Giselle (6)
Gigi beginnt gedankenverloren mit der Tischdekoration zu spielen.
Dabei sinniert sie gedämpft: „Ein menschliches Haustier… Was für ein interessantes Konzept.“
Inzwischen ist es dunkel geworden. Ich stehe auf und räume den Tisch ab. Dann sage ich:
„Es ist schon spät. Wir sollten uns zurückziehen. Morgen ist auch noch ein Tag, GIGI.“
„Ich bin aber noch gar nicht müde!“
Ich muss breit grinsen.
„Wer mault denn da?“
Sie zieht einen Schmollmund.
„Was hast du denn für Musik im Haus?“
‚Okaayyy,’ denke ich und zeige ihr die Schubladen mit meinen CDs. Ich habe neben der Sitzlandschaft den Nachbau einer alten Musikbox stehen. Sie nimmt eine CD mit Kuschelrock und fragt:
„Wo schiebe ich die rein?“
Sie gibt mir die CD und ich schiebe sie in den Player in der Musikbox. Sie setzt sich in die Polster und ich setze mich einen halben Meter neben sie.
Nach den ersten Takten der Musik streift sie die Schuhe aus und hebt die Füße auf das Polster. Dabei kommt sie mir näher und wenige Takte später liegt ihr Kopf auf meinem Oberschenkel.
Wieder beginne ich sanft in ihren Haaren zu spielen und streiche mit der Fortdauer der Musik über ihre obenliegende Wange und Schulter. Sie genießt es mit geschlossenen Augen. Minuten später richtet sie sich auf und zieht sich ihr Top aus. Dann folgt die Hose. Nun nur noch in Slip und BH legt sie sich wieder zurück auf meinen Oberschenkel.
Ich nehme die Einladung insoweit an, dass ich mit den Fingern auf ihrer obenliegenden Körperhälfte sanft streichelnd auf Entdeckungsreise gehe. Schließlich zuckt sie zusammen und lacht.
„Kitzlig?“ frage ich, ebenfalls lachend.
Sie schaut mich mit einem besonderen Blick an. So vertraut, so… verliebt…
Ich stehe auf und frage: „Magst du mit mir hinüber in MEIN Schlafzimmer kommen?“
Sie setzt sich ebenfalls auf. Ihr Blick verspricht vieles. Ich halte ihr meine Hand hin, die sie ergreift und sich daran hochzieht. Ich ziehe sie an mich und sie lässt es zu, dass ich ihr einen sanften Kuss auf die Nasenspitze setze.
Arm in Arm gehen wir ins Schlafzimmer und lassen die Türen offenstehen, damit die kuschelige Musik bis ins Schlafzimmer dringen kann. Dort setze ich mich auf das Bett und ziehe sie mit. Sie fällt auf die Matratze und dreht sich lachend auf den Rücken…

*

Am Morgen des nächsten Tages werde ich von der Sonne geweckt. Ich drehe mich zur Seite und sehe den Platz neben mir leer. Mich aufsetzend vernehme ich Besteck klappern in der Küche. Also stehe ich auf und gehe ins Bad.
Ich bin fast fertig, als die Tür aufgeht und Gigi den Kopf hereinstreckt.
„Ah, hier bist du. Ich habe mir erlaubt, deine Küche zu benutzen. Schlimm?“
Sie schlüpft herein und schlingt mir ihre Arme um den Hals. Ich gebe ihr einen Kuss.
„Schlimm? Nein. Das war eine wunderschöne Nacht, Gigi!“
„Das finde ich auch. Magst du frühstücken kommen?“
Ich nicke und folge ihr zum Essplatz. Wir frühstücken zusammen. Wieder füttere ich Gigi zwischendurch, indem ich ein Brötchen an der Ecke mit Belag bestreiche und sie abbeißen lasse. Dabei blinzele ich ihr schelmisch zu.
Lachend nimmt sie das Angebot an und beißt ab. Sie fragt:
„Ich habe mir das eben noch einmal durch den Kopf gehen lassen, das Experiment. Gesetzt der Fall, mir würde es Spaß machen, deine Hündin zu sein – was würde das bedeuten?“
„Das bedeutet Hingabe! Du brauchst keine Angst haben. Pflanzen und Tiere brauchen viel Pflege. Das hast du ja selbst erfahren durch BOOMER. Für die Dauer des Experiments bräuchte ich deine totale Hingabe. Eine Hündin ist stets neugierig, überall mit Augen und Nase dabei. Sie braucht die Zuwendung ihres Herrn!
Wir werden das Hauptaugenmerk auf das Training richten. Du darfst nicht vorzeitig aufgeben! Vielleicht musst du vieles tun, was du bisher noch nie gemacht hast. – Und: Du wirst nackt sein!“
Gigi antwortet mit zweifelnder Miene: „Nackt? Das macht mich nervös.“
„Kribbelig,“ antworte ich lächelnd. „Auch ich bin kein toter Stockfisch. Mir wird es ähnlich gehen.“
„Ich weiß,“ sagt sie mit einem in die Ferne gerichteten Blick.
„Wenn du wie meine Hündin behandelt wirst und ich meine Zeit zum Großteil damit verbringe, dich zu trainieren, dir Zuwendung zuteil werden zu lassen, mich um dich kümmere und sorge, wird dir Nacktheit unwichtig sein.“
„So wie Kessi?“
„Interessiert dich das Experiment?“
„Deine O zu sein? Deine Hündin?“
Sie lacht mich an.
„Du nimmst die Sache nicht ernst genug…“ meine ich. „Ab einem gewissen Punkt wirst du dich wie der glücklichste Mensch auf Erden fühlen. Keine Alltagssorgen mehr!“
„Okay, aber wieso nackt?“
„Tiere tragen keine Textilien…“ entgegne ich.
Sie frühstückt eine Zeitlang stumm, dann schaut sie wieder auf.
„Ich habe dich sehr gern, Peter! Und ich bin auch gerne hier. Schon jetzt scheinen meine Probleme Lichtjahre entfernt zu sein! – Ach, was soll’s, ein langes Wochenende werde ich das bestimmt aushalten, und danach um eine Erfahrung reicher!“