Nicci (40)
„Jeden Tag frisches Stroh?“ fragt Markus dazwischen.
„Ja,“ bestätigt Bernd. „Wir wollen halt ausschließen, dass es tierische Mitbewohner in den Zimmern gibt.“
„Aber das ist doch eine Menge Arbeit!“
Markus‘ Augen sind geweitet.
Bernd zuckt mit den Schultern.
„Im Hotelfach gibt es eine Menge Arbeit, von dem der Gast normalerweise nichts mitbekommt! Auch dort, wo ihr in normalen Betten schlafen könnt, wird täglich das Zimmer gereinigt und die Betten frisch bezogen. Ihr bekommt quasi überall jeden Abend ein frisches Zimmer für die Nacht!“
Bernd und Peter helfen Markus die Sachen, die ich brauche, in das frische Zimmer zu tragen. Dann sind wir erst einmal uns selbst überlassen, während die beiden Männer vom Hof unsere Zimmer auf Vordermann bringen. Ich gehe mit dem Belichtungsmesser durch das Zimmer und weise Markus an, wie er die Scheinwerfer drehen muss, damit ich optimales Licht habe.
Lena steht zuerst etwas verloren herum. Schließlich setzt sie sich auf den Baumstamm, der quer durch das Zimmer läuft und den Bereich mit Stroh vom Rest des Zimmers trennt. Von dort schaut sie uns zu, bis ich ihr sage:
„Lena, wie wäre es, wenn du dich schonmal vorbereiten würdest?“
„Hm, okay,“ äußert sie sich, und beginnt damit sich zu entkleiden.
„Erst ohne?“ fragt sie nach einigen Minuten.
„Ja, wir machen es erst wie schon besprochen,“ entscheide ich.
Lena zieht einen roten Bikini an und trägt vor dem Spiegel Schminke auf, damit ihre Haut nicht zu sehr glänzt. Ich breite eine rote Decke auf dem Boden aus und gebe ihr die Haarspange mit den Hundeohren und die rote Weihnachtsmütze. Dann räkelt sie sich auf der roten Decke im Stroh und ich fotografiere sie in verschiedenen Posen.
Wir sind fast mit diesem Durchlauf fertig, als sich die Zimmertür öffnet und die Doggies herein kommen, die hier auf dem Hof leben. Ich stoppe kurz die Fotosession und warte bis sich die Tür wieder geschlossen hat. Jasi und Nicci legen sich auf dem Baumstamm ab und schauen zu, wie ich den Rest der Fotos belichte. Dann mache ich eine Pause. Mehr als eine Stunde ist seit dem Beginn meiner Arbeit vergangen. Lena geht unter die Dusche. In dieser Zeit kommen auch Peter und Bernd zu uns.
Peter bringt eine Platte mit Brot und Schinken mit und Bernd trägt zwei Thermoskannen und Tassen in seinen Händen. Wir funktionieren den Baumstamm im Zimmer zum Campingtisch um und stärken uns dankbar. Schließlich frage ich Peter, der mir am nächsten sitzt:
„Hilfst du Lena in ihr Kostüm?“
„Aber gerne!“ bestätigt er mir lächelnd.
Er öffnet einen rückenlangen Reißverschluss und hält Lena das Teil so hin, dass sie in die Beine des Ganzkörper-Anzugs hineinsteigen kann. Dann hebt er den Anzug an den Schultern in eine Position, dass sie die Arme hineinstecken kann. Schließlich zupft er den Anzug zurecht.
„Nun dreh dich mal,“ sagt er mit sanfter Stimme.
Lena dreht sich langsam um sich selbst und Peter zupft mal hier mal da, bis er mit ihr zufrieden ist.
„Besser geht es nicht,“ meint er.
„Das ist aber schon ganz gut,“ sage ich dazu.
Ich habe mich währenddessen nach der Hundekopf-Halbmaske gebückt, die Peter ebenfalls mitgebracht hat, und händige sie ihm nun aus. Er zieht sie Lena ebenfalls an und lässt sie die Verschlüsse selbst schließen. Zum Schluss folgen noch die Spezialschuhe und die Pfoten-Handschuhe, dann steht eine zweibeinige Hündin vor uns.
„Dann komm herüber, Lena!“ fordere ich sie auf. „Und geh in deine Position! Wir wiederholen alle Bilder noch einmal wie vorhin, nur jetzt im Kostüm!“
Markus kümmert sich um das Ausleuchten des Sets und Lena geht hinunter auf alle Viere. Sie nimmt die abgesprochenen Positionen von vorhin nacheinander noch einmal ein und ich fotografiere sie.
Nach diesem Durchlauf sagt Bernd:
„Es ist längst Zeit für’s Mittagessen! Fast könnten wir schon Kaffeepause am Nachmittag machen… Peter, kommst du?“
Peter nickt und Bernd wendet sich an mich:
„Wir zaubern schnell etwas zu Mittag. In einer halben Stunde könnt ihr im Wintergarten zum Essen kommen! Was ihr bis dahin macht, ist euch überlassen…“
Im Weggehen meint Peter:
„Wenn du magst, Silke, dann binde doch Nicci und Jasi mit ein. Mach ein paar Bilder mit drei Doggies… Kommt dann mit Nicci und Jasi zusammen in den Wintergarten.“
Ich nicke lächelnd und er schließt die Tür. Nicci und Jasi klettern auf allen Vieren in den Bereich mit dem Strohbelag, und ich schieße noch ein paar Gruppenbilder. Dann machen wir uns langsam auf den Weg hinter das Bauernhaus. Lena möchte das Kostüm noch anbehalten. Also bleibt auch sie auf allen Vieren.
Im Wintergarten ist inzwischen von Bernd und Peter alles für das Mittagessen vorbereitet worden. Als wir hinzukommen, bringen sie noch die Speisen auf den Tisch. Ich sehe, wie beide Speisen auf zwei Tellern klein schneiden, und ihre beiden Doggies ihnen dabei interessiert zuschauen. Also schneide ich die Speisen auf meinem Teller auch erst einmal mundgerecht klein. Nachdem ich den Teller für Lena neben mich auf den Boden gestellt habe, nehme ich mir selbst. Bernd und Peter geben auch ihren Doggies zuerst zu essen und füllen dann erst ihre Teller, während Markus schon fast fertig ist mit seiner Portion.
„Gibt es eigentlich hier in der Umgebung nicht auch einige schöne Locations für Fotos?“ frage ich beim Essen.
„Sicher,“ meint Peter. „Im Frühjahr, Sommer machen die aber mehr her.“
„Nun,“ gebe ich zurück. „Die Sonne können wir mittels Scheinwerfer ins Bild bringen… Und die aktuellen Temperaturen… Lena meint, sie wären auszuhalten in dem Kostüm…“
Peter lacht.
„Gut, dass du keinen Videoclip drehen willst! Ihre Bewegungen kämen dann eher steif und unnatürlich rüber… Ich hole gleich einmal die Karte her.“