Mittwoch, 13. Mai 2020
Giselle (15)
„Ja, wenn das, was du mir da schreibst real wäre…“ sinniert sie.
„Im Alltag beweist sich, ob das Reden bestand hat! Deshalb sagte ich ja, du hast alle Zeit der Welt, Vertrauen zu mir aufzubauen! Du gibst daher die Kontrolle über dich auch nur tröpfelweise an mich ab!“
„Ich fühle mich so wohl in deiner Nähe! Ich habe gar keine Lust Fragen zu stellen, oder besser: In meinem Kopf jagen sich die Gedanken. Ich habe nicht die kleinste Chance, einen davon zu fassen zu kriegen, um ihn formulieren zu können.“
„Versuche nicht, etwas zu erzwingen, Gigi. Gefühle lassen sich nicht in ein Korsett pressen. Lasse ihnen die Zeit und den Freiraum, den sie brauchen, um konkreter zu werden!“
Schließlich hat sie Düsseldorf erreicht und ist auf dem Weg in ihr Zimmer.

*

Sechs Wochen Kündigungsfrist muss Gigi einhalten. Danach ist sie frei für mich. Ich sende ihr noch etwas Geld auf ihr Konto, damit es ausgeglichen gekündigt werden kann. Hier im Ort werde ich ein Konto für sie eröffnen, damit sie im Alter etwas hat.
Dann fahre ich zu ihr, um den Rest ihres Hausstandes in meinen Wagen zu packen. Nach einer gemeinsamen Nacht in einem Hotel, um auch die Batterie des Wagens aufzuladen, begeben wir uns auf die dreistündige Fahrt zu mir. Sie ist wieder sehr still und hängt ihren Gedanken nach. Ich lasse sie in Ruhe.
Schließlich kommen wir bei mir an. Ich parke den Wagen unter dem Carport und schließe ihn an das eigene Stromnetz an. Dann gehen wir zusammen ins Haus.
Es ist wieder späte Mittagszeit, so dass mein erster Weg in die Küche geht, um etwas zu essen zu machen. Gigi zieht sich in der Zwischenzeit aus und hängt ihre Kleidung über ihre Koffer und Kartons, die ich erstmal im Eingangsbereich abgestellt habe. Dann kommt sie zu mir in die Küche, streicht mir um die Beine und macht am Durchgang zum Essplatz SITZ. Von dort beobachtet sie interessiert mein Tun.
„Du hast dir also in den vergangenen Wochen ein paar Gedanken gemacht?“ frage ich, während ich Gemüse schnippele. „Dir gefällt das Dogplay, das Umsorgt werden, die liebevolle Zuwendung, mein Kümmern um alles Wesentliche?“
„Ja, Herr. Das gefällt mir sehr. Und ich bin im Nachhinein auch so froh, dich getroffen zu haben!“
„Du zeigst einen starken Charakter, Gigi: Du WILLST mir gehören, in guten wie in schlechten Zeiten. Du willst eine innere Sehnsucht verwirklichen – dich verwirklichen!
Ich lasse dich nun sein, wie du innerlich bist, und verstärke das durch Lob und Belohnung, wenn du tust, was ich von dir verlange, was dein eigener Antrieb von dir verlangt. Dass ich dir einen starken Charakter zubillige, ist eine Aufwertung, Wertschätzung meinerseits!“
„Ja, aber ich habe nicht immer einen starken Charakter. Ich bin auch manchmal schwach und brauche dann einen gewissen Antrieb…“
„Ich weiß, dass manchmal die Motivation nachlässt. Da hilft es, dich liebevoll zu motivieren, verbal oder nonverbal, bis dahin, dir eine Auszeit zu genehmigen! Wie sagt man dazu: Ich habe ein hörendes Herz…“
„Ja, das hast du wirklich, Herr! Du bist offen für alles, was mich beschäftigt, und beweist ein Herz mit deinen entgegenkommenden Problemlösungen…“
„Die sich aber innerhalb der Grenzen bewegen, die ich vorgebe! Ich bin bei Abweichungen von der globalen Linie durchaus konsequent!“
Ich bin in der Küche inzwischen fertig und fülle mir den Teller und ihr den Napf. Dann bringe ich beides an den Essplatz und lasse Gigi zwischendurch aus ihrer Flasche trinken. Schließlich bringe ich alles in die Küche und fülle die Spülmaschine, die ich mir extra angeschafft habe, weil sich mein Haushalt nun ja vergrößert hat.
Anschließend gehe ich zur Sitzgruppe, rufe Gigi heran und wiederhole die Kommandos, die sie schon kennt. Nacheinander sage ich mit Unterstützung der Handzeichen SITZ, PLATZ, AUF, MACH MÄNNCHEN, SITZ, HOL, AUS, BEI FUSS, gehe mit ihr an meiner Seite kurz im Wohnzimmer herum und setze mich auf den Rand der Couch. Dann klopfe ich auf die breite Sitzfläche neben mir und sage HOPP.
Gigi springt vorsichtig auf die Couch, legt ihren Kopf auf meinen Oberschenkel und schaut aus dieser Position zu mir auf. Ich beuge mich vor, angele ein Schokochip aus der Schüssel auf dem Couchtisch und halte es ihr hin. Dabei streichele ich ihr über den Kopf bis in den Nacken und massiere gedankenverloren ihre Schultern. Sie genießt sichtlich meine Massage, denn sie schließt die Augen und brummt leise vor sich hin.
Darüber muss ich lächeln und angele noch ein Schokochip. Das halte ich Gigi wieder vor die Nase, nur etwas weiter weg. Sie reckt sich, um daran zu kommen. Ich bewege es aber seitlich weg. Sie dreht den Kopf und behält dabei das Leckerli im Auge. Ich bewege die Hand weiter Richtung ihres Nackens. Gigi dreht sich auf die Seite und noch weiter. Jetzt liegt sie auf dem Rücken und ich gebe dir den Schokochip, sage dabei ROLL und mache mit dem Zeigefinger der anderen Hand eine kreisförmige Bewegung in ihrem Sichtbereich.
Gigi schaut lächelnd und die Schokolade kauend zu mir auf.
Ich beuge mich zu der Schüssel und nehme noch einen Schokochip. Dann wiederhole ich das Kommando. Nun liegt sie wieder auf dem Bauch. Und noch ein drittes Mal sage ich ROLL und beschreibe mit dem Zeigefinger einen Kreis. Nun dreht sie sich schon ohne Schokochip. Trotzdem bekommt sie einen von mir, als sie wieder auf dem Rücken liegt. Dann beginne ich, die Linie ihrer Schlüsselbeine mit dem Zeigefinger sanft nachzuziehen.
Gigi liegt mit dem Kopf auf meinem Oberschenkel und schaut, was ich mache. Mein Finger wandert zwischen ihren Brüsten tiefer bis kurz über dem Bauchnabel. Dann erkundet er ihre Brust. Ihre Nippel werden hart. Ich massiere erst sanft die eine, dann die andere Brust und spiele erst mit dem einen, dann mit dem anderen Nippel.
Sie macht ein Hohlkreuz und hebt ihre Arme. Ihre Fäuste in den Pfotenhandschuhen liegen nun rechts und links neben ihren Wangen. Ihre Augen schauen flehend zu mir auf. Dabei höre ich leise einen seufzenden Ton.
Ich schaue zur Uhr. Es ist früher Nachmittag. Mir kommt eine Idee. Der Schelm blitzt in meinen Augen. Ich halte ihren Kopf, stehe von der Couch auf und lege ihn sanft in das Polster.



Giselle (14)
„Gut, nun versetze dich mal in die Gegenseite,“ biete ich ihr an. „Die Besatzung des Schiffes hat im Berufsalltag ein Gespür dafür entwickelt, was während einer Schiffstour mit Touristen alles schief gehen KÖNNTE und beugt vor. Sie haben (allen voran der Schiffsführer) während der kompletten Arbeitszeit, mit den unterschiedlichsten Leuten an Bord, ständig die volle Kontrolle. Dafür müssen sich die Passagiere Anweisungen fügen, die zu ihrem Wohl getroffen werden – und sie tun es im Vertrauen gern!“
„Ja, aber was hat das jetzt mit mir zu tun?“ fragt sie mich.
„Du hattest eben gesagt, dass dein Freund sich bei vielen Sachen im Alltag auf deine Selbstverantwortung verließ, statt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Das tun übrigens viele Männer heute so. Das habe ich schon von vielen Frauen so gehört, wie jetzt von dir!“
„Schlimm ist das, wie kleine Jungs bei Muttern…“
„Ich bin anderes gewohnt, Gigi. Ich habe gelernt, meine Augen überall zu haben. Ich lasse die Ereignisse zwar laufen, solange ich keine Gefahr für dich ‚wittere’. Ich bin also kein ‚Marionettenspieler’, aber ich schreite ein, sobald ich ein Problem erkenne, um es zu ‚umschiffen’, oder wenn es durch eine Aktion/Nichtaktion von dir geschehen ist, die Folgen zu mildern.
Vor einiger Zeit, zum Beispiel, bin ich einmal mit dem Bus gefahren. Eine Gruppe Frauen mit riesigen Reisekoffern stiegen ein. Sie deponierten die Koffer im Bereich der hinteren Türen und verteilten sich auf die Sitzplätze. Mein Stammplatz ist aus Gewohnheit immer an der hinteren Tür, beim Ausstieg also, bzw. Einstieg für Rollstühle und Kinderwagen. In der nächsten Kurve kippten zwei Koffer um. Ich stellte sie wieder hin. Dann passierte das wieder. Ich sicherte den Koffer. Schließlich schlidderte ein Koffer bei einem Fahrmanöver durch den halben Bus. Ich bin dann aufgestanden, habe ihn eingesammelt und mich daneben gestellt, so dass ich den ganzen Koffern mit meinen Beinen Halt geben konnte. Jetzt sag mal, was passiert wäre, wenn ich mich auf die Selbstverantwortung der Gruppe berufen und weggesehen hätte. Das wären an jeder Station dutzende Stolperfallen gewesen und die über 50jährigen Frauen wären beim Versuch, die Situation zu klären, hingesegelt und vor Beginn der eigentlichen Reise zum Teil ins Krankenhaus gekommen…“
„Was haben die Frauen gesagt?“
Ich schaue kurz von der Straße auf. War Gigi nun belustigt oder gelangweilt? Dann lache ich kurz und antworte ihr:
„Sie haben sich bedankt und wollten mich als Reisebegleitung engagieren für die nächsten zwei Wochen…“
Sie fragt lächelnd: „Hast du angenommen?“
„Ich? Ich muss arbeiten. Ich kann mir nicht einfach Hals über Kopf frei nehmen. Ich habe Pflichten!“
„Und was wolltest du mir jetzt damit sagen?“
Hm, was ist nur mit ihr los im Augenblick? Ich erkläre es ihr:
„Ganz einfach: Ich habe Erfahrung. Gib die Kontrolle über dein Leben an mich ab. Übergib mir die Verantwortung für dich und du hast eine Menge Alltagssorgen weniger! Du fühlst dich freier! Frei von den Zwängen der Gesellschaft. Der Rahmen, den ich dir vorgebe, orientiert sich an deinem Wohl und daran, was wo wie in dieser Gesellschaft machbar ist. ICH zerbreche mir den Kopf dafür, den goldenen Mittelweg zu finden! DU kannst dich vertrauensvoll auf mich verlassen!“
„Ja, eben letzteres ist so schwer. Ich kenne dich noch nicht so gut. Wie soll ich da solch ein großes Vertrauen in dich setzen können? Andererseits ist da dieses wohlige Gefühl von Geborgenheit, sobald ich in deiner Nähe bin… Ich fühle mich zerrissen! Und das gerade jetzt, wo ich wieder auf dem Weg nach Düsseldorf bin,“ antwortet sie.
„Ich weiß, Gigi, ich weiß! Vertrauen ist eine empfindliche Pflanze. Sie braucht intensive und langzeitige Pflege. Viel zu schnell ist die Pflanze verletzt oder verdorrt. Willst du eine Doggie-Owner-Beziehung mit mir, muss ich dir Zeit geben Vertrauen zu fassen. Du musst dafür auch nicht die komplette Kontrolle sofort an mich abgeben, sondern bei steigendem Vertrauen immer mehr. Du kannst mir auch Kontrolle über dich entziehen, wenn du Vertrauen in mich verlierst!“
„Hm…“
Nach einer längeren Zeit der Stille kommen wir am Bahnhof an und ich trage ihr die Tasche auf den Bahnsteig. Dann dauert es nicht mehr lange und der Intercity läuft ein. Zum Abschied umarmt sie mich und bettet ihren Kopf an meine Brust.
„Gigi, du musst einsteigen,“ sage ich und hebe ihr Kinn an.
Ich gebe ihr einen Kuss auf den Mund und fahre sanft mit der Zunge zwischen ihre Lippen. Zusammen steigen wir ein und drinnen löse ich mich von ihr um zurück auf den Bahnsteig zu treten und die Tür frei zu machen. Dann ertönt schon der Pfiff und der Zug setzt sich in Bewegung.
„Gigi??“
Als ich wieder zuhause angekommen bin, schreibe ich ihr eine SMS.
„Sorry, mein Herr. Ich bin während der Fahrt in Gedanken weit weg gewesen. Eben fahren wir in Köln ein. Bald bin ich zuhause.“
„Nicht Trübsal blasen, Gigi,“ schreibe ich zurück. „Nutze die Tage in Düsseldorf um dein Leben zu überdenken. Welches gefällt dir lieber… Dann treff’ eine Entscheidung!“
„Du bist der Herr…“
„Was meinst du? ICH soll entscheiden, was gut für dich ist? Du weißt, wie ich entscheiden würde: Ich würde sagen, regele deine Angelegenheiten und kündige deinen Job in Düsseldorf. Dann komm zu mir.“
„JAAA“
„Ich sehe das so: Sobald du real meine Doggie bist, heißt das für mich, du hast dich vertrauensvoll in meine Hände gegeben – oder anders: Du hast dich mir geschenkt! Welchen Wert hat nun ein Geschenk, das darin besteht, dass man sich selbst zum Geschenk macht?“
„Das ist völlig unterschiedlich. Einer Frau mit wenig Selbstwertgefühl ist dieses Geschenk auch nur von geringem Wert. Der Wert steigt mit dem Selbstwertgefühl, wobei sich eine Frau mit hohem Selbstwertgefühl niemals verschenken würde. Sie würde eine hohe Gegenleistung erwarten!“ schreibt sie zurück.
„Ich sage dir eins: Die devote Frau braucht einen starken Charakter, auch in emotionalen Tiefpunkten nicht die Brocken hinzuwerfen, sondern dem Herrn zu vertrauen, dass er doch alles zum Guten wendet. Etwas dafür ERWARTEN, ist die falsche Lebenseinstellung!
ABER: Der Herr – wenn er denn einer ist – wird ihr Geschenk hochschätzen! Ja, er weiß, dass er das Wertvollste erhalten hat, was ein Mensch zum Geschenk machen kann! Und dementsprechend wird er handeln! Das siehst du ja an meinem Verhalten dir gegenüber.“



Giselle (13)
„Wer ist das Doggie, wer der Herr?“ frage ich zurück.
„Ich bin das Doggie…“
„Damit in einer Gruppe nicht jeder SEIN Süppchen kocht, sondern alles geordnet funktioniert, gibt es in jeder Gruppe einen, der den Ton angibt. Sonst entsteht Chaos und die Gruppe zerfällt! Willst du, dass die Gruppe – unsere Herr-Doggie-Beziehung – zerfällt, oder willst du die Nächte weiter genießen, möglicherweise bis eine tiefere emotionale Nähe entsteht als in manchen Vanilla-Beziehungen?“
„Du bist mein Herr! Aber was machst du, wenn ich einmal absolut keine Lust mehr habe, wenn ich womöglich etwas ausbrüte, krank werde?“
„Das Miteinander ist keine gerade Linie, sondern ein ständiges Auf und Ab, Gigi! Auf Hochgefühl folgt zeitliches Desinteresse. Darauf folgt dann wieder ein Hochgefühl, wenn man das Tal überwindet, indem man den Willen aufbringt weiterzumachen! Nur wer diese charakterliche Stärke zeigt und nicht die Brocken hinschmeißt, der zieht daraus persönlichen Gewinn. Der Alltag ist eben nicht immer nur Spaß!
Natürlich muss ich davon wissen! Ich kann keine Gedanken lesen, also musst du mir schon einen Einblick in dein Innerstes geben! Ganz besonders, wenn du dich nicht wohl fühlst! Ich bin dein Herr, das heißt, ich kümmere mich, sorge mich um dich! Du bist mir das Wertvollste, das ich besitze – und das werde ich doch nicht leichtfertig aufs Spiel setzen! Danach wäre ich um einiges ärmer, denn du bist einzigartig! Dich gibt es nicht ein zweites Mal!“
„Oh, jeder andere Dom würde mich in die Wüste schicken und sich die Nächste ins Haus holen…“ bricht es aus ihr heraus.
„Ich bin ich! Ich bin anders, Gigi. Ich achte dich als Person. Du bist mir kein Spielzeug! Ich respektiere und wertschätze dich, deine Person, dein Engagement in der Sache!“
„Du bist wunderbar, einzigartig. Ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll…“ flüstert sie und drängt sich an mich.
„Geborgenheit, Sicherheit, Freiheit, das zu sein, was du fühlst?“ gebe ich ihr einige Begriffe vor.
„Ja, so könnte man es bestimmt nennen,“ bestätigt sie und schaut mich dabei an.
„Das gibt es aber nicht zum Nulltarif, Gigi!“ erwidere ich. „Wie in allen Beziehungen, gilt auch hier: Geben UND Nehmen im Gleichgewicht halten! Das gilt für mich genauso wie für dich!“
Gigi ist währenddessen wieder selbständig in die SITZ-Stellung gegangen. Ich nehme den ‚Knochen’ vom Boden auf und halte ihn ihr vor die Nase. Wieder schnappt sie danach, und wieder sage ich: „AUS!“
Sie lässt den zusammen gedrehten Waschhandschuh fallen und ich lächele sie an, streichele ihr mit dem Handrücken zart über die Wange und gebe ihr das Leckerlie. Dann nehme ich den ‚Knochen’ und werfe ihn in die gegenüberliegende Zimmerecke. Ich sage HOL und zeige dorthin, wo der ‚Knochen’ liegt.
Gigi läuft los, nimmt das Teil auf und bringt es mir. Jetzt steht sie auf allen Vieren vor mir mit dem Waschhandschuh im Mund und schaut zu mir auf. Ich nehme einen weiteren Schokochip und halte die freie Hand unter ihr Kinn. Dann sage ich AUS. Sie lässt das Teil in meine Hand fallen und erhält dafür ihr Leckerli.
„Das ist ein ganz schön umfangreiches Lernprogramm, Herr!“ sagt sie nun.
‚Oh, sie ist von Zweifeln geplagt? Das ist immer zutiefst menschlich!’ denke ich mir und sage:
„Du denkst, du hast zwar kein Problem, die Fülle der Kommandos zu lernen und mit der Zeit fast automatisch auszuführen – glaubst aber nicht, dass das ein Kommandotraining für echte Hunde sein kann, wegen der Menge der Kommandos? Denke nicht, dass Tiere weniger intelligent seien als Menschen, Gigi! Ihre Intelligenz liegt vielleicht mehr auf anderen Gebieten als bei uns, aber sie haben ein großes Gedächtnis und ein umfangreiches Repertoire sich anderen Hunden mitzuteilen. Was wir beide gerade machen ist vergleichbar dem, wenn du in der Schule Chinesisch-Unterricht nehmen würdest…
Noch etwas zum Apportieren: Draußen in der Natur sind die Wurfstrecken automatisch größer. Hier sind sie ja durch die Zimmerwände begrenzt. Draußen darfst du dich deshalb aufrichten und auf zwei Beinen dem Gegenstand hinterherlaufen!“
„Oh, aber jetzt knurrt mein Magen, Herr…“
Ich muss innerlich grinsen. Es reicht ihr wohl für den Moment… Okay, noch ist nicht aller Tage Abend. Trotzdem ist nicht sie es, die das Tagesprogramm bestimmt!
Darum sage ich schmunzelnd: „Ich bin derjenige, der bestimmt, wann es essen gibt, wann du Gassi gehst, und so weiter! Dennoch höre ich natürlich auf deine Körperreaktionen, auf deine Gefühle, aber niemals darf der Eindruck entstehen, ich würde tun, was du verlangst! Darum ist es wichtig, wenn du solches nonverbal kommunizierst! - Okay, stoppen wir hier. Ich mache uns etwas zu essen, denn auch ich verspüre Hunger.“
In die Küche bereite ich uns etwas zu und teile es auf einen flachen Teller auf für mich und einen tiefen Teller für Gigi. Ihre Portion schneide ich wie immer in mundgerechte Stücke und stelle den Teller vor sie auf den Boden. Dann essen wir und nachher reinige ich sanft ihre Mundpartie. Danach spüle ich die paar Sachen, räume auf und schon ist Zeit, dass ich sie zum Bahnhof nach Koblenz zurückbringe.
Auf der etwa dreiviertelstündigen Fahrt sagt sie unvermittelt aus ihren Gedanken heraus:
„Nie hätte ich geglaubt, dass ein Mann mich bedienen würde! Mein Freund ließ eher SICH bedienen und forderte rundum SEINEN Spaß. Für alles Weitere verwies er auf meine Selbstverantwortung.“
Ich lasse noch einen Moment verstreichen, dann antworte ich ihr:
„Bevor ich die Stelle als Waldläufer bekam und mir nebenbei mit Schnitzereien ein Zubrot verdiente, war ich in der Fahrgastschifffahrt beschäftigt. Gigi, überlege mal: Du möchtest bei einer Tour auf einem Ausflugsdampfer sicher entspannen, die Uferlandschaft genießen – mit einem Wort: Es dir gut gehen lassen. Das kannst du doch nicht, wenn du dabei auf alles Mögliche selbst achten sollst?“
„Neiiiiin…?“ zog sie die Antwort lang und schaut mich vom Beifahrersitz aus an.
„Du möchtest vielmehr, dass die Besatzung die Kontrolle über alles behält und dich mit dem Gefühl, einen wunderbaren Nachmittag gehabt zu haben, wieder von Bord gehen lässt!“ rede ich weiter.
„Ja, natürlich! Schließlich habe ich dafür bezahlt und das gehört zu deren Pflichten!!“ sagt sie mit fester Stimme.