Suìmh Aille -31
Im Obergeschoß werden wir wohnen. Dort sollen mehrere Wohn-/Schlafräume entstehen und ein Wohnzimmer. An den durchgehenden Schornstein werden pro Etage ein geschlossener Kaminofen angebaut, die im Winter das Haus erwärmen sollen. Im Keller erzeugt ein ebensolcher kleiner Ofen ganzjährig heißes Wasser für Bad und Hauswirtschaftsraum.
Der Strom für die Maschinen und das Licht kommt aus dem Hochspannungsraum im Keller. Auch ein Mühlrad neben dem Haus im Bach bringt Bewegungsenergie, die in dem Raum in Strom umgewandelt wird. Der Strom wird dann im ganzen Ort gleichmäßig verteilt.
Mit Hubwagen bringen wir palettenweise unsere Holz- und andere Vorräte von der Ladestation über einen Lastenaufzug durch Suìmh Ailles ‚Unterwelt‘ ins Haus. Eine geteerte Straße ermöglicht es Lastwagen draußen die Ladestation zu erreichen.
Es dauert etwas mehr als ein Vierteljahr bis wir unser Tithe -Haus- beziehen können. Wie es hier in Suìmh Aille üblich ist, gehe ich mit meinem Wuffel in der Umgebung des Ortes spazieren. Wuffel ist es schließlich, der mich auf einen Stein mit einem Muster eingeschlossener Mineralien aufmerksam macht, der irgendwie ‚besonders‘ aussieht.
Ich nehme ihn in die Hand und trage ihn nachhause. Oben in der Seomrai beo, die gegenüber anderen im Ort ziemlich klein ausfällt, lege ich ihn in die Vertiefung der ebenfalls kleineren Tafel und sage dabei etwas ironisch:
„So! Ich hoffe, dass du uns das Leben hier erleichterst!“
Ich muss lächeln. Aber irgendwie hat der Lord schon Recht. Zwar erleichtern oder erschweren wir uns selbst durch unsere Entscheidungen das Leben, aber da haben wir etwas Gegenständliches vor uns, an die wir unsere Monologe richten können, während wir Überlegungen anstellen.
Als nächstes schreibe ich Stellenanzeigen, um einen jungen Mann oder eine junge Frau für die Hauswirtschaft zu finden. Desgleichen suche ich Mitarbeiter für die Schmuckwerkstatt und das Goldschmiede-Handwerk. Ein Tresor nimmt das wertvolle Metall vor der Verarbeitung auf. Der fertige Schmuck wird dann hinter Sicherheitsglas im Verkaufsraum präsentiert.
Nach zwei Monaten Herumwursteln habe ich eine junge Frau knapp über Zwanzig für Küche und Hauswirtschaft und zwei junge Männer in etwa dem gleichen Alter für das Goldschmiede-Handwerk eingestellt.

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Nach Ende der Schulzeit eröffne ich, Dennis, meinen Eltern, dass ich nach Irland ziehen werde, um dort bei einem Sattler das Lederhandwerk zu erlernen. Vorher habe ich mit Iarla Eamon Ciaraì gesprochen und er hat mich mit dem Sattler von Suìmh Aille bekannt gemacht. Curadh Bran -Rabe- ist der Sattlermeister im Ort. Er hat ein gut gehendes Geschäft für Tierbedarf, aber ihm fehlt ein Doggie.
Ich habe mich längere Zeit mit ihm über Skype unterhalten und will es einmal versuchen, ob ich auf der gleichen Wellenlänge mit ihm ticke. Also habe ich in den letzten Ferien vor der Schulentlassung wieder eine Reise nach Irland gebucht und diesmal gebe ich auf mein Ticket besonders acht.
Endlich stehe ich auf dem Bahnhof von Killarney und nehme den Bus, der an Sybil Head vorbeifährt. Den letzten Weg nach Suìmh Aille mache ich zu Fuß. Dann stehe ich mitten im Ort und muss mich orientieren. Ich entscheide mich, gleich zu Curadh Bran zu gehen und verlasse das Zentrum wieder, um zum fünften Haus an dem Bach zu gehen, von der Abbruchkante aus gezählt.
Dort läute ich und lasse mich von dem Mac Léinn zu Curadh Bran bringen. Er begrüßt mich herzlich und sagt:
„Komm eben mit.“
Er führt mich ins Oberschoss und zeigt mir den Coinnítear -Zwinger- an der Wand seines Seomrai beo -Livingroom-. Er öffnet ihn und sagt:
„Zieh dich um. Dann komm gerne wieder runter und schau uns bei der Arbeit zu. Dabei lernst du sicher auch etwas, das du im Gespräch mit deinen Eltern verwenden kannst.“
Genauso mache ich es. Der Zwinger hier gleicht dem in der Hundeschule. Unten in der Werkstatt lege ich mich neben den Kamin auf das vorbereitete Schaffell und beobachte den Curadh und seine beiden Turasóir -Gesellen-.