Montag, 29. Juni 2020
Jmd oder etwas BRAUCHEN...
ein Gastbeitrag:

Ich versuche mich mal kurzzufassen: Alles in allem bin ich ein recht selbstständiger Mensch, brauche bei wenigen Dingen Hilfe, habe schlimme emotionale Täler überwunden, kann mich im Grunde allein versorgen und bin auf niemanden angewiesen.

Aber macht mich das glücklich? Nein. Das ist für mich mehr ein Existieren als Leben. Leben, wirklich leben, kann ich nur, wenn ich einen anderen Menschen (einen guten Freund, vor allem aber einen Partner) an meiner Seite habe und geliebt werde. Ohne meinen Liebsten (und auch ohne Freunde) kann ich zwar (über-)leben und mich irgendwie im Leben zurechtfinden, aber das, was für mich zählt, würde fehlen: Gefühl, Zweisamkeit, Freude teilen, gemeinsames Wachsen, sich miteinander entwickeln, einander bereichern und vieles mehr, vor allem: Liebe geben und empfangen. Das brauche ich. Zweifellos. Vieles kann man alleine machen, letztlich habe ich davon aber wenig. Ich muss es mit jemandem teilen können, der ähnlich fühlt wie ich. Ohne meinen Partner kann ich sein, aber nicht aufblühen. Ich bin nicht ich, wenn ich nicht liebe und nicht geliebt werde. Ja, doch, ich brauche das!

Ja, sicher ist es eine Form von Abhängigkeit, in die ich da gerate. Viele werden sagen: Du musst auch alleine klarkommen - das wahre Glück liegt in dir selbst usw... Für manche mag das stimmen und ich finde es sogar toll und irgendwie bewundernswert, wenn anderen das gelingt. Ich für mich sehe das aber anders.

Emotionale Abhängigkeit - einen anderen Menschen zu brauchen - sehe ich nicht als Schwäche an. Jeder Mensch ist anders, jeder hat andere Bedürfnisse, jede Seele ist anders gestrickt und jeder setzt seine Prioritäten anders. Der eine kommt alleine zurecht, kann alleine zufrieden sein. Ein anderer hingegen braucht einen Menschen, Partner, Freund oder anderweitig Vertrauten an seiner Seite, um sich erfüllt zu fühlen. Ich gehöre zu Letzteren. Ich brauche meinen Partner, um wirklich glücklich zu sein, mich erfüllt zu fühlen und in bestimmten Dingen (die für andere vielleicht alltäglich sind) einen Sinn zu sehen. Und jetzt das Wichtigste: So lange mein Partner damit zurechtkommt, sich dadurch nicht eingeengt fühlt, ich nicht klammere, ihn nicht unter Druck setze und ihm nicht mehr Verantwortung auflaste, als er tragen kann und möchte, ist alles gut. Emotionale Abhängigkeit kann auch etwas sehr Schönes sein. Mein Liebster fühlt sich dadurch gebraucht, begehrt, geliebt und spürt, wie viel er mir bedeutet - und dass er mir vieles geben kann, was er vorherigen Partnerinnen nicht geben konnte, weil diese es eben nicht gebraucht haben oder wollten. Wir passen in der Hinsicht sehr gut zusammen, weil sich unsere Bedürfnisse dabei ergänzen. Diese Abhängigkeit ist nicht einseitig.

Ja absolut mein Herr und ich brauchen einander.
Wir sind einzelne, eigenständige Personen.
Wir sind starke Persönlichkeiten.
Keine hilflosen oder rumtapsende Menschen.
Wir funktionieren wunderbar auch getrennt voneinander.
Aber: nur zusammen sind wir ganz. Pol und Gegenpol. Eine Einheit.
Ja es ist eine freiwillige Abhängigkeit, welche wir nur als positiv Empfinden.
Das Gefühl zuzulassen zu lieben und einander vermissen zu können. Sehnsucht als gut wahrzunehmen, da es ja nur zeigt wie wichtig wir uns sind.

Sehr schönes Thema.
Danke dafür.