Mittwoch, 24. Juni 2020
Cherie - 44
Anita erklärt ihr, dass wir Petplay bisher nur als Kopfkino betrieben haben, und wir uns hauptsächlich im Storyblog auf der Internetseite der Community aufgehalten haben. Durch die Geschichte des Veranstalters dort wären wir auf ihn aufmerksam geworden und sind dann neugierig seiner Einladung gefolgt.
Lena bückt sich nach den vier Flaschen auf dem Boden und fragt:
„Darf ich euch neue Getränke bringen? Wisst ihr was: Ich mache Dieter, so heißt der Veranstalter real, darauf aufmerksam. Er wird sicher einen Rat für euch haben!“
Anita schaut mich an. Ich nicke ihr zu. Also stimmt Anita Lenas Vorschlag zu. Lena geht zu dem Tisch, an dem der Veranstalter gerade mit einem männlichen Teilnehmer des Events spricht. Um uns herum brechen die anderen Teilnehmer des Events nacheinander auf.
Ich sehe, wie Dieter noch einmal mit dem Gast spricht, der sich daraufhin erhebt und in Lenas Begleitung an unseren Tisch kommt. Er stellt sich höflich vor und fragt, was uns zur Teilnahme bewegt hat.
Zuerst einmal geht Anita voll in Abwehrhaltung und stellt klar, dass wir nicht für ein Sexdate hergekommen sind.
Das Ansinnen wehrt Klaus, wie der Mann heißt, sofort ab. Das sei nicht seine Art beim ersten Kennenlernen.
Anita schiebt etwas versöhnlicher nach, dass wir auch nicht an irgendwelchen SM-Praktiken interessiert sind. Klaus geht darauf ein. Er sagt, dass er sich in der Rolle des Owners ebenfalls erst noch einrichten muss. Er hätte eben mit dem Veranstalter darüber gesprochen und ihm gefällt die Art sehr gut, wie Dieter das Thema angeht.
„Möchten Sie gleichzeitig mit mir bei Dieter in die Lehre gehen?“ fragt er.
Anita, die das Gespräch bisher geführt hat, wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Sie möchte das Gespräch sicher hier beenden und aufbrechen. Da treten Dieter und Paul mit der älteren Servicekraft an unseren Tisch.
„Dürfen wir uns setzen?“ fragt Dieter, lächelt uns freundlich an und setzt sich wie selbstverständlich neben Klaus. „Was denken Sie über Petplay allgemein und das Event im Besonderen?“
„Das Event ist ja früh zu Ende,“ stellt ich trocken fest.
Dieter lächelt gequält. Damit müsse man immer rechnen, meint er und sagt, dass er es schön findet, dass sich zumindest sieben Gleichgesinnte zusammengefunden haben. Er bietet uns an, in den Gästezimmern zu übernachten und morgen Vormittag Dogplay live zu erleben an den Beispielen CHERIE und AIKA. Dabei zeigt er erst auf die jüngere, dann auf die ältere Servicekraft. Danach könnten wir überlegen, ob das etwas für uns ist.
Anita stimmt neugierig zu, nachdem wir wieder Blicke getauscht haben. Dann helfen wir beim Aufräumen und lassen den Abend in Dieters Wohnzimmer in gelöster Atmosphäre ausklingen. Dabei erfahren wir, dass Paul und Lena ein Paar sind. Biggi und Dieter sind miteinander befreundet. Das Wort ‚Liebe‘ – Klaus hat es ins Gespräch gebracht – kommt mir im Zusammenhang mit Petplay etwas befremdlich vor.
Paul schaltet sich hier ins Gespräch ein:
„Wenn heute jemand von Liebe spricht wird damit meist Sex assoziiert. Das greift zu kurz! Denkt mal an die Liebe zwischen Mutter und Kind, oder zwischen einem Menschen und seinem geliebten Haustier!
Liebe ist mehr als die sexuelle Harmonie! Genauso wichtig ist die emotionale Hingezogenheit zum Partner.“
Lena präzisiert:
„Ohne die Liebe zum Partner hat der Sex miteinander nicht diese Kraft! Die Liebe verbindet beide auf emotionaler Ebene. Sie macht langmütig, lässt also vieles zu, worüber andere schon längst in Streit geraten wären. Sie lässt einen nicht nach seinem persönlichen Vorteil suchen oder nachtragend werden, sondern versucht das Wohl des Anderen zu vermehren. Sie respektiert den anderen, verurteilt die Lüge, lässt einen ritterlich und ehrenhaft handeln. Die Liebe hält allen Anwürfen von außen stand!“
Anita ruft aus, als sie diese Aussagen hört:
„Das ist doch alles Theorie! Das ist ein hohes Ideal von der Liebe, die im Alltag nicht lange Bestand hat! Wie willst du deine Ideale denn durch den Alltag retten?“
Paul antwortet ihr, während Lena sich an ihn schmiegt:
„Wir sind alle nur Menschen und keine Halbgötter. Aber wir sind intelligent genug frühzeitig Anzeichen zu erkennen, dass man sich auseinanderlebt und darüber offen sprechen. Dann lässt sich gegensteuern. Lena ist das wichtigste Lebewesen auf diesem Planeten für mich! Umgekehrt gilt sicher das Gleiche.“
Während Paul das sagt, schmiegen sich die beiden Pärchen zärtlich aneinander.
„Wie will ich nun gegensteuern?“ redet Paul weiter. „Es gibt eine Reihe negativer Einflüsse, die man kennen muss: einmal, wenn wir uns des anderen nicht mehr bewusst sind, wenn uns der andere egal zu werden beginnt. Dann das unstillbare Verlangen nach mehr. Wenn uns der andere nicht mehr genug ist. Oder, wenn das Mitgefühl schwindet und der Selbstsucht Platz macht. Auch die Angst vor der Vergänglichkeit, vor dem Ende des Mitgefühls. Sowie, wenn die Gefühle nicht mehr unser Handeln bestimmt, sondern das körperliche überhand nimmt. Und letztlich, nur noch zu glauben, was man sieht. Wenn also die Rationalität mehr Gewicht bekommt als die Emotionalität. Schließlich die Besserwisserei, die verblendete Selbstüberzeugung, der Fanatismus.
Das muss alles auf den Tisch und besprochen werden, ohne den Anderen mit Vorwürfen zu überhäufen. Dann müssen Lösungen gesucht werden – Verhaltensänderungen nicht nur beim Anderen, sondern auch bei sich selbst.“
„Das ist ein Riesen-Programm! Ich weiß nicht, ob je ein Mensch dazu fähig ist…“ antwortet ihm Anita nachdenklich.
„Verliere niemals den Mut!“ sagt Paul nun. „Erinnere dich an das, was dich einmal mit deinem Partner zusammengebracht hat und überlege dir, ob du das wirklich über Bord werfen willst. Außerdem, nichts geschieht von jetzt auf gleich. Alles entwickelt sich – von einer Mücke zu einem Elefanten. Die Mücke lässt sich noch leicht bekämpfen!“
„Okay,“ sagt Anita, schaut auf die Uhr und dann mich an. „Seid ihr uns böse, wenn wir schlafen gehen wollen?“
„Aber nein, zieht euch ruhig zu zurück und träumt etwas Schönes!“ wünscht uns Dieter.
Wir stehen auf und gehen die Treppe hoch zum Gästezimmer. Von der Treppe wünschen wir noch einmal eine ‚Gute Nacht‘. Dabei sehen wir, dass auch die Anderen sich erheben und die Gläser in die Küche bringen.
Am nächsten Morgen weckt mich Anita. Sie hat die Vorhänge schon zurückgezogen und die Sonne erhellt das Zimmer. Als wir ins Bad gehen, strömt uns von unten frischer Kaffeeduft entgegen.



Cherie - 43
„Aber ja,“ antwortet sie lächelnd und dreht sich um, um kurz danach mit einem Korb Flaschen wieder zu kommen. Sie stellt ihn in Reichweite ab und kümmert sich dann wieder um die Gäste im Wohnzimmer.
Als Anita aus der Gästetoilette kommt, gebe ich ihr das zweite belegte Brot und bücke mich nach einer der Limonadeflaschen. Dieter kommt nun wieder hinzu.
„Ich führe euch zu eurem Gehege,“ meint er und hält uns die Haustür auf.
Wir umrunden das Haus und betreten den Garten. Mit Gittern hat er mehrere Bereiche auf dem Rasen dort abgetrennt. Er führt und zu einem Bereich, an dem er das Schild „Kittys“ angebracht hat und öffnet das Gitter so weit, dass wir hindurch schlüpfen können. Eine weitere Kitty ist schon drin.
Ich schaue mich auf dem Areal um und sehe, dass sich mindestens die Hälfte der Pets in dem Gehege befinden, das mit „Ponys“ bezeichnet ist. Ein Großteil der anderen Pets befinden sich im Dogs-Gehege. Wir drei sind im Moment die einzigen Kittys auf dem Event. Dann sehe ich noch je eine Cow und ein Pig.
‚Hm,‘ denke ich mir. ‚Das hier wird wohl eher ein ‘Ponyplay-Event.‘
Ich bin gespannt, was es alles auf dem Parcours nachher zu sehen und zu erleben gibt. Wir haben inzwischen aufgegessen und die leeren Flaschen stellt Anita ans Gitter am Rand des Geheges.
Nach einer Weile kommt Dieter zu uns und spaziert auf und ab an den Gehegen, während er uns nochmal den Ablauf erklärt. Dann geht er durch die Terrassentür ins Haus und redet dort auch noch einmal mit den anderen Teilnehmern, den Ownern. Inzwischen ist noch ein Pärchen im Arbeitsanzug hinzugekommen, die etwas jünger sind als Dieter und dessen Partnerin.
Dann öffnet er die Terrassentür und lässt die anderen Teilnehmer zu uns heraus. Sie gehen auf dem schmalen Streifen zwischen Koniferen-Hecke und Gitter an den Gehegen entlang und verteilen sich, sicher je nach Neigung. Nun wenden sie sich den Pets zu und beäugen uns interessiert. Wir sind auch nicht schüchtern und beobachten genauso interessiert, wie sich die Owner geben, die vor dem Katzengehege stehen geblieben sind. Es ist keine weitere Kitty dazu gekommen. Einige Owner gehen also weiter.
Als der Glockenton über einen Lautsprecher ertönt, nähern wir uns dem Gitter. Wir haben uns vorher verständigt zu wem wir gehen wollen. Es ist ja alles nur ein Spiel. Wenn sich der Owner als nicht akzeptabel herausstellt, war es das eben.
Dieter kommt hinzu und öffnet das Gitter, an dem sich einer der Owner vorher vergeblich abgemüht hat. Wir gehen durch eine Lücke in der Hecke auf das Nachbargrundstück und schauen uns erst einmal an, was der Veranstalter dort aufgebaut hat. Wir sehen ein paar Stangen zwischen denen eine weitere Stange waagerecht hängt, die bestimmt übersprungen werden soll. Danach kommt eine Slalomstrecke, gekennzeichnet durch eine Reihe eng hintereinander stehender Stangen. Schließlich hängen mehrere Reifen in Toren aus zwei Stangen, zwischen denen eine Stange in über zwei Meter Höhe befestigt ist. Damit ist das Ende des Grundstückes erreicht. Hier teilt sich der Parcours. Zurück geht es auf der einen Seite durch einen Schlauch und auf der anderen Seite mit einem Sulki, vor den das Ponygirl, oder der Ponyboy gespannt werden muss.
Die jüngere der beiden Frauen in der blauen Latzhose nimmt die Zeit und schreibt Fehlerpunkt auf, wenn die einzelnen Geräte nicht regelgemäß genommen werden. Wir starten kurz hintereinander. Über den Platz hallt das Gelächter der Teilnehmer. Auch wir haben im Parcours eine Menge Spaß. Dann gehen wir wieder zurück auf das erste Grundstück. Dort hat ein Umbau stattgefunden.
Wir gehen an den Grill und nehmen uns jeder ein Bratwurstbrötchen. Damit in den Händen gehen wir an einen freien Tisch und setzen uns mit unseren Teamgefährten zum Essen hin.
„Was habt ihr heute noch vor?“ prescht einer der Beiden vor.
Ich versetze ihm gleich einen Dämpfer.
„Wir sind Kittys. Das heißt, wir können verschmust sein, aber auch kratzbürstig! Um uns verschmust geben zu können, muss man unser Vertrauen gewinnen, um uns werben, uns Zeit lassen. Wir sind hier nicht hergekommen, um die Nacht gleich in irgendwelchen Betten mit uns noch fremden Männern zu verbringen!“
„Och, gebt euch doch nicht so unnahbar!“ fällt da der Andere ein. „Wir wollen doch nur spielen…“
Bei dem letzten Wort wechseln die beiden Männer einen Blick. Ein feines Lächeln umgibt ihre Mundwinkel.
„Was verstehst du unter ‚spielen‘?“ hakt Anita nach.
„Wir fragen einfach den Veranstalter. Der wird bestimmt ein Spielzimmer haben. Ihr mögt doch sicher Bondage und anderes?“
„Da seid ihr bei uns falsch!“ antwortet Anita scharf. „Wir sind Kittys. Ihr habt doch sicher schon einmal etwas von Kemonomimi gehört?“
„Was ist denn das für ein Quatsch?“ lacht der Kerl ihr frech ins Gesicht. „Komm, gib dich nicht so…“
Er greift über den Tisch nach Anitas Oberarm. Sie springt ruckartig auf, dass die Tischplatte mit der Kante den Männern auf die Oberschenkel stürzt. Ich erhebe mich ebenfalls. Die Männer zeigen eine Mimik mit einer Mischung aus Schmerz und Überraschung. Sie stellen den Tisch wieder auf seine Beine, stehen ihrerseits auf und zucken die Schultern.
„Na, dann eben nicht, ihr Zicken,“ meint der Eine.
Sie schauen in die Runde, wohl um abzuschätzen, ob sie irgendwo anders mehr Glück haben. Schließlich entfernen sie sich. Ich schaue Anita an und sagte mit einem zuckenden Mundwinkel:
„Gut gekontert, Liebes!“
„Und was machen wir jetzt?“ fragt sie, einen tiefen Atemzug nehmend.
„Erst einmal setzen wir uns wieder und essen zu Ende. Dann fahren wir…“ antworte ich ihr.
Sie nickt und wir setzen uns wieder zurück an den Tisch. In dem Moment spricht uns die jüngere Servicekraft an. Sie ist von uns unbemerkt hinzugetreten.
Sie fragt uns nach unseren Eindrücken vom Event, und Anita sagt ihr rundheraus, dass sie sich mehr von dem Nachmittag versprochen hat.
Sie nennt ihren Namen, Lena, und fragt, ob wir schon einmal irgendwo anders ein Event besucht haben und was dort anders war. Dies sei ihr erstes Event und man könne ja voneinander lernen.