Yamato Meinu - 09
„Ariella, bediene dich an der Kleidung!“ sagt er. „Schau, was dir passt und kleide dich an!“
Ich erhebe mich seufzend und suche mir passende Meido-Kleidung im Schrank, die ich in seinem Beisein anlege. Dass ein Mann anwesend ist und mir dabei zusieht, macht mir schon lange nichts mehr aus. Dass es diesmal ausgerechnet Jason ist, verursacht allerdings ein Kribbeln tief in mir drin.
Es ist gerade Mittagszeit, darum schaue ich Jason nun an.
„Dreh dich!“ fordert er mich als Erstes auf.
Ich tue was er sagt und spüre, dass ihm gefällt was er sieht. Dann sagt er:
„Wir haben Mittag. Ich wünsche, dass du mich nach Art einer Meido bedienst, Ariella!“
Ich lege meine Arme eng an meinen Körper, die Hände an die Oberschenkel gelegt, und neige den geraden Oberkörper in seine Richtung. Dann verlasse ich das Zimmer und gehe zur Küche, um die Speisen in Empfang zu nehmen. Unterwegs treffe ich Yuna-Chan. Wir lächeln uns freundschaftlich zu.
Das schwere Tablett mit Geschirr und Speisen bringe ich zu Jason zurück und serviere alles auf dem niedrigen Tisch, an dem er schon Platz genommen hat. Anschließend knie ich mich übereck zu ihm an den Tisch, die Hände auf den Oberschenkeln, und warte ab.
Erfreut stelle ich fest, dass Jason inzwischen ebenfalls die japanischen Gebräuche angenommen hat. Er füllt eine Schale mit den Lebensmitteln aus den beiden Schüsseln und stellt sie vor mich hin. Erst dann bedient er sich aus den Schüsseln. Damit zeigt er seine Fürsorge für das Geschöpf, das ihm dient.
Plötzlich unterbricht er mich und drückt die Hand mit den Essstäbchen tiefer, dass der Reis in die Schale zurückfällt. Ich schaue ihn verwirrt an. Jason schüttelt leicht den Kopf und sagt:
„Tanze!“
Also erhebe ich mich und tanze für ihn wie ich es gelernt habe, während er isst. Zwischendurch nimmt er immer wieder etwas aus meiner Schale und hält es mir hin. Ich lasse mich gerne von ihm füttern, während ich ihn mit meinem Tanz erfreue. Als die Schüsseln leer sind, stelle ich sie und die Schalen auf das Tablett zurück und stelle zwei kleine Schalen aus fast durchsichtigem Porzellan und eine Kanne Tee auf den Tisch. Jetzt führe ich ihm eine formvollendete Teezeremonie vor. Er schaut mir mit großen Augen zu.
Den Nachmittag über bin ich dann wieder seine Meinu ‚Stardust‘ und zum Abend hin noch einmal seine Meido ‚Ariella‘. Als es draußen dunkel wird, darf ich in seinem Bett liegen. Es gibt so viel zu erzählen! Als mir die Augen zufallen, kuschele ich mich bei Jason an. In meinem Innern fühle ich tiefe Zuneigung für ihn. Jason lässt zu, dass ich mich bei ihm ankuschele und nimmt mich in seinen Arm. Wir schlafen diese Nacht wie Bruder und Schwester in einem Bett.
Am nächsten Morgen bin ich als Erste wach. Nach ein paar Minuten ziehe ich mich auf ihn und beginne, ihn abzulecken wie eine Hündin. Kurz darauf wird Jason wach und macht, mit noch geschlossenen Augen, eine schwache Abwehrbewegung. Ich stemme mich hoch und warte, ob er die Augen öffnet. Das passiert aber erst, nachdem ich ihn nochmals ablecke.
„Wer? Was?“ sind seine ersten Worte, dann lachen wir beide und er umfasst meine Schultern mit den Armen. Anschließend rollen wir seitlich vom Futon herunter, weil er sich in diese Richtung bewegt und es kommt zum ersten Kuss.


-Doggie-Schule-

Wir haben eine Woche vor dem Rückflug nach Edmonton noch einmal mit Mister St.Albert, Ariellas Vater Kontakt aufgenommen und unseren Rückflug angekündigt. Ariella hat ihn beruhigt, dass in den letzten Monaten alles in Ordnung gewesen sei. Die Ausbildung während des Seminars wäre halt so dicht gewesen, dass sie abends zu nichts mehr Lust gehabt und gleich eingeschlafen wäre.
In Kanada angekommen, werden wir herzlich von Mister St.Albert begrüßt. Er hat eine kleine Wiedersehensfeier organisiert. Dann nehmen wir unsere Arbeit in der Hundeschule wieder auf, nicht ohne Ariellas Vater zu eröffnen, dass wir bald eine eigene Hundeschule gründen wollen. Mister St.Albert schaut uns beide abwechselnd an und meint:
„Ihr habt euch in Japan ineinander verliebt? Sind das echte Gefühle oder steht eher das Stockholm-Syndrom dahinter?“
Wir schauen uns an und prusten los.
„Vom Stockholm-Syndrom spricht man, wenn sich Entführer und Entführte ineinander verlieben, besser gesagt, wenn die Entführte sich in den Entführer verliebt. Wenn überhaupt, dann wäre ich wohl eher der Befreier!“ sage ich und schaue Ariella an. „Auch kann man schlecht von einer Entführung reden, wenn bei Ihnen hier niemals eine Lösegeldforderung eingegangen ist. Stattdessen kommen wir mit einem Angebot zurück, dass die Organisation Ninkyo Dantai und deren Schule Meinu Do die Anschubfinanzierung für die Hundeschule übernimmt.“
„Und da gibt es keinen Haken?“ fragt Ariellas Vater vorsichtig. Seine Stirn liegt in Falten.
„Doch,“ sage ich und lächele meinen Chef an. „Ariella und ich müssen beide als Chefs auftreten. Die Angestellten sollen Japaner oder japanisch-stämmige Kanadier sein. Der Architekt soll ein japanisch-stämmiger Kanadier sein.“
„Also Klein-Japan in Edmonton!“ seufzt Mister St.Albert.
Ich muss schmunzeln und beruhige ihn:
„Warten Sie ab.“
Ariella bezieht wieder ihr Zimmer im elterlichen Haus am Stadtrand, in der auch die Hundeschule ihres Vaters untergebracht ist. Ich kehre in meine kleine Wohnung in der Nähe zurück. Wir sehen uns ja täglich während der Arbeitszeit. Nach Feierabend und an den Wochenenden gehe ich mit Ariella aus. Hin und wieder begleitet uns auch ihr Vater in ein Restaurant.

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