Donnerstag, 29. Oktober 2020
Suìmh Aille -25
Ich übernehme seine Anrede, was im Englischen ja kein Problem ist, solange ich ihn mit seinem Titel anrede und nicht seinen Vornamen verwende und bringe einen Vergleich:
„Schau, wenn zwei Personen zusammen mit etwas beginnen, von dem beide erst wenig Ahnung haben, wachsen sie beide daran. Genauso könnten wir beide es halten. Du bist der Curadh und trägst die Verantwortung, hast bei allem das letzte Wort. Mein Wunsch ist es seit Monaten, in der Schule als Instrukteurin zu arbeiten. Ich bringe den Doggies die Nonverbale Kommunikation bei und bin das ‚Alphatier‘ bei Exkursionen in die Umgebung. Du und deine Mic Léinn konzentriert euch auf die Hundekommandos. Es gibt verbale und nonverbale Kommandos. Letztere sind besonders beim Dog-Dancing gebräuchlich. Zum Training verwendet ihr die ‚positive Verstärkung‘.
Um das Vertrauen der Doggies zu gewinnen, damit sie euch folgen, solltet ihr die ‚positive Verstärkung‘ gepaart mit viel Geduld verwenden.“
„Okay, und was mache ich dann, wenn ein Curadh für seine Doggie die Peitsche empfiehlt und auch die Doggie sie zu brauchen scheint?“
„Wie der Méara auch schon sagte: Lehne den Auftrag ab! Auch wenn dadurch Einnahmen verloren gehen, und die Abgewiesenen schlechte Publicity betreiben. Verrate unsere Philosophie bitte niemals!“
Curadh Riagáin nickt mit dem Kopf und sagt:
„Inzwischen ist es Mittag. Magst du bei mir essen?“
Ich schüttele verhalten den Kopf:
„Führe mich bitte zum Essen mittags und abends immer zu Curadh Ciaraì. Irgendwann kommt sicher der Tag, an dem ich bei dir essen werde!“
„Okay,“ sagt er, und erhebt sich aus dem Gras. „BEI FUSS!“
Er wendet sich zum Gehen, also gehe ich nun neben ihm in gebührendem Abstand auf Suìmh Aille zu.

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In den vergangenen Tagen seit unserem ersten Gespräch hat Curadh Riagáin mehr von sich preisgegeben. Auch ich habe ihm von meinen Träumen erzählt, die mir einerseits die Richtung in die Zukunft gewiesen haben, andererseits aber auch erklärt haben, warum ich die Dalmatinerhündin meines Onkels so gut verstehen konnte, dass ich oft gedolmetscht habe.
Curadh Riagáin hat mir gesagt, dass ich ihm durch meine Person eine neue Facette des Petplay zeige, die er sehr interessant findet. Früher wäre er nie auf die Idee gekommen, dass ein Mensch das Verhalten eines Tieres zeigt und darin Entspannung und Erfüllung finden könnte.
Der Zwang, auf allen Vieren gehen zu müssen und aus einem Napf zu essen, ist es bisher gewesen, den seine Spielpartner gemocht haben. Solch eine Zwangssituation muss erst einmal erzeugt werden…
Für mich bedeutet das nun erst einmal, ihm zu zeigen, in mir einen Hund zu sehen, der bei ihm als Familienmitglied lebt und auch so behandelt werden soll.

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Curadh Ciaraì erwähnt in seiner Gruppe in der Petplay-Community die Hundeschule, nachdem ich ihm berichtet habe, dass dort alles nach der in Suìmh Aille üblichen Philosophie abläuft.
Seitdem können wir uns vor Anfragen einzelner Doggies, zumeist Rüden, kaum noch retten. Immer wieder kommen Fragen, welche Züchtigungsinstrumente wir verwenden, und inwieweit Sex bei der ‚Erziehung‘ eine Rolle spielt.
Diese Fragen werden höflich abgewiesen und auf die Veröffentlichungen in der Gruppe hingewiesen. Gleichzeitig schreibt der Méara noch einmal einen Artikel über unseren Ansatz des asexuellen Petplays, ohne ‚englische Erziehung‘, aber mit Spielen und Training. Diesen Artikel veröffentlicht er gleichzeitig in der Gruppe und im Forum der Community.
Aber es scheint trotzdem genug Ignoranten oder Analphabeten zu geben, die nicht lesen wollen oder können. Jedenfalls hat damit der Prozentsatz der echten Interessenten zugenommen. Deren Problem scheint nun aber zu sein, dass sie eine Pauschalreise buchen müssen, die man natürlich nicht geschenkt bekommt.
Wir haben uns überlegt ein Video hochzuladen, indem wir eine typische Schulsituation vorführen.
In dem Video stehe ich auf allen Vieren an Curadh Riagáins rechter Seite, als Finn sich mit Runa nähert. Er sagt:
„Susi, SITZ!“
Ich lasse mich auf meine Fersen herunter.
Der Curadh lässt den Ball, den er in Händen gehalten hat, zu Boden fallen. Ich gehe nun in die Spielverbeugung, da Runa bis auf etwa zwei Meter herangekommen ist. Runa beginnt auf dem Boden herum zu schnüffeln. Sie nähert sich allmählich dem Ball, den ich mit einem kurzen Stoß einer Vorderpfote in Runas Richtung stoße.
Der Ball rollt Runa vor die Füße und bleibt dort liegen. Sie schnuppert an dem Ball und lässt ihn zwischen den ‚Vorderbeinen‘ hin und her rollen. Ich erhebe mich und nähere mich Runa von der Seite. Sie zeigt die Spielverbeugung, aber gibt den Ball nicht zurück.
Stattdessen versetzt sie dem Ball einen Stoß. Er rollt quer durch die Halle und wir beide laufen ihm hinterher. Der Ball titscht von der Wand weg, so dass wir beide die Richtung wechseln müssen. Schließlich habe ich den Ball erreicht und begrabe ihn unter meinem Bauch. Als Runa näherkommt und mit einer Pfote an den Ball kommen will, knurre ich.
Nun macht Runa die Spielverbeugung. Ich lasse ein paar Sekunden vergehen, dann stehe ich auf und gebe dem Ball einen Stoß, so dass wir Doggies beide wieder hinter dem Ball herjagen. Plötzlich sagt Curadh Riagáin:
„STOP! SUSI, RUNA! ZU MIR!“
Beide lassen wir nun von dem Ball ab und erhalten ein Leckerlie, als wir beim Curadh angekommen sind.
Diesem kurzen Video gibt der Curadh den Titel ‚Die Spielverbeugung‘ und kommentiert auf der Tonspur auch, was der Zuschauer sieht.
So vergehen einige Monate, bis sich ein junger Engländer und ein Pärchen aus Deutschland meldet. Es sind in beiden Fällen Rüden und das Frauchen des Einen.
In England sind zu der Zeit Schulferien, an der der junge Mann kommen will. Das Pärchen aus Deutschland hat sich im Frühsommer Urlaub genommen. Es freut uns, dass wir beide Rüden nacheinander in der Schule haben. Schließlich sind es unsere ersten Nutzer der Hundeschule, und so können wir uns auf sie persönlich einstellen.

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