Giselle (21)
Ganz zu Anfang hatte ich dir schon mal gesagt, HUNDE SIND GEFÜHLS‚MENSCHEN’. Lass also deine Gefühle sprechen, lebe deine Gefühle! Damit schaue ich jetzt nicht wie mit Scheuklappen auf deine Orgasmen, sondern ich meine die GANZE PALETTE! Zeige Unsicherheit, wo du unsicher bist! Zeige Freude, wenn du dich freust! Zeige Trauer, wenn du traurig bist! Lass raus, was in dir steckt! Scheiß auf moralische und gesellschaftliche Beschränkungen! Schaue auf deinen Owner! Er wird damit umgehen und es steuern können!“
„Das Augenlidflattern ist so ein winziger Aspekt – und zieht so eine tiefgreifende Wandlung nach sich…“ sinniert Gigi.
„Viele Devotas beschreiben ihren Zustand der Unterwürfigkeit als ‚BEFREIUNG in die Sklaverei’: Sie fühlen sich frei von gesellschaftlichen Zwängen. Sie haben damit eine Grenze überschritten und fühlen eine große Erleichterung. So ähnlich ist das auch hier, GIGI. Die Gesellschaft unterdrückt das Ausleben von Gefühlen weitgehend. Du bist aber kein Automat, der lebt, weil sich im Herz ein paar Klappen bewegen und so weiter, sondern du bist ein Wesen, das lebt, weil es fühlt!!“
„Das hast du schön gesagt, Herr,“ antwortet Gigi und macht PLATZ zu meinen Füßen.
Dann dreht sie sich auf den Rücken und lässt sich von mir kraulen. Damit zeigt sie mir ihr Vertrauen und eine tiefe Zuneigung; außerdem, dass sie sich in meiner Nähe geborgen fühlt.
Während ich sie kraule, sage ich:
„Jetzt stelle dir einmal vor, wir wären nicht allein, sondern in Gesellschaft mit Anderen. - Sagen wir mal, mit Gleichgesinnten, also anderen Dogplayern…“
„Hm,“ antwortet sie. „Da bräuchte ich sicher einige Zeit bis ich genauso reagiere. Helfen würde da, wenn die anderen Doggies und Owner miteinander genauso vertraut umgehen würden.“
„Das tun sie, Gigi, das tun sie!“ bestätige ich. „Aber es ist überhaupt nicht schlimm, wenn du anfangs Unsicherheit zeigst!“
Dann rede ich weiter:
„Da gibt es ja noch das offensichtliche Wegsehen. Mit dem Anlegen der Ohren haben menschliche Doggies im Allgemeinen ihre Schwierigkeiten.“ Ich grinse breit. „Meine Hand lecken oder entspannt auf den Boden legen mit dem Blick zu mir, steht dir als Ersatzhandlung ebenso zur Verfügung!
Was wäre, wenn wir am Strand wären und um uns herum wären andere Badegäste – alles normale Leute, die keine Ahnung von Dogplay hätten? Sagen wir mal, wir wären ganz früh zum Strand gekommen. Niemand hätte gesehen, dass du dich auf allen Vieren bewegst?“
„Oh, Herr! Letzteres wäre eine zu große Hürde für mich! Mich dort hündisch zu verhalten… Da würde ich mich in Grund und Boden schämen!!“
„Du würdest mit deinem Verhalten mir also extremste Unsicherheit signalisieren und auf Kommandos sehr zögerlich bis gar nicht reagieren?“
„Ja, genau, Herr!“
„Und wie denkst du, würde ich jetzt reagieren – auf deine offensichtliche Ungehorsamkeit? Meinst du, ich würde darauf bestehen in aller Öffentlichkeit? Würdest du dann aufstehen und mich anschreien – in der Art: SUCH DIR NE ANDERE DUMME! ICH MACH NICHT MEHR MIT!“
„Ich weiß es nicht, Herr…“
Ich wollte es nun aber wissen und hakte weiter nach:
„Würdest du in etwa so reagieren, wie ich es gerade beschrieben habe?“
„Ich weiß es nicht… Gut möglich…“
„Siehst du, dafür sind die nonverbalen Signale gut. Der Gegenüber, der sie kennt, wird wissen was zu tun ist!
Übrigens: Hündisches Verhalten muss nicht unbedingt mit dem Bewegen auf vier Beinen zusammenhängen! Human Doggies können – mit Erlaubnis des Herrn auch auf zwei Beinen Hund sein, also ihre Gefühle ausleben!
Noch einmal die Strandsituation unter Normalos: Hunde tollen gern herum, genießen das Laufen in knöcheltiefem Wasser und werfen sich auch schon mal in die Wellen! Erinnerst du dich an den Film ‚The Pet’? Dort ist die Doggie Gigi in einer kurzen Sequenz auch auf zwei Beinen herumgetollt.
Und die Normalos um uns herum, die anderen Badegäste? Die würden lächeln und dich nachmachen! Glaub mir, auch sie würden beginnen ausgelassen herumzutollen.“
„Aber Beschwichtigungssignale für sich alleine haben doch keinen Sinn. Da muss doch auch das Gegenteil vorhanden sein: Aggressivität! Sonst bräuchte man doch nicht beschwichtigen…“
„Richtig! Junge Hunde versuchen – wie junge Menschen auch – ihre Grenzen auszutesten. Das fordert das Alphatier heraus. Es zeigt gebremste Aggression – eine deutliche Warnung! Dann folgt das Beschwichtigungssignal des Anderen oder ein gebremster Angriff des Alphatiers: Ein Zwicken, kein Beißen, kein Verletzen. Das reicht eigentlich aus, die Ordnung im Rudel wiederherzustellen.
Übertragen auf die Doggie – Halter – Beziehung: Wirst du übermütig oder widerspenstig, erfolgt meinerseits eine verbale Warnung und Leckerlis werden gestrichen. Ich korrigiere geduldig. Du hast die Chance, dich wieder angepasst zu verhalten, Wohlverhalten zu zeigen. Im gegenteiligen Fall entziehe ich dir eben kurze Zeit meine Zuwendung.“
„Hm, aber das ist nicht direkt Erlernen hündischen Verhaltens! Welche Verhaltensweisen zeigt der Hund denn noch?“
„Kurz noch: Wie kommt es dazu, dass der Rudelführer drohen muss? Ein Hund meldet Besitzansprüche an einem Gegenstand an und droht einem Anderen. Hunde können ihren Unmut auf verschiedene Arten zeigen: Knurren, Zähne fletschen, Bellen oder durch gesträubtes Nackenfell. Oftmals ist die Ursache dafür aus Sicht des Halters völlig lächerlich, denn schließlich wollte er das Spielzeug des Hundes nur wegräumen oder den Napf nehmen, um ihn zu spülen. Der Hund will durch sein Verhalten seine Besitzansprüche geltend machen.“
„Ah, aber das Nackenfell sträuben kann ich nicht.“
Sie schaut mich spitzbübisch an. Innerlich muss ich lachen. Das Bild, das sich jetzt vor meinem inneren Auge formt, ist zu köstlich!
„Nein, das nicht. Die anderen drei Verhaltensweisen kannst du aber doch zeigen! Mir gegenüber solltest du das aber unterlassen, weil du wissen solltest, dass ich zu deinem Wohl handele. Schau mich einfach fragend an, wenn du eine Erklärung brauchst. Gegenüber anderen Doggies kannst du dagegen ruhig auf deine Besitzansprüche bestehen.“