Samstag, 16. Mai 2020
Giselle (24)
„Ein Horror! Eine blutrünstige Bestie…“
Hm, die irrationalen menschlichen Urängste…
„Da liegt der Hase im Pfeffer!“ stelle ich fest. „Werwölfe sind Ausgeburten menschlicher Angstphantasien! Echte Wölfe sind scheu. Sie machen einen so großen Bogen um den Menschen, dass er sie so gut wie nie zu Gesicht bekommt. Wenn zufällig doch, dann schauen sie kurz und verschwinden wieder im Gebüsch.
Hunde sind genauso wie Wölfe soziale Wesen, die nach dem Motto leben, ‚Tu mir nichts, dann tu ich dir auch nichts’. Hunde werden erst durch die Erziehung durch den Menschen scharf gemacht.“
„Wie erkennt man aber, ob der streunende Hund scharf gemacht wurde oder nicht?“
„Hunde, die in einem Zwinger gehalten werden oder auf einem mit Maschen- und Stacheldraht umzäunten Grundstück herumlaufen und sich zähnefletschend gegen den Zaun werfen, wenn wir daran vorbeigehen, sind meist scharf. Dieser Gegend muss man sich ja nicht ohne Not nähern. So ein Hund wird uns auch kaum als Streuner draußen begegnen!
Noch einmal: Beherrschst du eine Fremdsprache und du spürst, dass du verstanden wirst, macht es dir zunehmend Spaß, dich in der Fremdsprache zu unterhalten!
Deshalb werde ich jetzt aber nicht hingehen und noch einen echten Hund ins Haus holen, damit du einen Gesprächspartner bekommst! Mir macht es Spaß, dich zu trainieren und das Ergebnis des Trainings im Alltag sehen zu können. Also bei zufälligen Begegnungen mit Hunden sehen zu können, dass du dich zu verständigen weißt. Eigentlich sollst du für mich zur nahezu perfekten Hündin werden, und im Normalfall nicht mit echten Hunden zusammenkommen!“
„Du sagst immer, niemals den anderen Hund anschauen. Das interpretiert das Tier als Aggression…“ stellt Gigi fragend fest. Noch ist für sie das Thema nicht erschöpfend behandelt.
„Ja, denn nur der Ranghöhere darf unter Wölfen und Hunden den Rangniederen mit Blicken fixieren! Alle anderen schauen aneinander vorbei.
Betrachten wir einmal das Kleinrudel Mensch-Hund: Der Mensch sollte für den Hund das Alphatier sein. Doch ist das wirklich immer so?“
„Hm…“ macht sie.
„Szenario Eins: Der bettelnde Hund am Esstisch schafft es, halb verhungert auszusehen, blickt treuherzig in die Augen seines Menschen und wedelt freundlich mit dem Schwanz.“
„Ja, und??“
Gigi runzelt die Stirn.
„Da stimmt etwas mit der Rangordnung nicht!“ sage ich. „Der Hund bettelt nicht, er fordert! Nur für den Menschen sieht es aus, als blicke der Hund ihn treuherzig an. Das direkte Anschauen ist ein Alarmzeichen: Der Hund wähnt sich als Chef!
Zweites Szenario: Der Hund springt sein Herrchen, das gerade nach Hause kommt, freudig an…“
„Er liebt sein Herrchen halt und freut sich, jetzt nicht mehr allein zu sein…“ meint Gigi dazu.
„Das Anspringen ist kein Ausdruck der Zuneigung oder Freude, sondern eine Forderung, sich JETZT SOFORT mit dem Hund zu beschäftigen, Gigi!“ erkläre ich ihr.
„Also wieder Dominanzverhalten?“
Sie schaut mich erstaunt an.
„Das Verhalten kommt aus der Zeit, als der von der Jagd zurückkehrende erwachsene Wolf von den Welpen an der Schnauze angestupst wurde, damit er Fleisch hervor würgt. Beim Menschen ist der entsprechende Körperteil nur so weit oben, dass er eben nur mit Springen zu erreichen ist!“
„Aber das ist doch nichts Schlimmes! Dann würde ich dem Hund sofort etwas zu fressen geben und gut ist…“
„Und über die Jahre bestimmt der Hund, was das Herrchen tut und nicht umgekehrt. Ein Hundehalter darf niemals inkonsequent sein! Das würde der Hund für sich nutzen. Nicht von jetzt auf gleich, aber diese Umkehrung der Rangordnung schleift sich allmählich in die Beziehung ein!“
„Hm…“
„Drittes Szenario: Anstupsen mit der Schnauze oder der Pfote…“
„Ja, und??“
„Das ist ein Überbleibsel aus der Welpenzeit, als der Hund dadurch dafür sorgte, dass die Milchquelle nicht versiegte. Auch der erwachsene Hund verwendet diese Geste, um Forderungen zu stellen. Da der Mensch dieses Verhalten oft als Ausdruck von Zuneigung versteht, bekommt der Hund meist, was er auf diese Weise einfordert. Also wird er es immer wieder tun!“
„Oh…“ macht Gigi nun.
„Viertes Szenario: Die Spielverbeugung. Der Hund legt Oberkörper und Vorderpfoten flach auf den Boden, während das Hinterteil in die Luft zeigt. Damit fordert der Hund nicht nur Artgenossen, sondern auch seine Menschen zum Spielen auf.“
„Aber du hattest doch mal gesagt, das ist eine Beschwichtigungsgeste: ‚Wer mit mir spielt, tut mir nichts…“
Jetzt habe ich sie wohl verwirrt.
„Ja, aber schau dir den Hund ganzheitlich an!“ sage ich. „Was tut er noch? Fixiert er sein Gegenüber oder schaut er woanders hin? Wenn der Hund sein Gegenüber mit Blicken fixiert, ist auch dieses Verhalten ein Alarmzeichen, das mit der Rangordnung etwas nicht stimmen könnte, denn das würde wieder nur das Alphatier des Rudels so tun!
Eben habe ich vom Betteln bei Tisch erzählt: Der Hund wedelt freundlich mit dem Schwanz, aber fixiert dabei sein Gegenüber. So wird aus dem Beruhigungssignal ‚Schwanzwedeln’ eine dominante Forderung.“
„Ah…“
„Und noch dieses Szenario: Kopfauflegen und Aufreiten. Hund und Mensch liegen entspannt auf der Couch. Der Hund legt seine Schnauze auf das Knie des Menschen und schaut ihn ‚treuherzig’ in die Augen. Unter Hunden ist das Kopfauflegen eine Dominanzgeste, die man sich von seinem Hund nicht gefallen lassen sollte - wehret den Anfängen! Sonst setzt man eine Spirale in Gang…
Eine Steigerung dessen ist das Aufreiten. Es ist kein Ausdruck fehlgeleiteter Sexualität eines einzeln gehaltenen Tieres, sondern ebenfalls eine Dominanzgeste: Nur der Rudelführer darf bei einem Rudelmitglied aufreiten!“



Giselle (23)
„Was ist daran falsch, ihr direkt in die Augen zu schauen?
Schön! Sie ging mit!
„Das wäre ein widersprüchliches Signal in der Hundewelt! Menschen, die sich direkt anschauen, signalisieren damit Aufmerksamkeit. ‚Sie wenden sich dem Gegenüber zu.’ In der Hundewelt darf nur das Alphatier den anderen direkt anschauen. Eine Warnung, auf die der andere mit einem Beschwichtigungssignal reagiert, wie zum Beispiel mit dieser Spielaufforderung. ‚Wer spielt, hat keine Aggression im Sinn.’
Das ist dann aber Deeskalation und keine echte Spielaufforderung!“
„Aber wenn ich ein Alphatier wäre, was ich nicht bin. Aber einmal angenommen?“
„Und du würdest bei der Spielaufforderung, dein Gegenüber fixieren? Dann würde die Spielaufforderung als Beruhigungssignal im Rudel gewertet. Ein aufgeregtes Rudel würde sich allmählich beruhigen. Als nächstes würde der Rudelführer sich den Mitgliedern seines Rudels nähern und ihnen seinen Kopf auflegen zum Beispiel. Sie würden das mit abgewandtem Blick zulassen. Das Kopfauflegen ist eine Dominanzgeste.“
„Oh.“
Wieder entsteht eine Gedankenpause. Ich lasse sie ihr. Dann sagt sie:
„Du weißt aber eine Menge über Hunde…“
„Wie sonst könnte ich dir Hilfestellung in deiner Rolle geben?“ antworte ich ihr.
Ich will jetzt nicht weitergehen, sondern ihr Zeit geben für weiteres Reflektieren. Dann kommt auch schon ihre nächste Bemerkung:
„Dann hast du gesagt, der Hund züngelt. Er leckt sich über die Nase. So eine lange Zunge habe ich aber nicht…“
„Das macht der Hund, wenn er sich unsicher fühlt. – Hunde haben eine längere Zunge, die sie auch zum Greifen oder Schöpfen nutzen können. Das fehlt naturgemäß dem Menschen. Leck’ dir einfach über die Lippen aus Unsicherheit!“
„Wenn ich recht überlege, passiert mir das manchmal auch so. Aber auch, wenn ich hochkonzentriert bin.“
„Siehst du! Zu dieser Geste hast du also einen einfachen Zugang.“
„Wenn Hunde die Zunge auch zum Schöpfen nutzen, Menschen das aber nicht können, dann gibst du mir aber kein Wasser im Napf zum Trinken?“
Lächelnd antwortete ich ihr auf den Zwischenruf:
„Ich habe dir Getränke bisher immer aus der Flasche zu trinken gegeben. Manchmal kann ich dir auch ein Glas an den Mund führen. Dich aus dem Napf Getränke aufnehmen lassen… Dann würdest du zu wenig Flüssigkeit aufnehmen und mit der Zeit dehydrieren. Das wäre gegen mein Verantwortungsgefühl!“
„Ich habe das aber schon bei anderen gesehen!“
„Ich auch, Gigi. Auf Bildern. Bilder sind oft gestellt. Auf jeden Fall sind es Momentaufnahmen. Siehst du es real, dann kannst du davon ausgehen, dass die Doggie ohne Publikum normal wie ein Mensch trinkt.
Hast du noch weitere Fragen zur Mimik und Gestik?“
„Wenn wir draußen einmal einem echten Hund begegnen, der Gassi geführt wird, was muss ich dann beachten?“
„Komm auf die andere Seite von mir, dass du mich zwischen dir und ihm hast! Meist wird in der Hundeschule gelehrt, dass man den Hund an der linken Hand führt. Dann hast du immer beide Halter zwischen dir und dem anderen Hund bei der Begegnung. Aber es kann ja vorkommen, dass der andere Hund auf dich zukommt, bellt und an der Leine zieht…
Dann heißt es weggucken! Niemals dem anderen Hund direkt in die Augen schauen! Du kannst auch die Leinenlänge ausnutzen, wenn der Weg es zulässt und Abstand schaffen. Auch kannst du dich in Zeitlupe bewegen. Ist der andere Hund auf dich zugesprungen, beuge die Ellenbogen, lege den Kopf auf deine Vorder‚pfoten’ und wende deinen Blick ab.
Hat der andere Hund dich erreicht und bellt weiter: Ruhig bleiben! Er wird allenfalls seinen Kopf auf dich legen wollen. Vielleicht bellt er dich aber auch nur aus, sprungbereit um weg zu kommen, falls du aktiv wirst – Aber ich denke, der andere Halter wird seinen Hund zurückziehen, sofern er ihn in der Gewalt hat.“
„Das Szenario ließe mich vor Schreck erstarren. Ich würde alles vergessen und mit schreckgeweiteten Augen den angreifenden Hund anstarren…“
‚Oh, jetzt muss ich beruhigen, aber nicht das Blaue vom Himmel herunter holen…‘ fährt mir durch den Kopf.
„Hey, GIGI, nicht zittern! *dich über die Wange streichele*
Erstens, der echte Hund, der uns da begegnet und so reagiert, ist verwirrt und will nur sein Herrchen/Frauchen verteidigen. Dazu nutzt er einen SCHEINANGRIFF. Erst in allerletzter Konsequenz würde er beißen. Dann nämlich, wenn du keine Beschwichtigungssignale sendest – und dieses Beißen entpuppt sich bei nüchterner Betrachtung eher als ein Kneifen, als Drohung. NICHT SCHARFGEMACHTE HUNDE sind soziale Wesen! BEISSER werden erst durch den Menschen zum dem, was sie sind!
Zweitens kannst du dich immer hinter mir verstecken! Komm einfach auf meine, dem echten Hund abgewandte Seite und wende dich ebenfalls von ihm ab!“
„Ja, das würde ich dann sicher machen: Abstand gewinnen und auf die andere Seite gehen…“
„Wichtig ist es aber auch dann, ihn nicht verschreckt mit großen Augen ansehen, sondern abwenden, in eine andere Richtung schauen!“
„Okay, Herr, weißt du: Mein Herz klopft ganz wild im Moment…“
„Ach, GIGI. Ich bin bei dir, du gehst nie alleine draußen herum!“
„Und wenn der ANDERE Hund frei herumläuft? Kein Herrchen weit und breit?“
Ich muss wohl tiefer in die Materie einsteigen…
„Du musst einfach ruhig bleiben und Beschwichtigungssignale senden!“ sage ich. „Das ist genauso, als wärst du im Ausland und würdest dich mit einem Menschen dort in seiner Sprache unterhalten; als würdest du dich mit einem Taubstummen mittels Gestik und Mimik unterhalten.“
„Dein Wort in Gottes Ohr. Der fremde Mensch will mich sicher nicht beißen!“
Jetzt muss ich lachen. Ich antworte:
„Hör mal, GIGI: Wenn du dir vor deinem geistigen Auge einen wilden Wolf vorstellst – welches Bild hast du vor Augen?“



Giselle (22)
„Damit die Halter beschwichtigend in den Streit eingreifen?“
„In letzter Konsequenz, ja, wenn der Streit eskaliert. Aber zuerst ist abzuwarten, ob die/der andere Doggie Beschwichtigungssignale sendet.“
„Was sind denn aber nun Beschwichtigungssignale?“ fragte sie.
Ich freue mich über ihr Interesse und beginne nun, ihr eine Liste von hündischen Verhaltensweisen aufzuzählen:
„Da gibt es eine ganze Menge. Verwende immer das Signal, das dir gefühlsmäßig am ehesten passt! Im Einzelnen sind das: Einmal den Kopf abwenden, sein Gegenüber nicht direkt in die Augen schauen, den Kopf oft erst zur einen, dann zur anderen Seite wenden. Das tut der Hund, wenn er sich bedrängt fühlt, wenn er z.B. von fremden Leuten gestreichelt wird.
Oder den ganzen Körper abwenden, dem anderen die Seite oder auch das Hinterteil zuwenden. Das tut der Hund, wenn er sich stark bedrängt fühlt, z.B. von kleinen Kindern, die zu heftig mit ihm spielen möchten. Es ist die nonverbale Aufforderung, ihn in Ruhe zu lassen.
Dann sich hinsetzen oder hinlegen, evtl. mit dem Rücken zum Gegenüber. Das tut der Hund zur Deeskalation. Er zeigt dieses Verhalten häufig in Verbindung mit dem Abwenden.
Auch: sich klein machen, ducken. Das tut der Hund zur Abwehr von offener Aggression.
Oder er züngelt, leckt sich über die Nase. Dieses Signal ist oft sehr schnell wieder vorbei und wird deshalb vom Menschen eher selten bemerkt. Man sollte es vom Naselecken nach dem Fressen unterscheiden. Beim Beschwichtigungssignal wird die Zunge nur kurz vorne an der Schnauze sichtbar. Es ist häufig ein Zeichen von Unsicherheit.
Zu den Beschwichtigungssignalen gehört auch auf dem Boden herumschnüffeln, buddeln, im weitesten Sinne ‚sich mit etwas anderem beschäftigen‘. Damit zeigt der Hund, dass er an einer Konfrontation nicht interessiert ist. Er fordert so sein Gegenüber auf, ebenfalls auf aggressives Verhalten zu verzichten.
Oder imaginäre Flöhe kratzen. Das tut der Hund, wenn er sich unsicher fühlt. Er demonstriert damit vorsichtshalber erst einmal seine Harmlosigkeit.
Auch Gähnen: Wer gähnt ist alles, aber jedenfalls nicht aggressiv.
Augen zusammenkneifen, blinzeln, habe ich schon angesprochen. Es ist ein Zeichen der Unsicherheit, oder auch eine Bitte freundlich mit ihm umzugehen.
So auch die Vorderpfote anheben. Dies ist eine deutlichere Bitte um Freundlichkeit. Das nutzt der Mensch beim Kommando PFÖTCHEN.
Ebenso zeigt der Hund durch Erstarren, ‚Einfrieren‘, extrem langsame Bewegungen, dass er harmlos ist. Hunde zeigen das oft fremden Hunden gegenüber, während einer Begegnung. Sie teilen sich dadurch gegenseitig mit, dass sie keine bösen Absichten haben. Vor allem rangniedere Hunde verhindern dadurch Aggressionen des ranghöheren Tieres.
Im Bogen auf den Anderen zulaufen, statt direkt in gerader Linie, dient dem gleichen Zweck. Damit teilt der Hund schon auf große Entfernung mit, dass er nicht aggressiv ist und nur friedliche Absichten hat.
Wenn der Hund seinen Vorderkörper tiefstellt und streckt, ist das eine Aufforderung zum Spiel. Das Signal wird oft von charakterfesten gegenüber unsicheren Artgenossen verwendet. Durch die Aufforderung zum Spielen wird die eigene Harmlosigkeit betont.
Das Schwanzwedeln hat sehr unterschiedliche Bedeutungen, aber vor allem in Kombination mit anderen Beschwichtigungssignalen, wie zum Beispiel dem Ducken und den sehr langsamen Bewegungen, wird eine richtige Interpretation möglich.
Es gibt noch weit mehr. Die Liste ist beileibe nicht vollständig. Aber damit hast du schon ein großes Repertoire! Für einen menschlichen Hund, der – einmal in der Rolle – nicht mehr spricht, sondern nonverbale Signale von sich gibt wie sein Vorbild, ist das sicher ein langer Lernprozess, bis er/sie das verinnerlicht hat. Der Weg dahin kann interessant und spaßig sein.“
Es entsteht eine lange Gedankenpause. Dann kam von ihr nur ein „Uff…“
Kurz darauf beginnt Gigi das Gehörte zu rekapitulieren:
„Oh, das Ganze zu verinnerlichen dauert aber bestimmt lange und geht nicht ohne Hilfestellung von dir, Herr!“ spricht sie ihre Gedanken aus.
„Das stimmt, GIGI,“ antworte ich ihr. „Etwas helfen wird dir die Vorstellung, dass ein Schauspieler, ob beim Film oder auf der Bühne – beim Film kann man immer wieder abbrechen und wiederholen, auf der Bühne geht das nicht! – sich ebenfalls in seine Rolle hineindenken muss.“
„Ich bin aber kein Schauspieler?“
„Hast du nie im Kindergarten oder in der Grundschule ein kleines Bühnenstück mit anderen Kindern einstudiert und vor den Eltern aufgeführt?“
„Ja, da war ich aber noch ein Kind!“
„Ah, du meinst, dass ein Erwachsener zu rational sei, um als ‚Häschen’ über eine ‚Wiese’ zu hoppeln bei einem kindlichen Osterstück? Denk mal an die Muppetshow,“ antworte ich ihr grinsend.
„Hör’ mal!“
Oh, Protest? Aufbegehren?
„Du musst einfach deine Phantasie herauslassen, und deine Lebensfreude, GIGI! Wir sind doch unter uns! Niemand lacht dich aus, und ich gebe dir Hilfestellung soviel du brauchst! Sowie Rückmeldung, wie dein Tun bei mir ankommt.
Wichtig ist, dass du dich in die Rolle versenkst und die Mimik und Gestik aus deinem Inneren, aus deinem Gefühl kommt! Sie darf nicht aufgesetzt wirken! Niemand lacht dich jemals aus!!“
„Wie ist das nun: Wenn ich mit einem anderen Doggie auf einer Wiese spiele und wir haben nur ein Spielzeug – sagen wir einen Plüschknochen – und sie lässt mich nicht dran, soll ich nun die Zähne zeigen und knurren, oder soll ich mich abwenden und so tun, als beachte ich sie nicht?“
„Hm, hast du den Knochen und willst alleine damit spielen, würde ich sie an deiner Stelle anknurren. Damit signalisierst du MEINS. Willst du sie mitspielen lassen, musst du zwangsläufig den Knochen fallen lassen, damit sie drankommt.
Das alleine würde aber bedeuten DEINS. Um ihr zu signalisieren LASS UNS GEMEINSAM SPIELEN, solltest du einen halben Schritt zurückgehen und deine Ellenbogen beugen. Dadurch kommt dein Oberkörper tiefer. Schau sie dabei an, aber NICHT DIREKT in ihre Augen. Das bedeutet KOMM, SPIEL MIT MIR. Sie kann nun den Knochen aufnehmen und ihn dir mit einer Kopfbewegung zuwerfen oder sich damit ein paar Schritte entfernen und mit einem Schulterblick überzeugen, dass du ihr folgst. So könntet ihr über die Wiese ‚jagen’ bis sie ihn dir zuwirft, um danach dir hinterher zu ‚jagen’.“