Dienstag, 1. September 2020
Yamato Meinu - 04
Sie schaut zu Boden und sagt:
„Der Shi -Herr- hat mir nichts zu essen gegeben…“
Ich falte die Hände und führe sie an mein Kinn.
„Oh! Das werde ich sofort nachholen, Yuna-Chan. Bei euch bedient also der Herr seine Magd…“
Sofort fülle ich ihre Schale bis sie die Hand hebt und sich mit geradem Rücken leicht vorbeugt. Sie antwortet:
„Damit zeugt der Shi -Herr- dem Kami der Meido -Magd- seinen Respekt!“
„Ich werde in Zukunft daran denken!“ verspreche ich. „Das ist ein wunderbares Ritual.“
Von dem Moment an bediene ich Yuna zuerst, um ihr meinen Respekt für die Dienste zu zeigen, die sie mir gewährt.
Nach dem Essen führt sie eine japanische Teezeremonie vor und erhebt sich, während ich trinke, um mich mit ihrem Tanz zu erfreuen. Obwohl keine Musik ihren Tanz untermalt, fesselt mich der Tanz. Man muss ihn ohne Zweifel als ‚erotisch‘ bezeichnen. So dauert das Trinken meines Tees eine kleine Ewigkeit. Anschließend leistet sie mir auf der Futon-Matratze Gesellschaft bis wir eingeschlafen sind.

*

Amatsuka-San hat mir erzählt, dass bei den Auftraggebern aus der Ninkyo Dantai Frauen gefragter sind, die gleichzeitig Meido -Magd- und Meinu -Hündin- sind und virtuos zwischen den beiden Rollen wechseln können. Aber es gibt natürlich auch Anfragen nach Frauen, die einhundert Prozent Meinu sind.
Zumeist sind dies Ehepaare, die statt einer Akita-Inu eine Meinu halten möchten. Die Ethik dabei ist die Gleiche. Auch hier gilt: Behandele die Meinu mit Ehrfurcht und Respekt. Sie ist deine Freundin, dein Partner, dein Verteidiger, dein Hund. Du bist ihr Leben, ihre Liebe, ihr Führer. Sie wird zu dir gehören, treu und wahrhaft, bis zum letzten Schlag ihres Herzens. Du schuldest es ihr, einer solchen Hingabe würdig zu sein. Genauso lautet im Übrigen auch der Spruch, der in japanischen Schriftzeichen an der Wand meines Zimmers hängt, wie mir Amatsuka-San einmal erklärt hat.
Ich habe ihn daraufhin gefragt, ob es denn in einer japanischen Ehe keine Eifersucht gäbe zwischen der Meinu und der Ehefrau. Mein Gegenüber hat mir darauf geantwortet:
„Sie müssen dabei das japanische Frauenideal, die Yamato Nadeshiko, in Betracht ziehen. Ich habe Ihnen ja ganz zu Anfang etwas darüber erzählt: Der Wesenszug einer japanischen Frau ist es willensstark zu sein. Sie kann sich durchsetzen, wenn sie es muss. Ihr Schicksal erträgt sie unbewegt, auch wenn es mit psychischen oder physischen Schmerzen verbunden sein sollte.
Aber sie ist nicht selbständig oder unabhängig. Sie tut alles für ihren Vater oder später ihren Mann. Sie ordnet sich also gerne unter und bringt alle nötigen Opfer zum Wohlergehen und Schutz ihrer Familie.“
„Das ist für mich als Kanadier schwer verständlich,“ gebe ich zu. „Auch bei uns gibt es willensstarke Frauen, aber sie haben stets ihren eigenen Vorteil im Sinn. Da bleibt man als Mann meist auf der Strecke.“
Nun lächelt der Shujin -Meister-.
„Ich habe davon gehört,“ meint er.
„Worin unterscheidet sich eine Meido/Meinu von einer Meinu, die durchgehend in ihrer Rolle bleibt?“ frage ich nach einer Gedankenpause.
„Möchten Sie sich für eine Woche um eine solche Meinu kümmern?“ fragt er mich jetzt rundheraus.
Ich nicke und bestätige es ihm, bin ich doch neugierig.
Er wendet sich an Keiko, die neben mir liegt und sich ankuschelt:
„Yuna-Chan! Kleide dich an und öffne dein Haar!“
Während sie sich erhebt, um den Auftrag auszuführen, ruft Amatsuka-San:
„Yuuto-Kun!“
Als der junge Mann in der Tür steht, gibt er ihm den Auftrag, zusammen mit einem weiteren Mann die Meinu ‚Kasumi‘ -Nebel- herzubringen.
Nachdem Yuna-Chan angekleidet ist, verlässt sie den Raum, um sich zurecht zu machen. Kurz darauf kommt Yuuto-Kun, Amatsuka-Sans Schüler mit einem weiteren Mann an der Schiebetür an. Sie tragen einen Käfig, in der sich eine nackte Japanerin befindet. Zuerst stellen sie den Käfig ab und öffnen die Zimmertür ganz. Anschließend bugsieren sie den Käfig ins Zimmer und setzen ihn in einer Ecke ab.
Der Käfig besteht aus vier gleichgroßen Dreiecken, und sieht daher pyramidenförmig aus. Sie öffnen ihn, indem sie eine Seite herunterklappen. Anschließend wird die Meinu aus dem Inneren herausgelockt. Das Schaffell wird über den Käfigboden und die heruntergelassene Tür ausgebreitet und eine Schale herausgenommen, die man daneben platziert.
Amatsuka-San sagt nun:
„Kasumi-Chan!“
Die Meinu läuft in leichtem Trab auf den Shujin -Meister- zu und lässt sich von ihm die Wange streicheln. Sie lächelt glücklich.
Die Männer haben den Raum verlassen. Yuna hat währenddessen den Raum wieder betreten und sich neben mich gekniet. Amatsuka-San wendet sich mir zu:
„Nehmen Sie ein Leckerlie aus ihrer Gürteltasche und rufen Sie Kasumi-Chan zu sich.“
Ich komme der Aufforderung nach und rufe Kasumi zu mir. Sie schaut zu mir herüber, als überlegt sie, ob sie meiner Aufforderung Folge leisten soll. Dann kommt sie langsam näher, macht einen langen Hals und nimmt mir das Leckerlie mit den Lippen aus der Hand. Sie geht dann jedoch sofort wieder auf Abstand außerhalb meiner Reichweite.
Mir kommt eine Idee. Ich wende mich an Yuna, falte die Hände, halte die Fingerspitzen an meine Lippen und sage:
„Yuna-Chan, bring mir eine gefüllte Trinkflasche, kudasai -bitte-.“