurück.?
Wegen der Scheuklappen am Zaumzeug kann ich nicht sehen, was weiter geschieht. Vielleicht ein paar Minuten später setzen sich zwei Personen auf den Bock hinter mir, nachdem sie etwas unter dem Bock befestigt haben. Danach höre ich meinen Besitzer, wie er sagt:
?Na los, Sunshine! Es geht weiter.?
Wieder ziehe ich an und lasse mich in den Verkehr lenken. Nach ein paar Minuten lenkt er mich auf die mittlere Spur und befiehlt:
?TRAB!?
Ich laufe nun in einem entspannten Trab die Straße entlang. An den Kreuzungen taste ich mich im Schritt vor und bleibe stehen, wenn mein Besitzer es will, oder trabe über die Kreuzung, wenn er es sagt. Von den Touren als Rikschahengst weiß ich, dass wir uns allmählich der Stadtgrenze nähern.
Bald haben wir die letzten Häuser hinter uns gelassen, die Straße wird enger und landwirtschaftliche Nutzflächen herrschen an den Straßenrändern vor. So weit draußen, war ich bisher noch nie!
Bei jedem Schritt erklingt das laute Klacken der Hufe auf dem festen Untergrund. Zunehmend weniger andere Gefährte sind zu hören. Für einen Moment schließe ich die Augen.
Herr Armstrong ist mir ein verantwortungsbewusster fürsorglicher Besitzer. Er hat mir ein neues Lebensziel nach meinem Rennunfall gegeben. Es macht mir Spaß, die Leute allein oder zu zweit durch Olympia zu kutschieren. Einen solchen privaten Ausflug hat es bisher noch nicht gegeben. Entsprechend neugierig bin ich auf den Ablauf des heutigen Nachmittages.
Eine Rikscha von zwei Hengsten gezogen, kommt uns entgegen. Das Geräusch der Hufe und Räder verebbt bald darauf wieder. Mein Besitzer schlenkert die Zügel, also erhöhe ich mein Tempo und falle in einen schnellen Trab. Der Sulkie rollt zügig die Straße entlang, die beinahe schnurgerade durch Felder und Bambuswälder führt.