Montag, 9. November 2020
Chico (1)
Mein Name ist Leonie Berger, das heißt, ich wurde auf den Namen Leon getauft, weil jeder das Zipfelchen zwischen den Beinen sehen konnte und vom Ansehen her auf ‚männlich‘ tippte. Ich war aber immer etwas zurückhaltend bei Spielen mit Gleichaltrigen und ‚nahe am Wasser gebaut‘. Meinem Vater gefiel mein Wesen gar nicht und so erhielt ich eine strenge Erziehung, um einen härteren Charakter zu entwickeln.
Was muss das ein Schock für ihn gewesen sein, als mein Körper in der Pubertät kleine Brüste entwickelte. Erst tippte er auf Östrogen im Hühnerfleisch beim Mittagessen, bis der Arzt ihm offenbarte, dass ich transsexuell wäre. Er hatte ein Kind groß gezogen, wie es nur einmal unter 3,5 Millionen Geburten passieren konnte. Er brauchte eine ganze Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass sein Leon sich die Haare wachsen ließ, sich schminkte, die Fingernägel lackierte und Kontakte zu Jungen suchte.
Allerdings begann damit auch ein Spießrutenlauf für mich. Wurde ich früher nur hinter vorgehaltener Hand als ‚Mädchen‘ verspottet, war ich jetzt ganz offen der ‚Transvestit‘ oder die ‚Transe‘. Dass die Öffentlichkeit da einiges in einen Topf warf und die Gleichaltrigen mich nun ganz unverhohlen beleidigten, nahm meine Mutter seelisch sehr mit. Schließlich zog mein Vater mit uns in einen anderen Stadtteil und meldete mich auf einer neuen Schule an. Das Standesamt stimmte der leichten Namensänderung zu und endlich konnte ich mein Leben so gestalten, wie ich es mochte.
Mit 23 Jahren zog ich zuhause aus und mietete mir ein kleines Appartement. Ich hatte eine Banklehre beendet und verfügte nun über genügend Geld, selbständig leben zu können. Mit Männerbekanntschaften hatte ich allerdings ständig Pech. Nicht dass ich keine Männer kennenlernen würde. Sie umschwirrten mich manchmal wie Fliegen, wenn es dann aber intimer wurde, zogen sie angesichts meines Unterleibes Einer nach dem Anderen den Schwanz ein und gaben Fersengeld unter den verschiedensten Ausflüchten.
Um nicht einsam zu sein, holte ich mir eine Hündin aus dem Tierheim. Die ‚Lara‘ war ein ängstliches Tier. Wer weiß, was sie früher unter Menschen erleben musste. In dieser Zeit lernte ich Thomas kennen. Er erzählte mir nach mehreren Monaten, dass er regelmäßig Swingerclubs besucht und lud mich ein, einmal mitzukommen. Was ich dort sah, faszinierte mich. Auch ich war bald der Star des Clubs. Dass Thomas dort nur mit anderen Frauen rum machte, störte mich allerdings gewaltig, denn auch zuhause wurde er selten intim. Seltener jedenfalls als im Club. Ich hatte bald den Eindruck, dass er die Clubbesuche brauchte, um sich auszutoben. Aber warum nicht mit mir? Hatte er Angst vor mir? Vor einer Frau mit Penis?
Ich begann bald, Männer im Club anzusprechen. Männer, die mich ansprachen, weil sie sahen, dass mein Begleiter mich allein ließ, wollten mich meist als exotisches Spielzeug. Dafür war ich mir zu schade! Aber es gab da auch eine Sorte Männer, die sich gerne führen ließen, die gerne Sexspielzeug sein wollten.
Als ich 28 Jahre alt war, starb Lara und ich holte mir einen männlichen Welpen aus einer Zucht. Ich nannte ihn ‚Sky‘ und erzog ihn. Er erfreute mich an jedem Tag, den wir gemeinsam verbringen durften, bis er mit 15 Jahren starb.
Fünf Jahre davor war mein Vater gestorben und hatte mir ein kleines Vermögen vererbt, das mir im Jahr als Sky starb, ausgezahlt wurde. Mutter als Vorerbin hatte Vater gerade um fünf Jahre überlebt und starb an gebrochenem Herzen. So hatte ich in diesem Jahr zwei Beerdigungen zu organisieren.
In der Zwischenzeit hatte ich bei der Bank gekündigt, und mich mit zwei Frauen aus dem Swingerclub selbständig gemacht. Wir sagten uns, dass mit Sex mehr Geld zu machen sei, als es je in Büros zu verdienen gibt. Wir nahmen die Männer, mit denen wir uns bisher im Club trafen, in unsere Kundenkartei auf und gaben ihnen Gratisabende für jeden Neukunden, den sie uns brachten.
Bald machten sich meine Freundinnen in anderen Städten selbständig und ich nahm drei junge Frauen als Angestellte auf.
Als Mutter starb und ich das kleine Vermögen auf der Bank sah, überlegte ich mir, ob es nicht günstiger wäre einen Bauernhof im Umland zu kaufen. Durch das Hofsterben waren die Anwesen billig zu erwerben. Ich beauftragte einen Architekten mit der Suche und dem Umbau. In die Wirtschaftsgebäude wurden Gästezimmer eingebaut. Für die Ordnung und Sauberkeit waren meine Angestellten ebenso zuständig, wie für den Umsatz. Ein Internet-Auftritt sorgte für einen zusätzlichen Bekanntheitsgrad.