Sonntag, 15. Dezember 2019
Eine Session (1)
Bei meinen täglichen Aufenthalten im Internet – ich lade keine selbst-geschriebene Geschichten hoch – bekomme ich heute fast zeitgleich zwei Reaktionen: Per „persönlicher Nachricht (PN)“ meldet sich eine ‚Catdog‘ mit „Wuff“ und eine ‚Bondagegirl‘ liked einen meiner Beiträge.
Neugierig geworden schaue ich mir beide Profile an. ‚Bondagegirl‘ ist 41 und ‚Catdog‘ 22.
Nun bin ich schon sechs Jahre auf den Seiten für BDSMler, und dort in den Petplay-Gruppen aktiv, aber bisher hat sich nie jemand für mich persönlich interessiert. Mein Profil ist den anderen Mitgliedern anscheinend zu ‚soft‘, denke ich mir immer. Nun aber gibt es gleich zwei Interessentinnen auf einmal.
Also versuche ich ‚Bondagegirl‘ eine Freundschaftsanfrage zu senden. Leider sperrt sich das System nun und bietet mir den Premiumstatus gegen Geld an. Daher bedanke ich mich per PN bei ‚Bondagegirl‘ für ihr ‚Like‘ und frage sie gleichzeitig, ob sie Interesse an einem Livetreffen hätte.
Der ‚Catdog‘ sende ich nur eine kurze PN mit dem Inhalt:
„Hallo Catdog 😊. Deiner Nachricht entnehme ich, dass dich Dogplay interessiert. Was magst du daran so?“
In beiden Profilen finde ich in der Rubrik ‚Erfahrungen‘ eine Menge über SM. Da ich selbst kein SMler bin, und diese Praktiken eher ablehne, bin ich entspre-chend neugierig auf die Antworten der Beiden. ‚Bondagegirl‘ ist noch dazu Münchnerin laut ihrem Profil, schreibt darin aber auch, dass sie oft ‚im Norden‘ ist. ‚Catdog‘ kommt dagegen aus dem Bonner Raum.
‚Bondagegirl‘ schreibt mir zurück, dass sie von mir gerne mehr über mein Petplay erfahren möchte, bevor sie sich mit mir trifft. Das ist mir vollkommen verständlich, plädiere ich doch auch in meinen Beiträgen in der Gruppe für ein Vorgespräch in irgendeinem Café, bevor man sich zum Spielen trifft. Dabei kann alles zur Sprache kommen, was beiden Petplayern auf der Seele liegt, sowie Vorlieben und NoGos abgefragt werden. Man erkennt, ob Sympathie überspringt. Im anderen Fall geht man halt freundschaftlich auseinander.
Da mir ‚Catdog‘ nur antwortet: „Ich wollte schon immer ein Hund sein,“ schreibe ich ihr, dass ich mich gerne mit ihr zu einem Vorgespräch treffen würde. Nun lese ich mehrere Tage nichts mehr von ihr.
‚Bondagegirl‘ schreibe ich dagegen eine längere PN:
„Petplay ist nicht gleich Petplay, das siehst du richtig! Es ist immer das, was die Beiden, die miteinander spielen wollen, vorher miteinander vereinbaren!
Player, die zum Beispiel vom SM herkommen, schicken ihren ‚Dogslave‘ zur Demütigung auf alle Viere und lassen ihn/sie aus einem Napf essen. Deren Spiel hat wenig von einem echten Hund.
Dann gibt es Petplayer, die zum Spaß, zur Entspannung vom Alltag ein Pet spielen. Sie ‚lassen ihr inneres Tier heraus‘ und kümmern sich auch nicht, ob das Tier, das sie darstellen, in echt so oder so reagieren würde.
Wiederum gibt es Petplayer, die sich beim Spiel nahe am Verhalten eines echten Hundes halten. Echte Hunde kommunizieren untereinander und mit ihren Menschen über Gestik und Mimik. Diese nonverbale Kommunikation würde ich dir beibringen. Hinzu kommt noch das Kommandotraining. Dieses Training unterbreche ich immer wieder mit Hundespielen, wie Apportieren, Ball-, Zerr-spiele. Dogplay soll schließlich Spaß machen. Lachen ist grundsätzlich erlaubt!
Ach ja, oft werde ich nach dem Outfit gefragt. Da Petplay für sich genommen asexuell ist, kannst du gerne etwas Leichtes tragen, wie zum Beispiel Tshirt und Leggins, statt nackt zu spielen.
Es gibt Petplayer, die ein Outfit aus Gummi oder Leder verlangen, und eine Hundemaske. Masken mag ich nicht, weil man dann die Mimik des Pets nicht mehr sieht, nach der ich mich auch richte. Lack/Leder/Latex ist eine Fetisch-angelegenheit! Nach einer Session in solch einem Outfit schwimmst du in deinem Schweiß in Latex- oder Lederoutfits. Dann lieber für Outdoor einen Lycra-Anzug.“
„Vielen Dank für deinen langen Text,“ schreibt ‚Bondagegirl‘ zurück. „Aber ich stehe doch lieber auf Nackt und Demütigung.“
„Nachdem mit der Zeit Vertrauen und Zuneigung gewachsen sind, kannst du gerne nackt spielen…
Ich trainiere nach der Methode ‚positive Verstärkung‘, wie heute in allen Hundeschulen üblich,“ schreibe ich ihr als Antwort. „Das bedeutet Motivation über Lob und Belohnung, nicht über Bestrafung! Dabei kann es vorkommen, dass ich dir sanft durch dein Haar streich, über Wange oder Flanke (Seite).“
„Das ist dann doch nichts für mich,“ schreibt sie nun.
Ich antworte ihr auf dem gleichen Weg:
„Kein Problem! Dann wünsche ich dir freundschaftlich noch weiterhin viel Glück für deine Suche. Da gibt es sicher Viele, die das Gleiche mögen wie du!“
„Auch dir viel Glück für deine Suche,“ meint sie zum Abschluß.
In der Zwischenzeit habe ich ‚Catdog‘ per PN gefragt, warum nichts mehr von ihr kommt. Tags darauf ganz in der Frühe schreibt sie zurück, dass sie momen-tan durch ihr Studium stark eingespannt ist. Darauf antworte ich ihr:
„Okay, das verstehe ich. Ich warte also, bis du dich wieder meldest.“
Erst am kommenden Wochenende lese ich wieder etwas von ihr. Sie schreibt:
„Hallo, wie geht’s? Ilona“
Erfreut über die Nachricht von ihr, schreibe ich zurück:
„Soweit ganz gut. Hast du die Woche in der Uni gut weggesteckt? Was hältst du von einem Vorgespräch, in dem der grobe Rahmen fürs Spiel von uns beiden festgesteckt wird? Ich möchte dich halt erst einmal zivil kennenlernen, von deinen Wünschen und Sehnsüchten in Bezug aufs Dogplay erfahren und deinen NoGos!
Ich denke, im zwanglosen Gespräch Aug in Aug entdeckt man am besten Sympathien füreinander – oder Antipathien… Im letzten Fall geht man in Freundschaft auseinander. Wenigstens hat man einen interessanten Nachmittag verbracht… Jedenfalls übernehme ich mindestens die Hälfte deiner Fahrtkosten!“
‚Catdog‘ schreibt zurück:
„Das finde ich nobel von dir! Aber können wir nicht jetzt schon per PN darüber schreiben?“
„Okay,“ schreibe ich, „dann beschreibe ich dir zuerst einmal Mein Petplay, denn es gibt tausend unterschiedliche Möglichkeiten, je nachdem wie sich Beide, ‚Doggie‘ und ‚Owner‘ im Vorfeld darüber einigen.“
Ich wiederhole fast wörtlich die PN, mit der ich ‚Bondagegirl‘ mein Petplay erklärt habe. Leider ist sie zwischendurch schon wieder offline gegangen, also muss ich wieder auf die Antwort warten. Bevor ich für heute offline gehe, schiebe ich noch eine PN hinterher:
„Mein Petplay ist natürlich nicht das Nonplusultra! Ich sagte ja, es gibt tausend Varianten. Wir müssen uns halt abstimmen, auf eine gemeinsame Grundlage einigen. Um einen Kompromiss zu finden, brauche ich Deine persönlichen Vorstellungen von Petplay!“
Am Sonntagvormittag schließlich lese ich ihre Antwortnachricht, die sie ein paar Stunden zuvor mitten in der Nacht geschrieben hat:
„Ich finde es gut, dass ich bekleidet spielen darf und du nicht gleich Sex verlangst.“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, hätte ich mir doch eine ausführlichere Antwort gewünscht. Dann muss ich aber doch lächeln und antworte ihr:



Wenn sie träumt...
Wenn sie träumt ist sie wo anders,
Dann lebt sie den Moment.
Wenn sie spielt ist sie wo anders,
Lässt den Alltag los.
Dann geht sie barfuß über Gras.
Sie liebt das Gefühl.
Sie würde ihren Traum gern verwirklichen,
Aber ob sie sich das traut?
Selbst wenn die Zeit es mal erlaubt...
Sie will auch mal träumen,
Macht die Augen zu.
Und wenn sie spielt ist sie wer anders
Lässt alles los,
Da ist nur noch das Gefühl
Zurück tritt das Rationale
Spontanes Handeln nach Gefühl