Montag, 15. Juni 2020
Cherie - 26
„Jaein, Liebes. Wenn wir SMler wären und ich als dein Herr würde entscheiden, dass du heute mal meine Doggie spielen wirst, dann müsstest du auf die Kommandos reagieren – und ich würde dich mittels Stock und anderen Hilfsmitteln korrigieren.
Bei uns liegen die Dinge anders: Du bist kein Roboter, der nur auf Kommandos entsprechend reagiert. Du bist ein Lebewesen mit Gefühlen, wie Taps. Und wie Taps als Welpe ein gutes halbes Jahr brauchte, gebe ich auch dir Zeit allmählich in die Rolle zu finden. Zuerst einmal die nonverbale Kommunikation, nebenbei das Lernen auf allen Vieren zu gehen. Dann kommt das Kommandotraining – und zwar ohne dass ich dir verbale Erklärungen gebe. Taps würde verbale Erklärungen auch nicht kognitiv verstehen!“
„Oh,“ meint Lena und schaut mich groß an. Nach einer Gedankenpause fragt sie dann: „Du hast eben das Kommando FREI erwähnt. Was bedeutet das?“
„Eine Bekannte aus dem Münchner Umland hat mir einmal gesagt, dass sie und ihr Freund seit drei Jahren Dogplay machen. In dieser Zeit war sie permanent Doggie. Nur dass ihr Körper sie ab und zu zwang aufzustehen, meinte sie im Gespräch. Also rund um die Uhr auf allen Vieren, wäre ihr nicht möglich.
Es gibt im Dogplay neben den üblichen Hundekommandos noch einige spezielle. Eins davon ist das FREI. Wenn ich das sage, kannst du dich danach frei bewegen, bis ein nächstes Kommando kommt. Überspitzt gesagt: Du kannst aufstehen, zweibeinig umhergehen, Purzelbäume schlagen, oder was auch immer dir in den Sinn kommt. Ich fände es nur schön, wenn alles was du tust spontan aus dem momentanen Gefühl herauskommt, statt wohlüberlegt zu sein.“
„Ahso,“ macht Lena nun und frühstückt weiter.
Nachdem wir fertig sind, räume ich den Frühstückstisch ab und schlage vor:
„Wenn du magst, machen wir doch ein Stündchen lang praktische Übungen zu dem, was wir gestern Abend besprochen haben…“
„Was muss ich da machen?“ fragt Lena.
„Geh‘ erst einmal auf alle Viere.“
„Gibst du mir bitte die Knieschoner?“
Ich schüttele den Kopf und antworte:
„Heute gehen wir einen Schritt weiter. Draußen bekommst du noch die Knieschoner, damit du ab und zu eine Pause machen kannst, dafür deine Knie auf den Boden stellst und dich dabei nicht an einem möglicherweise spitzen Steinchen verletzt. Hier drinnen brauchst du die Knieschoner nicht mehr. Du sollst ab jetzt versuchen auf den Händen und Zehenballen zu gehen. Also bleiben die Knie eine knappe Fußlänge in der Luft.“
Lena versucht es, setzt nach zwei Schritten die Knie wieder auf den Boden, setzt sich auf ihre Fersen und schaut mich an.
„Das ist ganz schön anstrengend,“ meint sie.
„Am Anfang ist nichts leicht,“ gebe ich ihr zu bedenken. „Trainiere das und du wirst sehen, dass du immer weitere Strecken so zurücklegen kannst.“
„Was ist, wenn ich draußen kleine Steinchen zwischen die Zehen bekomme oder damit meine Zehenballen verletze?“
„Du hast doch deine Ballerinas. Wir kaufen noch welche und lassen vorne eine dicke Ledersohle drunter kleben!“
„Okay, das wird funktionieren.“
„Siehst du.“
Ich nehme einen kleinen Ball und werfe ihn leicht in Lenas Richtung. Der Ball berührt zwei Meter von mir entfernt den Boden und rollt weiter in Lenas Richtung. Taps hebt den Kopf und schaut in unsere Richtung.
Lena beugt ihre Ellbogen und versucht den Ball mit ihren Zähnen zu fassen.
„Nein,“ sage ich und schüttele mit dem Kopf. „Dafür ist der Ball zu groß. Halte ihn zwischen deinen Händen fest und gib ihm mit der einen Faust einen Stoß in meine Richtung.“
Sie macht es. Während der Ball auf mich zurollt – ich habe mich in der Zwischenzeit hingehockt -, steht Tapsy auf und kommt heran. Sie läuft hinter dem Ball her und nimmt ihn unter ihre Brust.
„Wie interpretierst du ihre Geste?“ frage ich Lena lächelnd, die in der ‚Spielverbeugung‘ an ihrem Platz verharrt.
„Ich weiß nicht…“ sagt sie.
„Das kann man mit einem Wort beschreiben: MEINS!“ antworte ich. „Taps ist zu klein, um den Ball zwischen ihren Vorderpfoten zu halten oder zwischen den Zähnen.“
Ich habe mich Taps genähert und greife nach dem Ball. Taps knurrt verhalten, wendet aber ihren Kopf ab. Ich streichele ihre Flanke und ziehe dabei ihr den Ball unter dem kleinen Körper hervor.
„Ich lasse den Ball jetzt springen. Wohin er rollt lässt sich dann nicht sagen. Versuche ihn zu fangen, Liebes. Kommt dir Tapsy zuvor, dann nimm ihn ihr ab! Aber achte dabei auf deine und ihre Körpersignale. Versuche eine einfache Kommunikation mit Tapsy, wie ich dir das gestern erklärt habe.“
Lena nickt und ich lasse den Ball leicht aufspringen. Er rollt danach in Richtung Schrank. Meine Doggie und unsere Mopsdame laufen los. Natürlich ist Tapsy zuerst beim Ball und hält ihn in ähnlicher Weise wie eben fest. Diesmal schaut sie sich nach Lena um.
Lena kommt heran und bleibt unschlüssig vor Taps stehen. Dann versucht sie mit einer Faust den Ball unter Tapsy hervor zu stoßen, denn danach greifen darf sie als Doggie nicht. Taps beginnt wieder zu knurren. Diesmal lauter und sie schaut Lena direkt an.
„Du musst Beschwichtigungssignale senden, Liebes,“ rate ich ihr, da Lena einen Schritt zurückgewichen ist.
Lena schaut mich mit gerunzelter Stirn an.
„Und wie soll das gehen?“
„Taps soll erkennen, dass du mit ihr ‚auf Augenhöhe‘ spielen willst. Schwanzwedeln fällt flach. Geh in die Spielverbeugung, jedoch so nahe, dass du mit einer Hand bequem den Ball erreichen kannst. Dann wende den Blick oder sogar den Kopf ab und stoße sanft gegen den Ball. Entweder gibt sie ihn dir freiwillig oder sie signalisiert dir immer noch MEINS.
Im ersten Fall nimmst du ihn und läufst damit weg, indem du den Ball mit schwachen Stößen vor dir hertreibst. Taps wird dir folgen und den Ball zurückhaben wollen. Nach kurzer Zeit solltest du sie wieder an den Ball ranlassen.
Im zweiten Fall, dass sie dich noch einmal anknurrt – diesmal leiser und ebenfalls angewandtem Kopf und/oder Wedeln mit dem Schwanzstummel – erwiderst du das leise Knurren und machst sie auch sonst nach. Dabei presst du deine Faust so gegen den Ball, dass er wegrollt sobald sie ihn loslässt.
Bleibt sie dagegen bei dem schärferen Knurren, dann lass ihr den Ball. Dann komm zu mir. Eine Eskalation muss unter allen Umständen vermieden werden!“



Cherie - 25
Nach dieser Eingewöhnungsphase sage ich ihr, als wir wieder einmal gemeinsam Haut an Haut auf der Couch liegen:
„In Zukunft wirst du, wenn du in deiner Rolle bist, nur noch nach meiner Erlaubnis sprechen! Natürlich sollst du nicht still duldend tun, was ich von dir will. Du sollst deine Absichten und Gefühle - statt stimmlich – nonverbal über Gestik und Mimik äußern. Nimm dir Tapsy zum Vorbild! Sie redet mit uns, sagt uns was sie fühlt und was sie möchte. Genauso solltest auch du in deiner Rolle auch ‘reden‘.“
„Hmm,“ macht sie und schaut Taps an, ihre Mops-Hündin, die vor der Couch liegt. Tapsy hebt den Kopf und schaut zu ihr auf.
„Siehst du,“ sage ich. „Tapsy kennt dich jetzt schon einige Jahre. Sie kann deine Gestik und Mimik, aber auch deinen Tonfall deuten. Du hast dich ihr zugewandt und sie zeigt, dass sich ihre Aufmerksamkeit auf dich richtet.
Auch wir Menschen erlernen nach unserer Geburt zuerst die nonverbale Kommunikation unter Menschen, Blicke, Gesten und Laute. Als Babys leben wir noch für den Augenblick und zeigen der Umwelt unsere augenblicklich empfundenen Emotionen, wie bei Taps. Menschen entfernen sich im Laufe der ersten Lebensjahre von dieser Beobachtungskommunikation. Tieren bleibt die Kommunikation über die Sprache verschlossen. Sie entschlüsseln Körpersignale ihres Gegenübers und reagieren entsprechend. Viele dieser nonverbalen Signale fasst die Verhaltensforschung unter dem Begriff ‚Beschwichtigungssignale‘ zusammen. Sie werden zur Konfliktlösung angewandt und bauen beim Gegenüber Spannungen ab.“
„Und welche sind das?“
Lena schaut mich interessiert an. Taps legt ihren Kopf wieder auf ihre Vorderpfote und scheint zu dösen, aber ihre Ohren bewegen sich. Sie ist weiterhin aufmerksam.
„Da gibt es eine ganze Reihe, die du bestimmt alle schon bei Taps bemerkt hast – vielleicht unbewusst,“ erkläre ich ihr. „Zum Beispiel den Kopf abwenden, oder gar den ganzen Körper wegdrehen, die Pfote heben, sich kratzen, die Augen zusammenkneifen, ohne Grund und spontan auf dem Boden herum schnüffeln, in der Bewegung erstarren oder sich wie in Zeitlupe bewegen, den Vorderkörper tiefstellen, sich hinsetzen oder hinlegen, auf den Rücken drehen.
Alle diese Signale sind in ihrer Bedeutung mehrfach belegt. Je nach Situation beinhalten sie also unterschiedliche Botschaften. Wir müssen als Menschen, die wir mit Hunden umgehen, daher immer den gesamten Kontext im Blick haben. Als ‚Gesprächspartner‘ des Hundes müssen wir lernen unbedingt entsprechend zu reagieren, da eine gegenteilige Reaktion vom Hund als Unberechenbarkeit bewertet wird, und das Vertrauen, sowie die Bindung, verloren geht.“
„Hm, und was bedeutet das jetzt für mich als Doggie?“
„Als Gesprächspartner eines Doggie habe ich es leichter. Ein Missverständnis lässt sich zwischen uns verbal aufklären. Für dich bedeutet es: Schau dir bei Taps ab, in welchen Situationen sie welche Gestik und Mimik zeigt und verwende sie dann genauso ihr und mir gegenüber.“
„Das stelle ich mir schwierig vor, Paul.“
„Mag sein, wenn du dich von jetzt auf gleich nonverbal ausdrücken sollst. Auch hier gilt: Steige langsam, Schritt für Schritt, in die nonverbale Kommunikation ein.
Ein Beispiel: Du möchtest mit mir oder Taps spielen. Du nimmst ein hundegerechtes Spielzeug, sei es ein Ball oder ein Spielzeugknochen, lässt ihn zwischen dich und deinen möglichen Spielpartner fallen, beugst deine Ellbogen bis dein Kopf fast die Erde berührt, während dein Hintern wegen gerader Oberschenkel in den Himmel zeigt und schaust deinen Spielpartner an, ohne ihn zu fixieren. In den meisten Fällen hat diese Spielaufforderung Erfolg.“
„Und wie geht so ein Ballspiel zum Beispiel zwischen Hunden?“
„Du hast doch oft genug mit Tapsy gespielt. Du spielst ihr den Ball zu und sie dir. Der Ball rollt vielleicht nicht direkt in deine Richtung, also läufst du auf allen Vieren dem Ball hinterher. Taps wird dasselbe tun. Als ihr Frauchen hast du sie den Ball schnappen lassen und gewartet, ob sie ihn dir wieder abgibt. Oft hat sie ihn aber längere Zeit behalten, bis er ihr langweilig wurde. Als Doggie wirst du ihr den Ball nicht überlassen, sondern ihn mit der Vorderpfote fassen und unter deinen Körper in Sicherheit bringen.
Es kann nun sein, dass Taps den Ball nicht so einfach hergeben will. Sie schnappt danach. Du knurrst leise. Sie wird nun vom Ball ablassen, weil sie über deine Reaktion überrascht ist. Dann wird sie dich womöglich anknurren. Lass nun den Ball Ball sein. Knurre zurück, nimm aber die Spielverbeugung wieder ein, wende den Blick dabei ab und vielleicht sogar den ganzen Kopf. Damit signalisierst du zwar ‚MEIN BALL‘, aber es wirkt nicht bedrohlich. Taps wird nicht nachstehen wollen und macht dich komplett nach. Wer sich zuerst zurückzieht, steht in der Rangfolge unter dem Anderen. Ich rate dir also, die Nerven zu behalten in diesem Spiel. Das ist genauso, wie bei zwei Menschen, die Schach spielen…“
„Oh,“ macht Lena.
„Es ist halt etwas anderes, ob nur Owner und Doggie vorhanden sind, oder noch ein echter Hund dazu gehört,“ sage ich und zucke mit den Schultern. „Aber erstens kann ich eingreifen, sollte es gefährlich werden, zum anderen haben wir uns darin verständigt, dass deine Hündin in unserem Haushalt verbleibt, dass wir sie nicht weggeben! Auch hast du dadurch die Chance, eine Menge von ihr und über sie zu lernen.“
„Hm,“ macht Lena nach einer kurzen Pause und rückt noch näher an mich heran. Sie schürzt die Lippen und drückt mir einen Kuss auf den Mund, den ich gerne erwidere.
Dabei beginnen ihre Hände über meinen Körper zu wandern und auch stehe in nichts nach. Es wird eine himmlische Nacht.
Am nächsten Morgen wache ich durch einen Kuss Lenas auf. Es ist Sonntag und die Sonne steht schon über dem Nachbarhaus. Lena ist nackt und sagt:
„Das Frühstück ist fertig, Herr.“
Ich ziehe sie an mich heran, nehme ihren Nippel in den Mund und massiere ihn mit der Zunge. Lenas Atem geht schneller. Dann drehe ich mich etwas, setze mich auf und streichele zärtlich über ihr Haar.
„Danke dir, Liebes,“ antworte ich, stehe auf und ziehe mir meine Schlafanzughose an.
Lena seufzt und folgt mir in die Küche, wo ich mich an den liebevoll gedeckten Tisch setze. Taps frühstückt schon an ihrem Napf. Während des Frühstücks fragt Lena plötzlich:
„Wann beginnst du denn mit dem Kommandotraining?“
„Du willst wissen, wie man richtig auf SITZ, PLATZ, HOL, BEI FUSS, FREI reagiert?“
„Das ist es doch bestimmt, was das Dogplay ausmacht, denke ich…"