Mittwoch, 9. September 2020
Yamato Meinu - 12
Uns geht es hier um das ‚Dabeisein‘, nicht um den Wettkampf.
Nebenbei lasse ich sie auch Dog-Dancing trainieren. Als Vorlage haben wir einige Youtube-Videos. Hier sind die Meinus nun auch geistig gefordert, denn sie müssen auf den Hundeführer oder Ariella und deren Handzeichen achten. Hierbei möchten wir natürlich alle die vorderen Plätze belegen - nicht sofort, aber mit der Zeit.
Auch lasse ich mehrere Meinus vor kleine leichte Wagen spannen, damit sie das gemeinsame Ziehen auf allen Vieren lernen. Es dauert allerdings Monate bis ich mich traue, einen den Eskimoschlitten nachempfundenen dreirädrigen Wagen aus Kohlefaser anzuschaffen und mit allen neun Meinus zu trainieren.
Ariella führt als Alphatier das Rudel der Meinus an. Sie läuft an der Spitze und die acht Anderen laufen rechts und links des Zugseils vor dem Wagen her, auf dem hinten der Wagenlenker steht und sich an einem Bügel festhält.
Als wir das Gespann bei einem der Events außer Konkurrenz vorführen, erreichen wir eine hohe Aufmerksamkeit und viele Petplayer wollen mehr darüber erfahren. So haben wir dort eine große Diskussionsrunde geschaffen. Wir werden speziell für die Vorführung eines ‚Schlittenhunderennens‘ nacheinander auch von den anderen kanadischen Petplay-Events eingeladen.
Dennoch bleiben wir ohne Konkurrenz, denn es ist schwierig, so viele Meinus zu koordinieren. Damit sie gleichmäßig ziehen, müssen sie sich ebenso untereinander kontrollieren und ihre Geschwindigkeit einander anpassen.


Der Petclub
Wir werden des Öfteren darauf angesprochen und machen dann natürlich Werbung für unsere Hundeschule. Die Leute äußern sich anerkennend und fragen, ob wir uns nicht auch einmal um deren Doggie kümmern können. Als sie dann erfahren, dass wir das nur kommerziell machen und wie hoch unser Stundensatz ist, nehmen fast alle Interessenten wieder Abstand von der Idee.
Nach Wochen habe ich den Einfall, die Leute nach Edmonton zu einer Städtetour einzuladen. Sie buchen in einem Reisebüro und schauen sich Museen und andere Sehenswürdigkeiten an, die Edmonton zu bieten hat. Abends können sie zu uns kommen. Wir bieten ihnen den Besuch eines ‚Petclubs‘ an.
Eine andere Möglichkeit ist die individuelle Anreise und das Buchen eines Zimmers im HI-Edmonton. Hierbei handelt es sich um ein modernes Hostel mit Einzel- und Mehrbettzimmern. Sechsspurig ausgebaute Straßen verhindern sogar in der Rush-Hour Staus, aber für Fußgänger ist die Stadt eine Tortur. Ein öffentlicher Personen-Nahverkehr ist so gut wie nicht vorhanden. Nur das 13 Kilometer lange Pedway-System verbindet zahlreiche öffentliche Gebäude durch Tunnel und geschlossene Fußgängerbrücken miteinander. Was den Interessenten sonst noch bleibt, ist am Flughafen einen Mietwagen zu nehmen.
Wir bieten an, dass die Leute sich bei uns melden, und mit uns als Fremdenführer die Sehenswürdigkeiten von Edmonton zu besuchen. Die Tage schließen damit ab, dass sie in unserer Bar essen können und auf einer kleinen Bühne Vorführungen erleben dürfen.
Diese Möglichkeit, obwohl auch nicht so preiswert, scheint mehr Leuten zu gefallen. So ist unsere Bar schon am ersten Termin zur Hälfte gefüllt. Bei asiatischen Speisen, zu denen wir Messer und Gabel reichen, und dezenten asiatischen Klängen im Hintergrund, lasse ich einzelne Meinu im Overall auftreten. Ich führe die Meinu durch das komplette Sortiment der Hunde-Kommandos.
Anschließend frage ich die Besucher, die bei diesen Veranstaltungen allesamt Petplayer sind, ob sich einer der männlichen oder eine weibliche Doggie zutraut, auf die Bühne zu kommen. Einzelne Doggies trauen sich und schauen sich das Ausführen der Kommandos bei der Meinu ab, die mit ihm oder ihr auf der Bühne steht. Natürlich gibt es dabei einige Unsicherheiten, die allgemeines Lachen provozieren. Aber nie wird jemand ausgelacht.
Zum Schluss der Vorführung bedanke ich mich bei den Petplayern und weise sie darauf hin, dass sie verschiedene Videos erstehen können, zu Dog-Spielen zuhause und in der Natur, zum Kommandotraining nach der Methode ‚positive Verstärkung‘, zum Trainieren der nonverbalen Kommunikation echter Hunde, zum Trainieren der Fingerzeichen, anstelle der verbalen Kommandos, zum Dog-Dancing und schließlich zum Schlittenhunderennen. Die letzten beiden Videos steigen nicht so tief in die Materie ein, da es hier viele Interpretationsmöglichkeiten gibt.
Was mich bei den Stadtführungen zum Schmunzeln bringt, die wir bei individueller Anreise anbieten, ist es, dass einige sogenannte ‚Herren‘ die Devotion unserer Meidos testen. Unsere Frauen lassen kein ‚Aus der Reihe tanzen‘ zu, da sie während der Führung für alle Gäste verantwortlich sind. Sie setzen höflich, aber bestimmend, immer wieder ihren Auftrag durch. Da gibt es kein „Ich werde hier noch weiter verweilen, um dies oder das noch zu probieren!“
Stets geben diese ‚Herren‘ nach wenigen Augenblicken nach und bleiben bei der Gruppe, um dann abends zu erleben, wie die Meidos von der Aijin -Herrin des Hauses- Ariella oder mir, dem Shujin -Herrn/Meister- herumgescheucht werden, ohne deren Ehre und Respekt zu untergraben. Der von uns gepflegte Umgang mit den Frauen ist vielen Leuten neu. Manches Mal wird über die „asiatischen Benimmregeln“ gewitzelt. Ich bin mir aber auch sicher, dass Viele den gezeigten gegenseitigen Respekt zu schätzen wissen.
Mit der Zeit entsteht eine kleine Gruppe Petplayer, die unsere Bar und Hundeschule als ihren Treffpunkt und Spiellocation auswählen. Bald haben wir ein Wochenende im Monat für diese Leute reserviert.

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Mein Herr und ich, Barbara, haben uns auf einer BDSM-Plattform im Internet kennengelernt. Er, Joe, ist kein SMler, wie die meisten hier. Aber er mag das Machtgefälle und bezeichnet sich daher als DSler, was auch ein Teilgebiet des BDSM ist. Ich habe einen seiner Beiträge in der Petplay-Gruppe geliked. Daraufhin hat er mich angeschrieben.
„Vor einem realen Treffen,“ habe ich ihm zurückgeschrieben, „würde ich gerne etwas mehr über dein Petplay erfahren!“