Samstag, 5. September 2020
Yamato Meinu - 08
„So habe ich das noch nicht gesehen,“ gestehe ich Yuna-Chan. „Ist das gegenüber allen Männern so?“
Yuna lächelt milde.
„Nein! Der Mann muss ein hohes Maß an Vertrauen genießen! Und Vertrauen ist eine empfindliche Pflanze. Sie wächst langsam und muss ständig gepflegt werden. Sollte der Gärtner sie durch eine Unachtsamkeit einmal aus der Erde reißen, wächst sie in den seltensten Fällen wieder an. Eher stirbt sie. Respekt vor der Frau und Ehrfurcht sind der Dünger, mit der die Pflanze Vertrauen wachsen kann!“
Ich nicke und mache „Ah!“
Nach einer Gedankenpause sage ich:
„Ich habe Verpflichtungen. Ich bin auf der Uni eingeschrieben und lebe zum Teil von einem Auslandsstipendium. Ich muss Miete zahlen und arbeite Teilzeit in einem Juweliergeschäft… Wenn ich nun längere Zeit hier lerne, eine Yamato Nadeshiko zu werden, müssen einige Verträge gekündigt werden. Außerdem wird sich mein Vater irgendwann Sorgen machen und etwas unternehmen, denke ich.“
„Mach dir keine Sorgen, darum kümmert sich der Shi -Herr-.“

*

Etwa fünf Monate später bekomme ich großes Lob von Shi Amatsuka-San. Inzwischen habe ich seinen Namen erfahren. Aber er sagt auch, dass meine Ausbildung noch nicht beendet ist. Nun bin ich Meido, was übersetzt Magd heißt, und damit auf gleicher Stufe wie Yuna-Chan, die mir über die Zeit ans Herz gewachsen ist.
An nächsten Tag ruft mich der Shi -Herr- zu sich. Als ich das Zimmer betrete sehe ich dort auch Yuna. Sie hat außer einem Geschirr nichts an. Der Herr lässt mir keine Zeit. Sofort sagt er:
„Ausziehen!“
Ich komme der Aufforderung sofort nach. Dann kommt schon das nächste Kommando:
„Auf die Knie!“
Also sinke ich vor ihm auf die Knie und beuge mich ihm zu mit geradem Oberkörper, wie ich es gelernt habe.
„Auf alle Viere!“ ist sein nächster Befehl. „Hebe deine Hüfte an, wie du es bei Keiko-Chan siehst!“
Ich bin verwirrt. Wer ist Keiko? Da sich Yuna aber nun auf Hände und Zehenballen stellt, mache ich sie nach. Der Herr legt mir nun genauso ein Geschirr an, wie Yuna es trägt.
„So,“ sagt er. „Ab jetzt bist du die Meinu -Hündin- ‚Stardust‘-Chan, wie Yuna-Chan jetzt die Meinu Keiko-Chan ist. Du wirst in dieser Rolle das möglichst authentische Verhalten einer Hündin zeigen! Das kennst du ja aus der Hundeschule deines Vaters. Du wirst die Hundekommandos lernen und Hundespiele mit mir und Keiko-Chan machen!“
Seine Ankündigung wird nun in den folgenden Wochen umgesetzt. Immer ist meine Seelenschwester Yuna/Keiko dabei, an der ich mich orientieren kann. Nach vier Wochen bin ich wohl soweit in der Rolle drin, dass Yuna abgezogen wird. Von dem Zeitpunkt an muss ich alleine zurechtkommen. Ich bekomme einen anderen Herrn, der einige Kilometer entfernt wohnt und soll für ihn zwischen der Meido und der Meinu switchen.
Anfangs bin ich traurig, von meiner Seelenschwester getrennt zu sein, aber der neue Shi -Herr- bemüht sich redlich, mein Vertrauen zu gewinnen. Ich habe auch schon lange aufgehört die Tage zu zählen, oder den japanischen Kalender zu entziffern. Da bringt mich der neue Herr zurück zu Amatsuka-San.
Ich bin betrübt und frage ihn, ob er mit mir unzufrieden gewesen ist, aber er lächelt nur und sagt:
„Höhere Aufgaben warten auf dich, meine gehorsame Meido!“
Das macht mich neugierig. Bei Amatsuka-San werde ich im Zwingertrakt untergebracht.
Ich belege vielleicht drei Tage den Zwinger und werde in der Zeit von Yuuto-Kun betreut und beschäftigt, dem Schüler des Herrn, als ich Schritte näherkommen höre. Sie bewegen sich nicht zielgerichtet, sondern eher schlendernd. Zwei Männer unterhalten sich.
Eine Stimme identifiziere ich als meinen Shi -Herrn- Amatsuka-San. Die Erkenntnis erregt mich. Der andere Mann scheint kein Japaner zu sein. Ihm fehlt auch die harte Aussprache des Japanischen. Beide Männer bleiben vor dem Zwinger stehen, in dem ich mich befinde. Den Besucher kann ich zuerst nicht richtig erkennen. Er hat mich mit einem kurzen Blick erfasst und sich dann wieder meinem Herrn zugewandt.
„Dies ist ‚Stardust‘-Chan,“ stellt mein Herr mich dem Besucher vor. „Sie kennen Sie als Ariella St.Albert. ‚Stardust‘-Chan ist eine gehorsame und kuschelbedürftige Meinu. Als Ariella-Chan ist sie eine dienstbeflissene Meido, die für ihren Herrn durchs Feuer gehen würde.“
Im Verlauf der Vorstellung dreht sich der Mann neugierig zu mir um. Wenige Augenblicke später erkenne ich ihn. Es ist Jason Mackenzie, einer der Hundetrainer meines Vaters. Hocherfreut erhebe ich mich auf dem Schaffell, zeige die Begrüßungsverbeugung und beginne aus der Hüfte heraus mit dem Hintern zu wackeln. Ich steigere mich so in die Wiedersehensfreude, dass ich mich zur Seite abrolle und eine volle Drehung auf dem Boden mache. Von den Zwingerstäben gestoppt, erhebe ich mich und rolle in der anderen Richtung über den Boden. Dabei lächele ich und lasse die Zunge heraushängen, um vernehmbar zu hecheln.
Mein Shi nimmt nun das Geschirr von der Wand auf der anderen Seite des Ganges und öffnet den Zwinger. Er kommt herein und legt es mir an. Anschließend klinkt er seinen Finger in den Ring an meinem Rücken und schaut Jason an.
„Leinen Sie sie ruhig an, Mackenzie-San! Sie gehört Ihnen!“ sagt er.
Er lächelt und hat schnell eine Leine aus seiner Hosentasche gezogen. Danach klinkt er den Karabiner in den Ring ein und sagt:
„BEI FUSS!“
Wir verlassen nun den Zwingertrakt und Jason führt mich zu einem Raum im Haupthaus, der mir anhand seiner Lage bekannt vorkommt: Vor etwa sieben Monaten bin ich hier aus der Narkose erwacht. Wir betreten den Raum, in dem sich neben dem Futon nun auch eine Sitzgruppe befindet. Jason öffnet die Schiebetür eines Kleiderschranks und nimmt mir das Geschirr ab.