Sonntag, 9. August 2020
Nicci (40)
„Jeden Tag frisches Stroh?“ fragt Markus dazwischen.
„Ja,“ bestätigt Bernd. „Wir wollen halt ausschließen, dass es tierische Mitbewohner in den Zimmern gibt.“
„Aber das ist doch eine Menge Arbeit!“
Markus‘ Augen sind geweitet.
Bernd zuckt mit den Schultern.
„Im Hotelfach gibt es eine Menge Arbeit, von dem der Gast normalerweise nichts mitbekommt! Auch dort, wo ihr in normalen Betten schlafen könnt, wird täglich das Zimmer gereinigt und die Betten frisch bezogen. Ihr bekommt quasi überall jeden Abend ein frisches Zimmer für die Nacht!“
Bernd und Peter helfen Markus die Sachen, die ich brauche, in das frische Zimmer zu tragen. Dann sind wir erst einmal uns selbst überlassen, während die beiden Männer vom Hof unsere Zimmer auf Vordermann bringen. Ich gehe mit dem Belichtungsmesser durch das Zimmer und weise Markus an, wie er die Scheinwerfer drehen muss, damit ich optimales Licht habe.
Lena steht zuerst etwas verloren herum. Schließlich setzt sie sich auf den Baumstamm, der quer durch das Zimmer läuft und den Bereich mit Stroh vom Rest des Zimmers trennt. Von dort schaut sie uns zu, bis ich ihr sage:
„Lena, wie wäre es, wenn du dich schonmal vorbereiten würdest?“
„Hm, okay,“ äußert sie sich, und beginnt damit sich zu entkleiden.
„Erst ohne?“ fragt sie nach einigen Minuten.
„Ja, wir machen es erst wie schon besprochen,“ entscheide ich.
Lena zieht einen roten Bikini an und trägt vor dem Spiegel Schminke auf, damit ihre Haut nicht zu sehr glänzt. Ich breite eine rote Decke auf dem Boden aus und gebe ihr die Haarspange mit den Hundeohren und die rote Weihnachtsmütze. Dann räkelt sie sich auf der roten Decke im Stroh und ich fotografiere sie in verschiedenen Posen.
Wir sind fast mit diesem Durchlauf fertig, als sich die Zimmertür öffnet und die Doggies herein kommen, die hier auf dem Hof leben. Ich stoppe kurz die Fotosession und warte bis sich die Tür wieder geschlossen hat. Jasi und Nicci legen sich auf dem Baumstamm ab und schauen zu, wie ich den Rest der Fotos belichte. Dann mache ich eine Pause. Mehr als eine Stunde ist seit dem Beginn meiner Arbeit vergangen. Lena geht unter die Dusche. In dieser Zeit kommen auch Peter und Bernd zu uns.
Peter bringt eine Platte mit Brot und Schinken mit und Bernd trägt zwei Thermoskannen und Tassen in seinen Händen. Wir funktionieren den Baumstamm im Zimmer zum Campingtisch um und stärken uns dankbar. Schließlich frage ich Peter, der mir am nächsten sitzt:
„Hilfst du Lena in ihr Kostüm?“
„Aber gerne!“ bestätigt er mir lächelnd.
Er öffnet einen rückenlangen Reißverschluss und hält Lena das Teil so hin, dass sie in die Beine des Ganzkörper-Anzugs hineinsteigen kann. Dann hebt er den Anzug an den Schultern in eine Position, dass sie die Arme hineinstecken kann. Schließlich zupft er den Anzug zurecht.
„Nun dreh dich mal,“ sagt er mit sanfter Stimme.
Lena dreht sich langsam um sich selbst und Peter zupft mal hier mal da, bis er mit ihr zufrieden ist.
„Besser geht es nicht,“ meint er.
„Das ist aber schon ganz gut,“ sage ich dazu.
Ich habe mich währenddessen nach der Hundekopf-Halbmaske gebückt, die Peter ebenfalls mitgebracht hat, und händige sie ihm nun aus. Er zieht sie Lena ebenfalls an und lässt sie die Verschlüsse selbst schließen. Zum Schluss folgen noch die Spezialschuhe und die Pfoten-Handschuhe, dann steht eine zweibeinige Hündin vor uns.
„Dann komm herüber, Lena!“ fordere ich sie auf. „Und geh in deine Position! Wir wiederholen alle Bilder noch einmal wie vorhin, nur jetzt im Kostüm!“
Markus kümmert sich um das Ausleuchten des Sets und Lena geht hinunter auf alle Viere. Sie nimmt die abgesprochenen Positionen von vorhin nacheinander noch einmal ein und ich fotografiere sie.
Nach diesem Durchlauf sagt Bernd:
„Es ist längst Zeit für’s Mittagessen! Fast könnten wir schon Kaffeepause am Nachmittag machen… Peter, kommst du?“
Peter nickt und Bernd wendet sich an mich:
„Wir zaubern schnell etwas zu Mittag. In einer halben Stunde könnt ihr im Wintergarten zum Essen kommen! Was ihr bis dahin macht, ist euch überlassen…“
Im Weggehen meint Peter:
„Wenn du magst, Silke, dann binde doch Nicci und Jasi mit ein. Mach ein paar Bilder mit drei Doggies… Kommt dann mit Nicci und Jasi zusammen in den Wintergarten.“
Ich nicke lächelnd und er schließt die Tür. Nicci und Jasi klettern auf allen Vieren in den Bereich mit dem Strohbelag, und ich schieße noch ein paar Gruppenbilder. Dann machen wir uns langsam auf den Weg hinter das Bauernhaus. Lena möchte das Kostüm noch anbehalten. Also bleibt auch sie auf allen Vieren.
Im Wintergarten ist inzwischen von Bernd und Peter alles für das Mittagessen vorbereitet worden. Als wir hinzukommen, bringen sie noch die Speisen auf den Tisch. Ich sehe, wie beide Speisen auf zwei Tellern klein schneiden, und ihre beiden Doggies ihnen dabei interessiert zuschauen. Also schneide ich die Speisen auf meinem Teller auch erst einmal mundgerecht klein. Nachdem ich den Teller für Lena neben mich auf den Boden gestellt habe, nehme ich mir selbst. Bernd und Peter geben auch ihren Doggies zuerst zu essen und füllen dann erst ihre Teller, während Markus schon fast fertig ist mit seiner Portion.
„Gibt es eigentlich hier in der Umgebung nicht auch einige schöne Locations für Fotos?“ frage ich beim Essen.
„Sicher,“ meint Peter. „Im Frühjahr, Sommer machen die aber mehr her.“
„Nun,“ gebe ich zurück. „Die Sonne können wir mittels Scheinwerfer ins Bild bringen… Und die aktuellen Temperaturen… Lena meint, sie wären auszuhalten in dem Kostüm…“
Peter lacht.
„Gut, dass du keinen Videoclip drehen willst! Ihre Bewegungen kämen dann eher steif und unnatürlich rüber… Ich hole gleich einmal die Karte her.“



Nicci (39)
Seine Doggie schaut zu ihm und hebt den Hintern an. Es sieht aus, als will sie gleich lossprinten. Bernd wirft das signalorange Teil in eine Ecke des Wintergartens und sagt dazu in gleicher Lautstärke:
„Hol!“
Jasi folgt dem Flug des Spielzeugs mit dem Blick, wendet dafür ihren Kopf und läuft auf allen Vieren in die Ecke. Dort beugt sie den Kopf zu dem Ding, nimmt es mit dem Mund auf und kommt zurück.
Unterwegs fiept sie kurz und lässt das Spielzeug fallen. Sie wendet sich in Richtung der offenen Tür des Wintergartens und lässt ein Geräusch hören, das entfernt an ein Knurren erinnert. Bernd steht auf und geht zu Jasi. Er lacht, kommt zum Tisch zurück und nimmt zwei Messer aus dem Besteckkasten, die er an der Schneide fasst. Zurück bei Jasi beugt er sich runter und klemmt etwas langes, dünnes zwischen die Messergriffe, das sich im Griff windet wie eine Schlange. Es ist aber gerade einmal so dünn wie ein Bleistift, und höchstens doppelt so lang.
„Was ist das?“ frage ich in faszinierter Distanz.
„Eine Schlange, die sich ins Trockene, Warme geflüchtet hat,“ kommentiert er das Geschehen.
„Ist sie giftig?“ setze ich nach.
Bernd schüttelt den Kopf.
„Es ist eine Ringelnatter, eine Würgeschlange! Schau hier, die beiden hellen, sichelförmigen Flecken hinter den Augen…“
Er ist mit seinem Fang nähergekommen, so dass wir die Schlange näher in Augenschein nehmen können. Ich rutsche mit meinem Stuhl ein paar Zentimeter zurück.
„Ich glaube dir ja!“ sage ich, vielleicht etwas zu heftig. „Du musst sie mir nicht unter die Nase halten. Bring sie lieber weg!“
Er lacht und bringt sie nach draußen. Zurückkommend schließt er die Tür des Wintergartens. Dann setzt er sich wieder zu uns. Jasi bringt ihm das Spielzeug, und Bernd wirft es wieder in eine Ecke.
„Habt ihr hier Schlangen…“
Es sollte eine Frage werden, ist aber eine distanzierte Feststellung geworden.
„Die Gleichen, wie es sie auch bei euch in der Natur gibt!“ meint er. „Die Ringelnatter… Dann die Kreuzotter. Die erkennt man durch das Zickzackmuster auf ihrem Rücken. Und dann noch die Blindschleiche, die aber eigentlich eine Eidechse ohne Beine ist. Alle sind für den Menschen ungefährlich!“
„Okayyy,“ ziehe ich die Antwort in die Länge.
Sicher kann man mir die Abscheu ansehen. Auf Dauer auf dem Land zu leben, kann ich mir zurzeit einfach nicht vorstellen. Nachdem wir uns satt gegessen haben schaue ich zu Lena und sage:
„Auf, Lena, wir wollen schlafen gehen. Morgen haben wir noch viel vor!“
Seufzend steht sie auf, während die beiden Doggies sich von ihr verabschieden, indem sie sich an sie drücken. Als Lena so unvorsichtig ist und sie zum Abschied streichelt, lecken Jasi und Nicci ihr kurz mit der Zunge über die Finger. Lena lächelt mit gerunzelter Stirn und folgt dann Markus und mir. Draußen nimmt Markus seine Freundin in den Arm und wir legen uns im Stroh schlafen.
Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt, die gegen halb neun in unsere Zimmer scheint. Um zehn Uhr frühstücken wir mit den Leuten hier wieder im Wintergarten. Die Doggies haben auch heute Morgen ihre Kostüme an.
„Sag‘ mal,“ frage ich Peter während des Frühstücks, „Habt ihr ein Ersatzkostüm? Dann könnte ich Lena stilecht im Kostüm fotografieren!“
„Hm,“ macht Peter und schaut mich zweifelnd an. „Wenn ihr ein Outfit zufällig passt? Klar, hat jede Doggie noch ein Ersatz-Outfit. Im Zweifel könnte Lena noch etwas drunter anziehen. Umgekehrt würde man offene Verschlüsse sehen…“
„Ein Versuch wäre es wert,“ meine ich.
„Okay,“ antwortet Peter. „Ich hole euch nach dem Frühstück ein Outfit.“
Nachdem er fertig ist, steht Peter auf und verschwindet kurz im Haus. Danach kommt er mit einem Kostüm über dem Arm in den Wintergarten zurück. Er übergibt es mir, als auch wir fertig sind mit dem Frühstück, und meint:
„Heute soll es schönes Wetter geben! Die Wiese wird aber erst heute Nachmittag trocken sein…“
„Nein,“ nehme ich seinen Gedanken auf. „Wir fotografieren im Zimmer. Ich brauche nur die Scheinwerfer aufstellen und ausrichten. Dann nimmt Lena verschiedene Positionen ein, mit unterschiedlichen Assessoirs. Markus hilft mir dabei.“
„Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich im Hintergrund dabei?“ fragt Peter. „Die Anderen kommen sicher auch gerne gucken, wenn sie Zeit haben. Eine Fotosession erlebt man nicht alle Tage!“
Ich ziehe ein Gesicht, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Das passt mir eigentlich gar nicht! Andererseits haben die Leute das Hausrecht hier. Dagegen kann ich wenig machen.
„Haltet aber die Störung so gering wie möglich!“ sage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sobald zum Beispiel die Tür aufgeht, muss ich die Helligkeit neu ausmessen und danach die Blende verändern…“
„Okay,“ bestätigt Peter. „Unser Haus ist kein Taubenschlag! Wir werden uns nach dir richten.“
Er kommt mit uns in den Anbau. Auch Bernd begleitet uns, während die beiden Doggies sich auf ihre Hinterbeine erheben, die Pfotenhandschuhe an den Klettverschlüssen öffnen und ausziehen und die Halbmasken vom Kopf nehmen. Ich schaue Bernd fragend an.
Er lächelt und sagt:
„Jasi und Lena kümmern sich kurz um den Haushalt, dann kommen sie nach.“
„Ah,“ mache ich.
Im Anbau steuern die beiden Männer ein anderes Zimmer an.
„Nehmen wir keins der gemieteten Zimmer?“ frage ich erstaunt.
Peter schüttelt den Kopf.
„In diesem Zimmer haben wir frisches Stroh ausgelegt. Die anderen Zimmer müssten wir mit frischem Stroh erst noch ausstatten. Macht euch erst noch fertig. Holt dafür ruhig alles, was ihr braucht in das Zimmer hier. Wir werden dann das Stroh in euren Zimmern wechseln für die nächste Nacht!“



Nicci (38)
Mit großen Augen schaue ich zu, was er macht. Ich bin sicher, Lena und Markus sind gleichfalls erstaunt. Belustigt schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: ‚Wo sind wir denn hier gelandet?!‘
Peter legt den Schlafsack schwungvoll auf das Stroh und öffnet danach den Zweiten, um ihn daneben zu legen.
„Ihr könnt auch eine Decke auf das Stroh legen und die Schlafsäcke dann darüber,“ bietet er an. „Auch lassen sich beide Schlafsäcke mit den Reißverschlüssen zu einem Großen verbinden. – Keine Sorge! Ihr habt keine Insekten als Zimmergenossen im Stroh! Es wird täglich ausgetauscht und vorbehandelt!“
Er lächelt gewinnend. Dann geht er zur Tür, tritt auf den Gang hinaus und öffnet gegenüber eine andere Tür. Interessiert schauen wir, was er macht.
„Hier sind die Hygieneräume,“ sagt er. „Hier findet ihr Toiletten und Duschen!“
Wir folgen ihm auf den Gang hinaus und strecken den Kopf in den bezeichneten Raum. Wir sehen mehrere Kabinen nebeneinander, wie auf einer öffentlichen Toilette! Ich ziehe die Augenbrauen hoch und schaue Peter an.
„Du meinst, dass du mit dieser Aufteilung Gäste bekommst?“
„Nun,“ meint er. „Vorne raus, wo die Normalos untergebracht sind, haben schon eine Menge Radwanderer übernachtet. Viele hatten ihre eigenen Schlafsäcke dabei und fanden es normal gemeinschaftliche Sozialräume zu benutzen.
Dagegen hatten wir bisher erst wenige Petplayer zur Übernachtung hier. Einige wollten einen Zwinger für die Nacht. Dann zeige ich ihnen das Gitter, das über den Balken vor dem Stroh läuft. Für Leute, die auf Käfighaltung stehen, stelle ich einen Käfig ins Zimmer. Wir haben also für jeden etwas für die artgerechte Übernachtung.
Auch ein entsprechendes Tagesprogramm kann ich anbieten: Nonverbale Kommunikation, Kommandotraining, Dog-Agility, Dog-Swimming…“
„Okay,“ sage ich. „Und wie ist es mit Frühstück?“
„Das ist im Preis drin und wird auf der Terrasse eingenommen. Bei Schlechtwetter, wie heute, wird sie zum Wintergarten umgewandelt. Wo du gerade Frühstück erwähnst – auch was das Abendessen gleich betrifft – nur die Lena ist eine human Doggie?“
„Ja…“
Ich kräusele die Stirn, weiß nicht, worauf er hinaus will.
„Also mache ich zwei normale Gedecke fertig – ihr esst natürlich gemeinsam mit uns – und einen Napf. Was bekommt sie in ihren Napf?“
Mit großen Augen frage ich Peter:
„…einen Napf?“
„Ja,“ entgegnet er zwinkernd, „oder ist sie nicht euer Doggie?“
„Jaaa,“ meine ich kleinlaut. „Aber so tief sind wir in der Sache nicht drin…“
„Okay, kein Problem! Also drei Gedecke. Richtet euch erst einmal ein! Kommt dann später auf die Terrasse. Wir haben einen Grillabend geplant!“
Mit den Worten lässt uns Peter allein. Ich schicke Markus hinter Peter her, damit er das Tor öffnet und Markus mit unserer Fotoausrüstung und den Reisetaschen hereinlässt. Etwa eine halbe Stunde danach gehen wir zur Terrasse des Bauernhauses, wo die Wirtsleute grillen wollen. Sie ist durch einzelne Elemente aus Leichtmetall und Kunststoff vom Garten abgetrennt. Eines der Elemente lässt sich oben an der Schiene drehen und steht offen. Inzwischen hat es zu regnen aufgehört. Das Gras der Wiese ist jedoch nass.
Als wir näherkommen sehen wir die Männer am Grill. Von den Frauen fehlt erst einmal jede Spur. Dann bemerken wir zwei Hunde am Boden liegen. Anscheinend dösen sie in Erwartung, dass sie etwas vom Grill erhaschen können. Etwas ist anders an den Hunden. Sie tragen ein glattes braunes Fell und einen hellbraunen buschigen Schwanz. Beide haben eine ungewöhnlich breite Schulter und lange Hinterbeine, die sie an den Körper gezogen haben.
Während wir die Terrasse betreten, wird unsere Aufmerksamkeit kurz von den Hunden weggelenkt. Die Männer begrüßen uns und bieten uns Sitzplätze an.
„Hallo, da seid ihr ja,“ ruft uns Peter fröhlich entgegen, während Bernd das Fleisch auf dem Grill wendet.
Peter weist auf den Tisch mit einigen unterschiedlichen Salaten. Ich kann auch Kartoffel- und Nudelsalat erkennen.
„Setzt euch gerne, wo ihr mögt – und greift schonmal zu!“
In diesem Moment stellt Bernd duftendes Grillfleisch, auf einer Platte angerichtet, hinzu. Wir nehmen das Angebot dankend an und bedienen uns. Dabei fällt mein Blick wieder auf die beiden Hunde. Jetzt erkenne ich, dass es sich um die beiden Frauen handelt. Beide haben ein Latexkostüm angezogen und eine Halbmaske auf dem Kopf. Vor beiden steht je ein flacher Teller mit klein geschnittenen Wurststücken.
Lena schaut fasziniert den Frauen zu. Markus bedient seine Freundin und legt ihr einen Löffel von jedem Salat und ein Steak auf ihren Teller, bevor er sich selbst etwas nimmt. Sie hat das anscheinend gar nicht gemerkt, denn sie schaut immer noch gebannt zu den beiden menschlichen Hündinnen hinüber.
Peter setzt sich zu uns und blickt Lena lächelnd an.
„Du wärst gerne bei den Doggies?“ spricht er sie an.
Lena schreckt hoch und wendet sich Peter zu.
„Was meinst du?“
„Du wärst jetzt gerne bei den Doggies?“ wiederholt er sich, breiter lächelnd.
„Woraus besteht das Kostüm?“ weicht sie fragend aus.
„Es ist aus Latex. Innen textil gefüttert. Unsere Doggies tragen die Outfits, wenn wir Besuch aus der Szene haben, wir aber noch nicht wissen, ob der Besuch auf CMNF steht.“
„Auf was?“
Lena macht große Augen.
„Das ist die gängige Abkürzung für eine englische Bezeichnung: Clothed Male Naked Female…“ erklärt er geduldig.
„Die Frauen sind nackt?“ fragt Lena nach.
„In ihrer Rolle als Doggies…“ präzisiert Peter. „Echte Hunde tragen normalerweise ja auch keine Textilien!“
„Aber Fell!“ schränkt sie ein, während Markus aufmerksam dem Gespräch folgt.
„Das kannst du aber nicht als Anzug oder Kostüm werten,“ widerspricht Peter ihr. „Es gibt zum Beispiel Nacktzüchtungen. Diese bedauernswerten Geschöpfe haben ein Restfell auf dem Kopf – ganz wie Menschen… Das natürliche Fell ist einfach nur natürliche Körperbehaarung - nur eben viel dichter als beim Menschen.“
Nach einer Pause sagt Lena dann:
„Ich würde mich gerne zu den Doggies gesellen. Das muss eine völlig neue Erfahrung sein! - Aber mit dem Mund essen…“
„Du musst nichts, was du nicht willst!“ stellt Peter fest. „Du darfst dich aber gern zu ihnen gesellen. Ess‘ dich erst einmal satt. Dann setz‘ dich gerne zu Nicci und Jasi.“
Lena schaut mich an. Ich nicke lächelnd.
Nachdem Lena ihren Teller halb leer gemacht hat, steht sie auf und setzt sich zu den Doggies auf den Boden. Die Beiden sind inzwischen mit ihren Tellern fertig und mustern nun interessiert Lena. Bernd mischt sich ein. Er nimmt ein Wurfspielzeug vom Boden auf, zeigt es den Doggies und sagt laut:
„JASI!“