Montag, 31. August 2020
Yamato Meinu - 03
Mein Begleiter macht einen großen Schritt auf das etwa 40 Zentimeter tieferliegende Bodenniveau. Die junge Frau bewältigt den Niveauunterschied mit einem Hüpfer. Auch ich steige herunter und beeile mich hinter Amatsuka-San herzukommen.
Nun stelle ich die Frage noch einmal, die mich die ganze Zeit schon umtreibt:
„Amatsuka-San, wo bin ich hier? Wer sind Sie wirklich? Was hat das Ganze zu bedeuten?“
„Ich bin Shujin -Meister- der Ninkyo Dantai -ritterliche Organisation- und hier für das Training der Meinu -Hündinnen- zuständig,“ sagt er lächelnd. „Ninkyo Dantai nennen wir uns selbst. Die nicht dazu gehören, nennen uns die Yakuza –‚Acht-Neun-Drei‘-.“
Da ich nun etwas im Schritt verhalte und ihn mit großen Augen anschaue, dreht er sich leicht zu mir um. Er ergänzt:
„Dass die Yakuza allesamt Verbrecher sind, ist nur eine oberflächliche Betrachtung! Sie müssen die japanische Geschichte kennen, um uns besser zu verstehen. Solch eine Schule, wie diese hier, können Sie natürlich nicht in einer belebten Stadt betreiben…
Vor nicht ganz einem halben Jahr hat sich eine junge Kanadierin bei mir gemeldet, um die nonverbale Kommunikation der Meinu kennenzulernen. Sie hat dabei verständlicherweise einen kleinen Fehler gemacht. Wir trainieren keine Akita-Inu für das Leben in Familien. Die Meinu -Hündin- ist der japanische Begriff für eine weibliche human Doggie.
Inzwischen hat sie ihre Ausbildung fast abgeschlossen. Da nun Sie hierher gekommen sind, Mackenzie-San, können Sie ‚Stardust‘ gerne bald mit nachhause nehmen! Jedenfalls können Sie ‚Stardust’s Familie beruhigen und auf ein paar Wochen noch vertrösten. Sagen Sie ruhig erst einmal, Sie hätten eine vielversprechende Spur.“
„Kann ich Sie sehen?“ frage ich.
Amatsuka-San lächelt mich milde an und meint:
„Dazu sind Sie noch nicht bereit, Mackenzie-San! Tauchen Sie erst einmal tiefer in die Ausbildung einer Meinu ein. Sie sollten mindestens den untersten Shujin-Grad erreichen. Es wäre schön, wenn sie in Kanadas Wäldern eine ähnliche Schule eröffnen würden. Wir werden Ihnen gerne mit Know-how und finanziellen Mitteln helfen. Auch stelle ich Ihnen am Anfang gerne das nötige Personal bereit, das Sie mit der Zeit durch einheimische Master ersetzen dürfen.“
„Okay,“ antworte ich ihm und schaue ihm dabei fest in die Augen. „Darf ich das als Agreement betrachten? Ich darf ihren Vater beruhigen und Sie geben mir Einblick in Ihr Vorgehen. Ich werde so etwas wie ihr Schüler und schließlich fliege ich mit Ariella St.Albert nach Edmonton zurück.“
Mein Gegenüber nickt und hält mir seine Hand hin. Spontan schlage ich ein.
„Genau dahingehend dürfen Sie meine Worte verstehen!“ sagt er.
Amatsuka-San überreicht mir nun die Leine und lässt mich Keiko-Chan führen, die als Mensch Yuna heißt. Das Ganze ist jetzt noch etwas verwirrend für mich. Darum frage ich:
„Beinhaltet die Verbindung Herr-Hündin auch den sexuellen Kontakt?“
Mein Begleiter schaut mich nun seinerseits mit großen Augen an und beeilt sich mit einer Gegenfrage klarzustellen:
„Beinhaltet die Verbindung eines Herrn zu seiner biologischen Hündin in ihrer Heimat den sexuellen Kontakt zu ihr, die Penetration?“
„Nein!“ antworte ich bestimmt. „Das wäre ein Tabubruch, den man bei uns Sodomie nennt!“
„Sehen Sie!“ Amatsuka-San lächelt wieder. „Wir müssen dem Kami in unserem Gegenüber Respekt und Ehrfurcht erweisen. Also werden wir nicht nur eine Akita-Inu, sondern auch eine Meinu niemals missbrauchen! Sollte eine Meinu so viel Vertrauen und Zuneigung in ihren Meister erlangt haben, dass sie sich ihm hingeben will, wird sie sich ihm von sich aus nähern! Das dauert allerdings und braucht viel Geduld.“
‚Also wird Ariella wohl nicht missbraucht worden sein!‘ denke ich mir und mein Herz schlägt etwas ruhiger.

*

Jetzt bin ich schon drei Wochen in dieser japanischen ‚Hundeschule‘. Einerseits habe ich das Gefühl einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein, um mit der Tochter meines Chefs nach Kanada zurückfliegen zu können. Andererseits hat das Petplay etwas Faszinierendes, so wie ich es hier kennenlerne.
Yuna/Keiko ist eine beeindruckende Frau. Tagsüber hört sie zumeist in ihrer Tierrolle auf den Namen Keiko. Dann muss ich sie beschäftigen, anderenfalls beschäftigt sie mich. So ist es schon vorgekommen, dass sie an der Leine gezogen hat. Zum Glück greift die Leine am Geschirr an und nicht am Halsreif. Aber ich habe anfangs meine liebe Not mit einer eigensinnigen Doggie gehabt.
Es hat einige Überlegung gebraucht, bis ich sie dazu gebracht habe, neben mir her zu laufen. Erst als ich sie tatsächlich wie einen echten Hund behandelt habe, dem man Leinenführigkeit beibringen muss, ist der Knoten geplatzt. So hat es auch noch weitere Gelegenheiten für sie gegeben, sich störrisch zu zeigen. Jede Hürde habe ich mit Einfühlungsvermögen, Lob und Belohnung, genommen. Anstelle der japanischen Kommandos habe ich ihr die Handzeichen beigebracht, die man anstelle von Kommandos verwenden kann.
Zu meiner Bedienung beim Essen brauche ich sie nur mit ihrem Meido -Magd- Namen Yuna anzusprechen, verbunden mit der respektvollen Anrede ‚Chan‘ für junge, unerfahrene Personen und Haustiere. Augenblicklich steht sie auf und geht wieder auf zwei Beinen. Natürlich mache ich das erst in meinem Zimmer, denn da befindet sich ihre Meido-Kleidung, in der ich sie zuerst kennengelernt habe.
Anschließend bringt sie zwei Schalen und die Schüsseln mit den Nahrungsmitteln für uns beide an den Tisch in mein Zimmer. Nachdem sie alles vor mich gestellt hat, kniet sie sich übereck auf den Boden, legt die Hände auf die Oberschenkel und wartet ab, was weiter passiert.
Beim ersten Mal ist mir ein Faux Pas passiert: Ich habe mich an den Schüsseln bedient und meine Schale gefüllt. Anschließend habe ich zu essen begonnen und sie angeschaut, weil sie keine Anstalten macht, auch ihre Schale zu füllen. Ich habe sie daraufhin gefragt:
„Hast du keinen Hunger, Yuna-Chan?“