Samstag, 31. Oktober 2020
Suìmh Aille -27
„Okay,“ meint sie. „Das halte ich für effektiver als Leckerlies! Davon wird Wuffel nur dick!“
Der Curadh schaut Herr Schmidt lächelnd an. Der Mann hat tatsächlich eine Tendenz zur Körperfülle.
„Sie müssen das wissen,“ antwortet er und fragt: „Wollen Sie beide während des Trainings in der Herberge übernachten, oder soll Wuffel in einem unserer Coinnítear madraí -Hunde-Zwinger- schlafen?“
„Sie haben Zwinger?“ fragt sie erstaunt zurück.
„Aber ja!“ bestätigt Curadh Riagáin. „Möchten Sie sich die Coinnítear -Zwinger- anschauen?“
„Gerne.“
Sie erheben sich und der Curadh führt seine Gäste um den Kamin herum auf das Treppenhaus zu. Sie gehen ins Obergeschoß, wo hier in der Hundeschule die Zwinger installiert sind, während sich die Privaträume im Anbau befinden.

*

Es läutet an der Tür. Bradáin geht und öffnet. Ich, Eithne, schaue interessiert von meinem Schaffell auf. Er fragt den Gast:
„Hallo, darf ich nach dem Grund ihres Besuches fragen?“
„Ich komme in einem ganz bestimmten Anliegen,“ sagt eine Frauenstimme. „Ist der Iarla zu sprechen?“
Bradáin nickt lächelnd und macht den Eingang frei.
„Kommen Sie erst einmal herein,“ bietet er an und weist auf die Sitzgruppe im Foyer. „Setzen Sie sich. Darf ich Ihnen einen Tee bringen?“
Die Frau schaut auf die Hocker und schält sich aus ihrem Mantel. Während sie ihn an Bradáin weitergibt, schenkt sie ihm ein verführerisches Lächeln. Sie antwortet:
„Ja, gerne!“
Bradáin hängt den Mantel an den Haken und geht in die Küche. Wenig später kommt er mit einem Kännchen Tee und einer Tasse auf einem Tablett zurück ins Foyer. Formvollendet serviert er dem Gast den Tee und sagt:
„Ich informiere den Méara sofort.“
Dann betritt er das Büro und berichtet dem Curadh. Dieser fährt seinen Laptop herunter und kommt nun seinerseits ins Foyer. Mich hält nun nichts mehr auf meinem Platz. Ich nähere mich dem Curadh, der inzwischen gegenüber der Mhuire -Dame/Herrin- Platz genommen hat. Bradáin serviert auch ihm einen Tee.
„Einen schönen Tag ich ihnen wünsche,“ begrüßt mein Curadh die Dame. „Was führt Sie zu mir?“
„Sie sind Iarla Eamon Ciaraì?“ fragt der Gast vorsichtig nach.
„Ja, ich bin,“ bestätigt Curadh Eamon in seinem unnachahmlichen Akzent auf Deutsch. Ich muss lächeln, denn ich liebe diesen Akzent.
„Sie schrieben in ihrer Gruppe in der Petplay-Community, dass Sie für diesen Ort Einwohner suchen. Ich könnte mir vorstellen, dauerhaft hier zu leben. Welche Voraussetzungen muss ein Bewerber erfüllen?“
„Nun,“ beginnt der Curadh. „Sie müssten sich machen selbständig in einem Gewerk, das bietet ein dauerhaftes Einkommen Ihnen und ihrem Doggie, Frau Schmidt.“
‚Ah!‘ denke ich. ‚Das ist die Herrin des Doggie Wuffel, der in diesen Tagen in der Hundeschule ist.‘
„Können Sie hier eine Versicherungskauffrau gebrauchen?“ fragt sie und schaut meinen Curadh offen an.
Der presst die Lippen zusammen und bläst die Wangen auf. Er wiegt den Kopf.
„Nicht wirklich hier in der Siedlung im Moment,“ meint er. „Sie haben ein Hobby, das könnte bringen Einkünfte?“
„Jaaa,“ überlegt die Dame, ihm gegenüber. „Ich stelle gern Schmuckstücke her. Das entspannt mich nach dem Stress im Büro.“
„Oh,“ macht Curadh Eamon. „Der Schmuck, Sie tragen, ist gefertigt von Ihnen selbst?“
„Aber ja!“ strahlt sie ihn an.
„Touristen, sich verirren hierher, gerne kaufen Schmuck mit altirischen Motiven,“ antwortet er. „Gerne ich gebe Ihnen eine Mappe mit solchen Motiven. Überlegen und probieren Sie zu fertigen solche Stücke. Dann wir reden noch einmal.“
Curadh Eamon erhebt sich und geht ins Büro, um kurz darauf mit einer dünnen Mappe zurück zu kommen. Er reicht ihr die Mappe und hilft ihr galant hoch. Danach verabschieden sich beide.
Fünf Tage darauf erhält mein Curadh erneut Besuch von Frau Schmidt. Sie legt eine kleine Pappschachtel auf den Tisch und lässt ihn die Schachtel öffnen. Ich erkenne eine Füllung aus Schaumstoff mit einem Loch in der Mitte. In diesem Loch liegt ein keltisches Kreuz mit einem Kiesel in der Mitte, der eine interessante Zeichnung aus Adern anderer Mineralien aufweist.
Frau Schmidt fragt gespannt:
„Nehmen wir an, statt des Kiesels befände sich dort ein Halbedelstein. Würde so etwas hier einen auskömmlichen Umsatz bringen?“
Curadh Eamon lächelt erfreut:
„Ja, tatsächlich!“
„Dann können Sie uns bald zu ihren Einwohnern zählen!“ sagt sie überzeugend. „Wir sind es nämlich leid, unser Faible immer verstecken zu müssen.“
„Das würde mich freuen!“ antwortet mein Curadh. „Aber bedenken Sie, dass kein Tourist mit Wuffel in Kontakt kommt! Aber diese Leute hier einfallen in Busladungen, und dann wieder weg sind.“
„Das Stück können Sie gerne behalten,“ sagt sie zum Abschied. „Ich hatte meine Ausrüstung ja nicht hier und musste improvisieren. Das Metall ist Blei, wie man es Sylvester zum Bleigießen verwendet!“
Mein Curadh nickt lächelnd und sagt:
„Ich freue mich, Sie bald zu sehen hier dauerhaft!“

*