Samstag, 8. August 2020
Nicci (37)
Wir steigen aus und beeilen uns das Bauernhaus zu erreichen, denn es regnet gerade. Ich betätige die Klingel und kurz darauf öffnet uns eine Frau, nur wenig älter als ich.
„Hallo,“ begrüßt sie uns freundlich lächelnd und macht den Eingang frei.
Wir treten ein und befinden uns in einem Vorraum. Sie weist in einen großen Raum nebenan. Durch die offene Tür sehe ich einige Tische und Stühle im Landhausstil. Die Frau meint:
„Setzt euch erst einmal.“
Wir betreten den Raum, hängen unsere nassen Jacken an die Garderobe und setzen uns an einen Tisch in Fensternähe.
„Darf ich euch etwas bringen?“ fragt sie nun. „Kaffee, Tee, Cappu…“
Eigentlich haben wir lange genug gesessen auf der langen Fahrt und ich brenne darauf, die Möglichkeiten auszuloten, die sich uns hier bieten. Aber einen Tee würde ich gerne trinken. Ich schaue Lena und Markus an und wir bestellen jeder ein Getränk.
Ich kann es nicht lassen zu bemerken:
„Kuschelig warm habt ihr es hier…“
„Muss sein – bei dem Wetter draußen,“ antwortet die Frau lächelnd und verschwindet schnell durch eine Tür hinter der Theke.
Als sie wenig später mit den Getränken an unseren Tisch kommt, frage ich die Frau:
„Wir sind ja eigentlich gekommen, um eine Fotosession zu veranstalten – Sie wissen?“
Sie nickt und sagt kurz:
„Ich weiß…“
„Außenaufnahmen im Wald kann man bei dem Wetter vergessen…“ stelle ich nun fest.
Sie zieht die Stirn in Falten und hebt die Schultern leicht an.
„Ja, wenn Schnee mit auf das Bild soll, wären Dezember/Januar besser geeignet. Aber ihr könnt gerne einen der Räume so dekorieren, wie ihr das braucht!“ antwortet sie.
„Das Angebot nehmen wir gerne an! Sagen Sie - oder dürfen wir uns duzen? – Dieser Hof hier… Seit wann wird hier Petplay praktiziert?“
„Ihr habt erst von Andy erfahren, dass es uns gibt?“ fragt sie zurück und setzt sich zu uns. „Ja, Petplay wird hier schon länger gelebt – privat in der Freizeit. Die Freundin des Hofbesitzers hat ihn darauf gebracht… Später lernte sie meinen Freund im Chat kennen. In den Gesprächen über die gegenseitigen Erfahrungen kam heraus, dass die Viehwirtschaft quasi den Bach runter ging. Mein Freund hat die Beiden dann darauf gebracht, sich umzuorientieren. Seitdem existiert das Heuhotel und dieses Café – und hinten heraus gleiches für Petplayer. Seitdem arbeiten wir zu Viert auf dem Hof. Inzwischen würden wir gerne weitere Mitarbeiter einstellen… Die sollten dann allerdings aus der Petplayer-Szene kommen!“
„Ja? Läuft das so gut hier?“
Ich bin erstaunt.
„Im Sommer haben wir viele Touris vorne, meist Radwanderer auf dem Hunsrück-Höhenweg,“ erzählt sie uns. „Wanderer und Ausflügler aus der Umgebung nutzen außerdem das Café zum Pausieren. Jetzt in der Jahreszeit ist kaum etwas los! Das Petplay-Segment muss erst noch bekannt werden. Da wären wir euch verbunden, wenn ihr eure Eindrücke hier unter euren Bekannten aus der Szene verbreiten würdet…“
„Das werden wir bestimmt,“ bestätige ich ihr gern. „Dürfen wir dann mal unsere Zimmer sehen?“
„Aber gern!“ entgegnet sie und erhebt sich.
Auch wir stehen auf. Sie geht auf die Theke zu, umrundet sie und führt uns durch die Tür dahinter. Erstaunt stelle ich fest, dass sie uns in die Küche geführt hat. Dann öffnet sie eine weitere Türe rechter Hand und nun stehen wir in einem Treppenhaus. Ich will schon auf die Treppe nach oben zugehen, aber sie geht auf die Außentür linker Hand zu, über der ein halbkreisförmiges Fenster Licht ins Treppenhaus wirft.
„Lasst ihr die Gäste immer durch die Küche laufen?“ frage ich spontan.
„Wir wollen halt nicht, dass die Normalos vorne mit den Pets hinten in Kontakt kommen,“ antwortet sie als Erklärung.
Das Argument ist für meinen Begriff etwas schwach, aber höflicherweise gehe ich darauf ein.
„Das wäre auch nicht gut,“ stimme ich ihr zu. „Ich stelle mir aber gerade vor, hier ein Event zu veranstalten, und Dutzende würden dann durch die Küche laufen…“
„Darüber haben Peter und Bernd auch schon nachgedacht,“ meint sie. „Ihr habt sicher die Weggabelung am Hofeingang gesehen? Da stellen die Männer dann ein Hinweisschild hin, der zum Parkplatz außen neben den Gebäuden führt. Dann wird auch hinten ein Tor geöffnet. – Der Aufwand ist ihnen halt für einzelne Petplayer zu groß.“
Sie öffnet die Außentür, und im gleichen Moment kommt uns ein Mann entgegen, der wohl gerade das Haus betreten will.
„Ah,“ sagt dieser lächelnd. „Da seid ihr ja schon. Ich bin Peter.“
Peter begrüßt jeden einzelnen von uns mit Handschlag. Ich lächele ihn an und stelle uns vor:
„Hallo, ich bin die Silke. Und das sind Lena und Markus.“
„Habt ihr kein Gepäck?“ fragt er nun.
„Doch,“ bestätige ich seine Gedanken. „Wir haben es erst einmal im Auto gelassen. Wir wollten zuerst die Location kennenlernen.“
Mein Gesprächspartner grinst breit und sagt:
„Markus kann den Wagen an das Tor dort hinten fahren. Von dort braucht ihr eure Ausrüstung nicht durch das Haus schleppen!“
„Das finde ich nett!“ antworte ich erfreut und nicke Markus zu.
Peter weist mit ausgestreckter Hand quer über die Wiese zu dem mannshohen massiven Holztor, während wir ihm quer über die Wiese über vereinzelte Schieferplatten in Richtung auf den Eingang des seitlichen Anbaus folgen. Es ist ein zünftiges Blockhaus mit einem schmalen Fensterband über Kopfhöhe, einer normalen Eingangstüre und einem doppelflügeligen Tor. In der Etage darüber befindet sich ein durchgehendes schmales Fensterband.
Gleich hinter dem Eingang liegt wieder ein Treppenhaus. Aber er führt uns links in den ebenerdigen Gang hinein und öffnet eine der Zimmertüren auf der rechten Gangseite. Wir kommen in ein Zimmer mit Holzpanelen an Wände, Decken und Boden. Nach etwa anderthalb Metern liegt ein Baumstamm auf dem Boden von Seitenwand zu Seitenwand. Dahinter ist der Boden dick mit Stroh bedeckt und in der Rückwand befindet sich ein großes Fenster mit getönter Scheibe.
Peter ist wohl meinem Blick gefolgt. Er erklärt:
„Das ist Spiegelglas! Niemand kann hereinschauen, ihr aber hinaus.“
Ich mache „Ah“, und schaue mich weiter um. Rechts neben der Tür, wenn ich mich umdrehe, befindet sich ein Schrank. Links neben der Tür gibt es ein Waschbecken mit Spiegelschrank und Handtuchregal. Peter geht auf den Schrank zu und öffnet ihn. Er nimmt zwei zusammengerollte Pakete heraus und löst an einem die beiden Schnallen. Es entfaltet sich ein Schlafsack!



Nicci (36)
Ich bestätige ihr das.
„Außenaufnahmen im Wald kann man bei dem Wetter vergessen…“ stellt sie fest.
Mit zweifelndem Gesichtsausdruck nickend sage ich:
„Ja, wenn Schnee mit auf das Bild soll, wären Dezember/Januar besser geeignet. Aber ihr könnt gerne einen der Räume so dekorieren, wie ihr das braucht!“
„Das Angebot nehmen wir gerne an! Sagen Sie - oder dürfen wir uns duzen? – Dieser Hof hier… Seit wann wird hier Petplay praktiziert?“
„Ihr habt von Andy erst erfahren, dass es uns gibt? Ja, Petplay wird hier schon länger gelebt – privat in der Freizeit. Die Freundin des Hofbesitzers hat ihn darauf gebracht… Später lernte sie meinen Freund im Chat kennen. In den Gesprächen über die gegenseitigen Erfahrungen kam heraus, dass die Viehwirtschaft quasi den Bach runter ging. Mein Freund hat die Beiden dann darauf gebracht, sich umzuorientieren. Seitdem existiert das Heuhotel und dieses Café – und hinten heraus gleiches für Petplayer. Seitdem arbeiten wir zu Viert auf dem Hof. Inzwischen würden wir gern Mitarbeiter einstellen… Die sollten dann allerdings aus der Petplayer-Szene kommen!“
„Ja? Läuft das so gut hier?“
„Im Sommer haben wir viele Touris vorne, Radwanderer auf dem Hunsrück-Höhenweg. Wanderer aus der Umgebung nutzen das Café zum Pausieren. Jetzt in der Jahreszeit ist kaum etwas los! Das Petplay-Segment muss erst noch bekannt werden. Da wären wir euch verbunden, wenn ihr eure Eindrücke hier unter euren Bekannten aus der Szene verbreiten würdet…“
„Das werden wir bestimmt. Dürfen wir dann mal unsere Zimmer sehen?“
„Aber gern!“
Ich habe mich nach dem Servieren der Getränke zu ihnen gesetzt. Nun stehen wir zusammen auf und ich führe die Gruppe durch die Küche in den Flur, der in den Garten führt.
„Lasst ihr die Gäste immer durch die Küche laufen?“ fragt die Wortführerin erstaunt.
„Wir wollen halt nicht, dass die Normalos vorne mit den Pets hinten in Kontakt kommen,“ erkläre ich.
„Das wäre auch nicht gut,“ stimmt sie mir zu. „Ich stelle mir aber gerade vor, hier ein Event zu veranstalten, und Dutzende würden dann durch die Küche laufen…“
„Darüber haben Peter und Bernd auch schon nachgedacht. Ihr habt sicher die Weggabelung am Hofeingang gesehen? Da stellen die Männer dann ein Hinweisschild hin, der zum Parkplatz außen neben den Gebäuden führt. Dann wird auch hinten ein Tor geöffnet. – Der Aufwand ist ihnen für einzelne Petplayer zu groß.“
Ich öffne ihnen gerade die Tür zur Terrasse als Peter, von draußen kommend, das Haus betreten will.
„Ah,“ sagt er lächelnd. „Da seid ihr ja schon. Ich bin Peter.“
Peter begrüßt alle drei mit Handschlag. Die Wortführerin lächelt zurück und stellt sich und ihre Begleitung vor:
„Hallo, ich bin die Silke. Und das sind Lena und Markus.“
„Habt ihr kein Gepäck?“ fragt Peter.
„Doch,“ erklärt Silke. „Wir haben es erst einmal im Auto gelassen. Wir wollten zuerst die Location kennenlernen.“
Peter grinst breit.
„Markus kann den Wagen an das Tor dort hinten fahren. Von dort braucht ihr eure Ausrüstung nicht durch das Haus schleppen!“
„Das finde ich nett!“ freut sie sich und nickt Markus zu.
Peter weist mit ausgestreckter Hand quer über die Wiese zu dem mannshohen massiven Holztor, während er mit ihnen auf den Eingang des Anbaus zugeht.

*

Wir haben im Internet-Chat einen Mann kennengelernt, der unser Faible teilt. Nach einigen Gesprächen in denen wir festgestellt haben, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnen, hat er berichtet, dass er einen Hundezwinger im Garten hat. Das bringt mich auf eine Idee. Ich suche schon länger eine Location für eine Fotosession. Als er dann fragt, wo wir denn zumeist sind, wenn wir in die Stadt kommen, vertröste ich ihn auf die „Schwarze Nacht“ und nenne ihm den Club.
In den folgenden Tagen texten wir unregelmäßig miteinander. Er erzählt dabei von der Petplayer-Community im Internet. Anderthalb Wochen darauf treffen wir ihn tatsächlich auf dem Event. Da wir ihn sympathisch finden, spreche ich ihn auf unser Anliegen an. Andy lehnt jedoch mit dem Hinweis auf seine Nachbarn ab. Er sagt aber, er kennt da jemand, der einen einsamen Bauernhof bewirtschaftet. Den könne man sicher dafür gewinnen. Er könne ja schon einmal vorfühlen, bietet er uns an. Gern nehme ich sein Angebot an. Im Laufe der Nacht tauschen wir noch weitere Informationen aus. Andy sagt, er wäre schon einmal dort gewesen. Auch texten wir von unserem gemeinsamen Faible und ich gebe ihm bereitwillig Auskunft darüber, wie ich mir den Ablauf der Fotosession vorstelle.
Wenige Tage später meint Andy, dass die Leute, die er da kennt, nichts gegen eine Fotosession einzuwenden haben. Er gibt uns die Nummer und sagt, wir sollten uns beim ersten Gespräch auf ihn berufen. Am nächsten Tag rufe ich dort an.
„Hallo, mein Name ist Silke Appenzeller. Wir haben vor einiger Zeit Andy kennen gelernt, der davon sprach, schon einmal bei Ihnen übernachtet zu haben. Sie sind doch Petplayer?“
„Hallo, guten Tag,“ begrüßt mich die Frau am anderen Ende der Leitung. „Sie sprechen mit Nicole Schneider. Ja, wir sind Petplayer und führen ein Heuhotel. Den Andy kennen wir. Was ist ihr Anliegen?“
„Dann hat er Ihnen sicher von uns erzählt,“ meine ich. „Wir suchen eine passende Location für eine Fotosession, und da hat er uns euch empfohlen. Wir, das sind außer mir noch meine Hündin Lena und ihr Freund Markus.“
„Wann haben Sie denn vor zu kommen?“ fragt die Frau.
„Wenn es möglich wäre – in etwa zwei Wochen das Wochenende? Oder ist das zu kurzfristig?“ frage ich zurück.
„Nein, das geht schon klar,“ antwortet sie mir. „Sie brauchen ein Zimmer für ihre Begleitung und ein weiteres für sich?“
„Ja, genauso habe ich mir die Aufteilung gedacht!“ bestätige ich.
Wir reden noch kurz über das Finanzielle, dann verabschieden wir uns. Sie wünscht uns noch eine gute Anreise.
Am Freitagnachmittag des vereinbarten Wochenendes kommen wir nach einer stundenlangen Fahrt mit einer größeren Pause an einer Autobahn-Raststätte auf dem Bauernhof an. Markus biegt dazu von der Landstraße mit beiderseitigem breiten Radweg auf einen schmalen Wirtschaftsweg ab. Schließlich führt uns der Navi auf einen Parkplatz vor einem schlichten zweistöckigen Bauernhaus. Rechts und links von uns befinden sich Wirtschaftsgebäude. Ich frage mich, ob wir hier richtig sind. Ein Hotel habe ich mir anders vorgestellt, und von anderen Petplayern ist auch nichts zu sehen. Dass das Anwesen mitten in der Natur, weit von anderer menschlichen Ansiedlung weg liegt, stimmt jedoch. Hier könnte man wirklich entsprechendes aufziehen, denke ich mir.



Nicci (35)
„Du, ich stehe mit beiden Beinen im Leben!“ protestiere ich. „Ich habe einen Beruf, der mich fordert, ein Auto, ein Haus…“
„Schöne Statussymbole,“ bemerkt nun wieder Peter und lächelt mich an. „Die seien dir auch alle gegönnt! Vor allem, wenn du dich im Beruf bei der Arbeit wohlfühlst!“
„Naja,“ muss ich ehrlich einschränken. „Die Arbeit stresst schon ganz schön. Kaum eine Woche vergeht, wo ich unter fünfzig Stunden arbeiten muss. Bezahlt werden aber nur die üblichen vierzig Stunden.“
„Das ist heute fast überall so,“ meint Peter. „Es sei denn du machst dich mit etwas selbständig, wofür du viel Geld bekommst. Als Programmierer im IT-Bereich zum Beispiel.“
„Tjaaaa,“ dehne ich meine Antwort. Wer hat denn schon die Möglichkeit und die Kunden dafür? Nach einer kleinen Gedankenpause ergänze ich: „Das Dogplay bietet mir dann den Ausgleich zur Arbeit: Da kann ich träumen, entspannen. Wenn ich spiele bin ich für den Moment jemand anders, ein Hund nämlich, der den Alltagsstress abschütteln kann. Ich kann loslassen, nur die Gefühle zulassen.“
„Du bist gerne immer wieder willkommen hier,“ sagt Peter. „Wenn du uns bekannt machst und neue Gäste anwirbst, kannst du gerne eine Provision dafür erhalten…“
Ich horche auf: „Eine Provision?“
Peter lacht kurz auf.
„Keine große Summe! So hoch ist die Gewinnspanne nun auch nicht, aber so fünf Euro pro Person, die durch dich zu uns kommt, könnte ich mir schon vorstellen. Andererseits könnten wir so zwei Personen für Küche und Service gebrauchen – zu Spitzenzeiten im Sommer vielleicht fünf – die Petplay als etwas Normales betrachten, aber selber keine Zeit haben werden ein Tier zu spielen.“
Nach einer kurzen Gedankenpause fügt er hinzu:
„Oder mehr Leute teilen sich die Arbeitsstellen, damit jeder der Angestellten auch einmal in seine Rolle schlüpfen kann. – Aber dann verdienen alle natürlich entsprechend weniger, wenn das vorhandene Geld auf mehr Köpfe aufgeteilt wird… Im Service ist gerade zu Spitzenzeiten ebenfalls Stress!“
„Aber hier oder da eine Schachtel Zigaretten geschenkt bekommen,“ sage ich lächelnd zu Peter, „ist zumindest eine schöne Anerkennung! Solch ein Servicepersonal sollte vielleicht hier in der Umgebung wohnen…“
„Ja, aber finde hier mal solch spezielle Leute,“ lächelt Peter zurück. „Ich hätte gern, dass Nicci und Jasi entlastet wären!“
„Also müssten interessierte Petplayer hierherziehen, in der Umgebung Wohnungen finden,“ stelle ich fest.
Peter nickt.
„Das wird wohl so sein,“ meint er. „Oder wir müssten das Haupthaus weiter ausbauen.“
Bernd horcht auf. Er fragt:
„Wie stellst du dir das vor, Peter?“
„Wir brauchen dafür wohl den Rat eines Architekten, sollten wir uns entscheiden, das Dach auszubauen oder anzuheben und eine weitere Etage einzuziehen,“ meint Peter, zu Bernd gewandt. „Oder wir vermieten eine Saison lang nur einen Flügel an Radwanderer, während wir das Dach des anderen Flügels anheben und Mitarbeiterwohnungen einbauen…“
„Dann fallen aber fünfzig Prozent der Einnahmen weg – und der Gewinn minimiert sich! Wovon sollen wir dann den Umbau bezahlen?“
Peter schüttelt kurz den Kopf.
„Die fehlenden Einnahmen müssen über die Petplayer hereinkommen. Ich hoffe doch, dass bald mehr aus dieser Personengruppe kommen!“
Dabei schaut er lächelnd in meine Richtung. Ich sage zu:
„Ich gebe jedenfalls mein Bestes!“
Bernd beugt sich zu Jasi hinunter und streicht sanft über die obenliegende Schulter.
„Ich glaube, damit sollten wir den Abend beenden. Jasi ist schon eingeschlafen.“
„Okay,“ meint Peter und wendet sich mir zu. „Ich bring dich noch rüber in deinen Zwinger.“
Beide erheben sich und Peter begleitet mich in den Anbau und zu meinem Zimmer. Am nächsten Morgen muss ich nach dem Frühstück schon nachhause fahren.

*

In der Monatswende Oktober – November informiert uns Andy telefonisch, dass er zwei junge Frauen kennen gelernt hat, die er auf der sogenannten ‚Schwarzen Nacht‘ treffen möchte. Ein paar Tage danach fragt er nach, ob wir zu einer Fotosession bereit wären. Die Frauen hätten ihn gefragt, ob sie das in dem Zwinger in seinem Garten machen könnten – und er hat abgelehnt.
Ich, Nicci, informiere Peter und der nickt dazu. Also sage ich Andy zu und versuche noch ein paar Informationen mehr, vorab über die Beiden zu bekommen. Andy erklärt, dass eine der Beiden das Frauchen spielt und die Andere ihre Doggie. Die Doggie käme ihm etwas einfältig vor. Dennoch ist sie diejenige, die einen Freund hat. Dieser junge Mann hätte auch das Auto, mit dem das Trio zu uns kommen würde. Es sollen Weihnachtsbilder werden, also irgendwas rot-weißes mit grün, sollte das Bild ausfüllen. Genaueres könnten die Frauen dann erklären. Sie würden auch ihr Equipment mitbringen.
Am vereinbarten Zeitpunkt klingelt es am späten Nachmittag. Wir haben Regenwetter, und daher sitzen auch keine Besucher aus der Umgebung in unserem Café. Ich bin gerade dabei flüchtig über alles drüber zu wischen, also öffne ich die Tür. Vor mir stehen zwei Frauen und ein Mann, schätzungsweise Mitte bis Ende Zwanzig.
„Hallo,“ begrüße ich die Gruppe, reiche ihnen meine Hand und mache den Eingang frei.
Ich weise ins Café und biete ihnen an: „Setzt euch erst einmal.“
Sie betreten den Raum, hängen die nassen Jacken an die Garderobe und setzen sich an einen Tisch.
„Darf ich euch etwas bringen?“ frage ich, freundlich lächelnd. „Kaffee, Tee, Cappu…“
Sie nicken lächelnd und bestellen jeder ein Getränk. Eine der Frauen bemerkt dazu:
„Kuschelig warm habt ihr es hier…“
„Muss sein – bei dem Wetter draußen,“ entgegne ich und verschwinde schnell in der Küche.
Als ich wenig später mit den Getränken an den Tisch komme, fragt mich die Frau, die anscheinend das Wort führt:
„Wir sind ja eigentlich gekommen, um eine Fotosession zu veranstalten – Sie wissen?“