Freitag, 30. Oktober 2020
Suìmh Aille -26
Es ist Mitte Mai, als wieder der Chevrolet Sedan vom Teach Tuaithe Ciaraì -Landhaus Kerry- am Rand von Suìmh Aille -Klippenort- hält. Der Mac Léinn hilft dem Paar mittleren Alters die Koffer zur Herberge zu tragen. Curadh Donaghs Mac Léinn übernimmt die Koffer im Foyer und bringt die Gäste in ihr Zimmer.
Es ist erst Nachmittag. Bis zum Dinnear dauert es noch zwei Stunden. Also fragen die Gäste nach jemandem, der sie ein wenig im Ort herumführt und zur Hundeschule bringt. Der junge Mann nickt und informiert einen Kollegen. Dieser führt das Paar vor dir Tür und wendet sich nach links, um in einem großen Bogen zur Hundeschule zu gehen und ihnen unterwegs einige Besonderheiten zu zeigen.
„Hallo, ich heiße Barry,“ stellt er sich vor, „ich will sie gerne führen. Wenn Sie unterwegs Fragen haben, stellen Sie sie gerne sofort!“
„Okay,“ antwortet der Mann. „Eine erste Frage drängt sich geradezu auf: Wir haben hier ganz normale Häuser wie in jedem anderen Ort erwartet… Vielleicht so, wie in der Liguster Street bei Harry Potter… Warum sind sie so anders geformt? Hat das einen besonderen Grund?“
Barry lächelt. Dies ist quasi die Standartfrage jedes neuen Gastes. Er sagt:
„Wir befinden uns hier in der Grafschaft Kerry, auf der Dingle Peninsula, Sybil Head. Was Sie hier sehen ist der Nachbau der Klosteranlage von Skellig Michael, der schroffen Insel, die Sie dort draußen vor der Küste sehen können. Diese Häuserform finden Sie in einem der Star-Wars-Filme, wenn Sie schon die Harry-Potter-Serie ansprechen.“
„Ah, interessant,“ meint der männliche Part des Gästepaares.
Barry führt sie auf den freien Platz inmitten der Gebäude. Die steinerne Skulptur in dessen Mitte fällt sofort auf. Der Gast zeigt darauf und fragt Barry:
„Diese Skulptur hat sicher eine Bedeutung?“
Barry nickt und erklärt den Leuten:
„Das Gebilde stellt den keltischen Lebensbaum dar. Wir befinden uns hier auf jahrtausendealtem keltischem Boden. Es ist eine Hommage an unsere Vorfahren.“
Barry geht auf ein Gebäude zu, das den Anderen genau zu gleichen scheint. Beim Näherkommen erkennt man seitlich eine Ausbuchtung, als hätte man dort angebaut. Kurz darauf stehen die Drei unter einem Vordach an einer massiven Holztür, wie es sie auch die Herberge vorzuweisen hat. Der Mac Léinn drückt einen Knopf und eine Glocke ertönt.
Kurz darauf wird die Tür geöffnet. Ein anderer junger Mann steht dort und lässt sich erklären, wer die Gäste sind und was sie möchten. Er bittet die Gäste herein und bietet ihnen einen Platz im Foyer an. Vor sich sehen sie einen ovalen Raum mit Couchen an den Wänden entlang. In der Mitte des Raumes gehen rechts und links je eine Tür ab. Weiter hinten erkennt man einen freistehenden offenen Kamin. Dahinter sind Treppen zu sehen.
Der Mac Léinn aus der Herberge ist an der Tür umgekehrt, und derjenige, der sie begrüßt hat, ist hinter einer der seitlichen Türen verschwunden. Nun öffnet sich die Tür wieder und ein Mann in etwa dem gleichen Alter wie die Gäste, kommt auf sie zu. Er trägt traditionelle Kleidung mit einem Kilt. Neben ihm geht auf allen Vieren eine Doggie, in einen Stoffoverall gekleidet.
„Hallo, ich bin Curadh Riagáin,“ stellt er sich lächelnd vor. „Ich bin der Leiter der Schule hier.“
Die Gäste haben sich höflich erhoben und schütteln die dargebotene Hand.
„Wir sind Herr und Frau Schmidt,“ stellt der Mann sie Beide lächelnd vor. „Das heißt, ich bin Wuffel und das ist mein Frauchen.“
„Okay, guten Tag,“ grüßt der Curadh noch einmal, nachdem sich alle wieder an den niedrigen Tisch niedergelassen haben. „Sie möchten für eine Woche in der Schule trainieren. Haben Sie einen speziellen Wunsch?“
Nun übernimmt die Frau das Gespräch. Sie antwortet:
„Wir machen das ja schon länger. Also die Kommandos kennt Wuffel schon alle. Nun haben wir gedacht… Also es gibt da doch Spezialgebiete für Familienhunde: Da wären das Dog-Dancing und das Dog-Swimming. Außerdem kann man Wuffel zum Wachhund ausbilden, oder zum Spürhund, und so weiter…“
„Ja,“ meint Curadh Riagáin lächelnd. „Das ist alles möglich, aber nicht in einer Woche! Sie müssen sich schon für eins davon entscheiden. Wenn Sie zufrieden sind, können Sie gerne immer wieder vorbeikommen, soweit es ihre Zeit erlaubt, und dann gehen wir ein anderes Thema an.“
„Dann entscheide ich mich für Dog-Dancing. Auf dem nächsten Event kann Wuffel das dann vorführen. Mit Glück erringt er einen Pokal.“
„Das kann schon sein,“ sagt der Curadh. „Sie wissen alles über unsere Trainingsphilosophie? Sie haben schon einmal etwas über die ‚positive Verstärkung‘ gehört?“
„Darüber haben wir in der Gruppe der Petplay-Community gelesen. Aber sagen Sie… Ist das realistisch? Was machen Sie, wenn Wuffel bockt, nicht das tut, was Sie erwarten?“
„In dem Fall würde ich ihn mit Hundespielen ablenken. Wir haben draußen auf den Wiesen weiten Auslauf. Natürlich würde das ihren Zeitrahmen sprengen. Um auf dem angesprochenen Event einen Preis zu gewinnen, sollte Wuffel schon mit Neugier, Interesse und Engagement dabeibleiben, und nicht versuchen, seinen eigenen Kopf durchzusetzen!“
„Wuffel ist von zuhause Strenge gewohnt…“ meint Frau Schmidt.
„Ich tue es ungern, da wir uns in Allem, was das Training angeht, an den Hundeschulen für echte Hunde orientieren, aber in ihrem Fall wäre dann wohl ein Impulshalsband angebracht. Der Tierschutz verbietet die Benutzung bei echten Hunden. Über die Benutzung bei Menschen sagt das nichts. Solange es einvernehmlich geschieht.“
„Können Sie es einmal vorführen?“ fragt Wuffels Herrin.
„Ja, gerne,“ sagt der Curadh und erhebt sich.
Curadh Riagáin geht durch die Seitentür der Halle, die der Tür gegenüberliegt, aus der er die Halle betreten hat. Kurz darauf kommt er mit einem Halsband und einem Handgerät zurück an den Tisch. Er gibt Frau Schmidt die Gegenstände in die Hand und erklärt:
„Über diese beiden Stifte wird ein elektrischer Impuls abgegeben. Die Intensität kann man am Handgerät einstellen. Ich rate, die Stellung 3 einzustellen. Es hat eine Reichweite von 500 Metern, kann also auch auf die Entfernung Gehorsamkeit einfordern.“