Mittwoch, 2. September 2020
Yamato Meinu - 05
Sie beugt sich mit geradem Rücken vor und erhebt sich, um kurz darauf mit einer Flasche zurück zu kommen. Die Flasche hat ein Mundstück, aus dem man den Inhalt saugen kann. Ich halte sie nun Kasumi hin und lächele sie an. Die Meinu nähert sich langsam und nimmt das Mundstück in den Mund. Während sie nun saugt, streiche ich über ihre Wange und ihr Haar, das kinnlang geschnitten ist.
Keikos Geschirr liegt in der Nähe der Tür. Ich erhebe mich, nehme es auf und lege es Kasumi an, die dafür bereitwillig die ‚Vorderbeine‘ nacheinander anhebt.
Amatsuka-San hat bis hierher zugeschaut. Nun steht er auf und sagt:
„Ich denke, Sie kommen gut mit ihrer Meido und der Meinu alleine zurecht. Dann will ich mich einmal meinen sonstigen Geschäften widmen.“

*

Vereinbarungsgemäß habe ich für eine Woche zwei Japanerinnen um mich. Eine, die mich bedient, für mich tanzt und anderweitig erfreut – und eine, die voll und ganz die Rolle einer Hündin ausfüllt. Kasumi hat einen Tag gebraucht, um zu mir Vertrauen zu fassen. Widerspenstig, wie Keiko zu Anfang, gibt sich Kasumi nicht. Aber sie hat doch etwas Zeit gebraucht, um mir zu vertrauen. Danach hat sie viel Spaß gezeigt beim gemeinsamen Ballspiel draußen in der Umgebung des Hofes.
Zur beiderseitigen Verständigung habe ich auch Kasumi die Handzeichen beigebracht, die die Kommandos ersetzen. Dazu muss sie mich allerdings ständig im Auge behalten. Bald ‚hört‘ sie sehr gut auf diese Kommandos.
Wie immer bringt Yuna zu den Essenszeiten die Lebensmittel zu mir und überlässt mir die Verteilung. Ich achte darauf, dass ich immer der Letzte bin, der zu essen beginnt. Während meiner Spaziergänge mit Kasumi säubert Yuna meine kleine Wohnung. Ich nehme sie aber auch oft mit auf die Spaziergänge.
Bei einem dieser Spaziergänge führt Yuna die Meinu Kasumi an der Leine. Sie nimmt auch die Gerte mit. In einer Ecke mit Bänken und einer runden Hecke führt sie mir vor, wie Japaner Meinus Kommandos geben. Yuna nutzt die Gerte als Zeiger, als verlängerter Arm. Die beiden Frauen haben ihren Spaß.
Es kommt zu verschiedenen Situationen, in der Kasumi verschämt lacht. Yuna fällt dann in das Lachen ein und streicht Kasumi zart über das Haar, als wolle sie sagen: ‚Ist nicht schlimm, meine Kleine!‘ Kasumi schaut dann zu mir auf. Aber auch ich lächele und streiche ihr über die Wange. So streicht sie mehrfach mit der Flanke an meinen Oberschenkeln entlang, um sich zu bedanken.
Dass ich also nur ‚auf einem Diwan sitze und mich nach Strich und Faden bedienen und bespaßen lasse von den Frauen hier‘, das kann man wirklich nicht sagen. Ich nehme meine Verantwortung für die Frauen in ihren unterschiedlichen Rollen sehr ernst.
Als die Woche zu Ende geht, kommt Amatsuka-San wieder zu mir und fragt mich nach meinen Eindrücken. Er lächelt, als ich ihm über meine Erlebnisse und Gefühle während der Woche berichte.
Nun beginnt er, den Plan einer Meinu-Do in Kanada zu entwickeln, wie ich sie hier durch ihn kennengelernt habe. Natürlich ist eine eigene Hundeschule seit je her mein Traum gewesen. Allerdings habe ich da noch an echte Hunde gedacht, und mir hat bisher das Geld gefehlt solch ein Unternehmen aufzubauen. Das sage ich Amatsuka-San. Er lässt sich davon aber nicht beirren.
„Unsere Organisation, die Ninkyo Dantai, kümmert sich um das Finanzielle, wenn sie ihr die Treue schwören!“ antwortet er.
Ich bin inzwischen derart in einer euphorischen Stimmung, dass ich wohl allem zugestimmt hätte. Als Zeichen meiner Zugehörigkeit darf ich mir ein Tattoo aussuchen. Ein Tattoo-Meister sticht es mir am Tag darauf.
Kaum habe ich das Tattoo, führt Amatsuka-San mich in einen der niedrigen Seitenflügel. Dort liegt ein Zwinger neben dem Anderen. Sie sind sehr geräumig und für meine Begriffe luxuriös eingerichtet, wohl weil ich sie mit den mir bekannten Hundezwingern vergleiche. Ich kann sehen, dass nicht alle Zwinger belegt sind. In den Zwingern, die belegt sind, befinden sich japanische Frauen auf allen Vieren, Meinus.
Amatsuka-San bleibt vor einem Zwinger stehen, in dem sich eine junge Frau mit braunen Haaren und braunen Augen befindet. Sie schaut auf, als wir vor ihrem Zwinger stehenbleiben. Dadurch sehe ich es über ihrem rechten Auge glitzern. Es ist ein Augenbrauenpiercing! Ich stehe vor Ariella St.Albert.
Mein Führer erklärt mir:
„Dies ist ‚Stardust‘-Chan. Sie kennen Sie als Ariella St.Albert. ‚Stardust‘-Chan ist eine gehorsame und kuschelbedürftige Meinu. Als Ariella-Chan ist sie eine dienstbeflissene Meido, die für ihren Herrn durchs Feuer gehen würde.“
‚Stardust‘ hat mich inzwischen erkannt, denn sie ist aufgestanden, hat sich dem Gitter genähert, streckt mir ihre Arme entgegen, gähnt und wackelt aufgeregt mit dem Hintern. Dazwischen rollt sie sich mal nach rechts, mal links über den Boden des Zwingers und gibt helle japsende Laute von sich. Genauso würde sich auch ein Hund in der Hundeschule ihres Vaters benehmen, wenn er sich übermäßig freut.
Mein Begleiter nimmt ein Geschirr von der gegenüberliegenden Wand und öffnet den Zwinger. Er geht hinein und legt ‚Stardust‘ das Geschirr an. Dann klinkt er seinen Finger in den Ring am Rücken und schaut mich an.
„Leinen Sie sie ruhig an, Mackenzie-San! Sie gehört Ihnen!“ sagt er.
Das lasse ich mir kein zweites Mal sagen. Schnell habe ich die Leine aus meiner Hosentasche gezogen und den Karabiner in den Ring eingeklinkt.


-Die Meido-

Mein Name ist Ariella St.Albert. Ich habe mich an einer japanischen Uni eingeschrieben, um deren Erfahrungen mit Canis lupus hattai, dem japanischen Wolf und dessen Aufgehen im Shiba-Hund zu studieren. Da in meiner Heimat Kanada alle Biologen den nordischen Wolf studieren und sein Aufgehen in den modernen Hunden, denke ich, dass ich damit eine interessante Spezialisierung anstrebe.
Das Leben in Japan ist viel teurer als bei uns in Kanada. Daher reicht das Stipendium bei weitem nicht aus. Also arbeite ich bei einem Juwelier aushilfsweise an drei Nachmittagen in der Woche als Honyasan -Verkaufskraft-. Dadurch erweitere ich auch meine Japanisch-Kenntnisse.