Mittwoch, 18. November 2020
Chico (10)
Dann ging sie zu einem schmalen Brett, das an einen Tisch gelehnt war. Sie blieb neben dem Brett, so dass ich aus meiner Position neben ihr heraus, unweigerlich das Brett erklimmen musste. Madam redete beruhigend auf mich ein und sagte mir, dass ich mich oben auf der Tischplatte drehen sollte und das zweite Brett, das an der gegenüberliegenden Seite angelehnt war, rückwärts herunter krabbeln sollte.
Ich schaffte das mit einiger Mühe und unten angekommen, machte sie eine leichte Kette an meinem Halsband fest. Sie ließ die Kette etwas durchhängen und berührte mich mit dieser Schleife probeweise mal an der rechten, mal an der linken Schulter. Wie sie es mir beigebracht hatte, wandte ich mich mal nach rechts, mal nach links mit diesem stummen Signal.
Dann gingen wir zu einer Gruppe von Fähnchen, die in die Wiese gesteckt waren. Bald hatte ich erkannt, dass ich an einem roten Fähnchen rechts und an einem weißen Fähnchen links vorbei sollte. So gingen wir den Parcours ab und kamen schließlich wieder an der Terrasse an.
Nun mussten auch die anderen vier Doggies mit ihren Herren oder ihrer Herrin den Parcours abgehen, während die Begleiterinnen der Herren alles von der Terrasse aus beobachteten und kommentierten.
Danach besprach Madam Estelle mit ihren Gästen noch verschiedene Dinge. In der Zwischenzeit hatten Marina und die anderen beiden Angestellten von Madam drei Zimmer hergerichtet für die Gäste mit dem weitesten Anfahrweg. Dann verabschiedete sich das Paar, das heute Abend noch nach Hause fuhr und alle gingen schlafen.
Nach dem Frühstück am nächsten Vormittag, einem Sonntag, verabschiedeten sich auch die anderen Gäste und ich war wieder mit Madam Estelle allein.
„Wie gefiel dir der gestrige Tag, Chico?“ fragte sie mich.
Ich strich ihr um die Beine und rieb meinen Hals an ihr.
„Ah, es gefiel dir also. Du darfst sprechen! Was gefiel dir besonders?“
„Es war, weil ich gefordert wurde, Madam Estelle. Weil ich den Abend nicht auf meiner Decke oder im Zwinger untätig verbringen musste!“
„Ich weiß: Langeweile tötet jedes Engagement, Chico. Ich werde dich an den nächsten Wochenenden außerhalb deiner Gärtnertätigkeit trainieren und bald machen wir dann eine Woche Urlaub auf einem anderen Bauernhof. Dort findet ein Wettbewerb statt. Der Sieger bekommt einen Pokal oder so etwas ähnliches. Es ist allerdings ein Wanderpokal! Beim nächsten Mal kann er wieder abgegeben werden müssen. Was dir bleibt ist die dazugehörende Urkunde
Du wirst dein Jugendzimmer bei deinen Eltern als Nächstes auflösen und bei mir einziehen! Kontakt zu Familie, Verwandten und engen Freunden darfst du natürlich beibehalten und zu Geburtstagsfeiern und ähnlichem hingehen.“
„Danke, Madam Estelle,“ sagte ich freudig.
In den kommenden zwei Wochen bis zum nächsten Monatsersten brachte ich Koffer für Koffer, Tüte für Tüte, meine Sachen zum Bergerhof.

*

Ich war selber überrascht, wie selbstverständlich Justin sich in die Rolle des Chico hineinfand. Mein Traum Hund und Mann in einer Person zu finden, hatte sich mit dem Jungen wohl erfüllt. Er hatte von Anfang an keine Probleme mit meiner Transsexualität, auch wenn er anfangs Ressentiments zeigte. In Gegensatz zu gleichaltrigen oder älteren Männern, die mich als ihr Sexspielzeug ansahen, als exotisches Ausstellungsstück bei Vorführungen – oder sich klammheimlich davonmachten, blieb der Junge bei mir. Mein Körper war ihm bald so vertraut wie sein eigener.
Gleich zu Beginn hatte ich ihm eine Probezeit vorgeschlagen und ein Codewort, mit dem er alles hätte stoppen können. Ich gab ihm von Anfang an das Gefühl, dass ich ihn als Person auch in seiner Rolle achte und wertschätze, so dass er mir bald voll vertraute. Natürlich lud ich mir damit eine große Verantwortung auf. Das wusste ich und dazu stand ich!
Es stellte sich schnell heraus, dass er sehr devot war, und doch die weitreichenden Konsequenzen verstand, die eine Beziehung zu mir haben würde.
Aber wie das eben bei einem jungen Hund so ist, kommen auf den Halter natürlich auch einige Probleme speziell am Anfang zu, jeder Hundebesitzer unter den Lesern wird mir das jederzeit bestätigen können. Das heißt, wenn man als Halter nicht sehr konsequent ist und seinen Hund nicht erzieht, bekommt man ein gewaltiges Problem! Der Hund beginnt dann eigene Regeln aufzustellen und versucht selbst Rudelführer zu werden. Der Hund folgt dann nicht dem Halter, sondern der Halter ihm. Damit das nicht passiert, muss man schon zu Beginn der Ausbildung Konsequenz zeigen.
Ich denke, bei Justin und seinem doch recht trägen Temperament war es wirklich auch von Nöten. Nicht dass ich viel die Peitsche benutzt hätte! Da gibt es andere Methoden. Die positive Verstärkung, zum Beispiel: Dabei fördert man erwünschtes Verhalten mittels Lob und Belohnung, korrigiert unerwünschtes Verhalten und wiederholt immer wieder unermüdlich.