Cherie - 43
„Aber ja,“ antwortet sie lächelnd und dreht sich um, um kurz danach mit einem Korb Flaschen wieder zu kommen. Sie stellt ihn in Reichweite ab und kümmert sich dann wieder um die Gäste im Wohnzimmer.
Als Anita aus der Gästetoilette kommt, gebe ich ihr das zweite belegte Brot und bücke mich nach einer der Limonadeflaschen. Dieter kommt nun wieder hinzu.
„Ich führe euch zu eurem Gehege,“ meint er und hält uns die Haustür auf.
Wir umrunden das Haus und betreten den Garten. Mit Gittern hat er mehrere Bereiche auf dem Rasen dort abgetrennt. Er führt und zu einem Bereich, an dem er das Schild „Kittys“ angebracht hat und öffnet das Gitter so weit, dass wir hindurch schlüpfen können. Eine weitere Kitty ist schon drin.
Ich schaue mich auf dem Areal um und sehe, dass sich mindestens die Hälfte der Pets in dem Gehege befinden, das mit „Ponys“ bezeichnet ist. Ein Großteil der anderen Pets befinden sich im Dogs-Gehege. Wir drei sind im Moment die einzigen Kittys auf dem Event. Dann sehe ich noch je eine Cow und ein Pig.
‚Hm,‘ denke ich mir. ‚Das hier wird wohl eher ein ‘Ponyplay-Event.‘
Ich bin gespannt, was es alles auf dem Parcours nachher zu sehen und zu erleben gibt. Wir haben inzwischen aufgegessen und die leeren Flaschen stellt Anita ans Gitter am Rand des Geheges.
Nach einer Weile kommt Dieter zu uns und spaziert auf und ab an den Gehegen, während er uns nochmal den Ablauf erklärt. Dann geht er durch die Terrassentür ins Haus und redet dort auch noch einmal mit den anderen Teilnehmern, den Ownern. Inzwischen ist noch ein Pärchen im Arbeitsanzug hinzugekommen, die etwas jünger sind als Dieter und dessen Partnerin.
Dann öffnet er die Terrassentür und lässt die anderen Teilnehmer zu uns heraus. Sie gehen auf dem schmalen Streifen zwischen Koniferen-Hecke und Gitter an den Gehegen entlang und verteilen sich, sicher je nach Neigung. Nun wenden sie sich den Pets zu und beäugen uns interessiert. Wir sind auch nicht schüchtern und beobachten genauso interessiert, wie sich die Owner geben, die vor dem Katzengehege stehen geblieben sind. Es ist keine weitere Kitty dazu gekommen. Einige Owner gehen also weiter.
Als der Glockenton über einen Lautsprecher ertönt, nähern wir uns dem Gitter. Wir haben uns vorher verständigt zu wem wir gehen wollen. Es ist ja alles nur ein Spiel. Wenn sich der Owner als nicht akzeptabel herausstellt, war es das eben.
Dieter kommt hinzu und öffnet das Gitter, an dem sich einer der Owner vorher vergeblich abgemüht hat. Wir gehen durch eine Lücke in der Hecke auf das Nachbargrundstück und schauen uns erst einmal an, was der Veranstalter dort aufgebaut hat. Wir sehen ein paar Stangen zwischen denen eine weitere Stange waagerecht hängt, die bestimmt übersprungen werden soll. Danach kommt eine Slalomstrecke, gekennzeichnet durch eine Reihe eng hintereinander stehender Stangen. Schließlich hängen mehrere Reifen in Toren aus zwei Stangen, zwischen denen eine Stange in über zwei Meter Höhe befestigt ist. Damit ist das Ende des Grundstückes erreicht. Hier teilt sich der Parcours. Zurück geht es auf der einen Seite durch einen Schlauch und auf der anderen Seite mit einem Sulki, vor den das Ponygirl, oder der Ponyboy gespannt werden muss.
Die jüngere der beiden Frauen in der blauen Latzhose nimmt die Zeit und schreibt Fehlerpunkt auf, wenn die einzelnen Geräte nicht regelgemäß genommen werden. Wir starten kurz hintereinander. Über den Platz hallt das Gelächter der Teilnehmer. Auch wir haben im Parcours eine Menge Spaß. Dann gehen wir wieder zurück auf das erste Grundstück. Dort hat ein Umbau stattgefunden.
Wir gehen an den Grill und nehmen uns jeder ein Bratwurstbrötchen. Damit in den Händen gehen wir an einen freien Tisch und setzen uns mit unseren Teamgefährten zum Essen hin.
„Was habt ihr heute noch vor?“ prescht einer der Beiden vor.
Ich versetze ihm gleich einen Dämpfer.
„Wir sind Kittys. Das heißt, wir können verschmust sein, aber auch kratzbürstig! Um uns verschmust geben zu können, muss man unser Vertrauen gewinnen, um uns werben, uns Zeit lassen. Wir sind hier nicht hergekommen, um die Nacht gleich in irgendwelchen Betten mit uns noch fremden Männern zu verbringen!“
„Och, gebt euch doch nicht so unnahbar!“ fällt da der Andere ein. „Wir wollen doch nur spielen…“
Bei dem letzten Wort wechseln die beiden Männer einen Blick. Ein feines Lächeln umgibt ihre Mundwinkel.
„Was verstehst du unter ‚spielen‘?“ hakt Anita nach.
„Wir fragen einfach den Veranstalter. Der wird bestimmt ein Spielzimmer haben. Ihr mögt doch sicher Bondage und anderes?“
„Da seid ihr bei uns falsch!“ antwortet Anita scharf. „Wir sind Kittys. Ihr habt doch sicher schon einmal etwas von Kemonomimi gehört?“
„Was ist denn das für ein Quatsch?“ lacht der Kerl ihr frech ins Gesicht. „Komm, gib dich nicht so…“
Er greift über den Tisch nach Anitas Oberarm. Sie springt ruckartig auf, dass die Tischplatte mit der Kante den Männern auf die Oberschenkel stürzt. Ich erhebe mich ebenfalls. Die Männer zeigen eine Mimik mit einer Mischung aus Schmerz und Überraschung. Sie stellen den Tisch wieder auf seine Beine, stehen ihrerseits auf und zucken die Schultern.
„Na, dann eben nicht, ihr Zicken,“ meint der Eine.
Sie schauen in die Runde, wohl um abzuschätzen, ob sie irgendwo anders mehr Glück haben. Schließlich entfernen sie sich. Ich schaue Anita an und sagte mit einem zuckenden Mundwinkel:
„Gut gekontert, Liebes!“
„Und was machen wir jetzt?“ fragt sie, einen tiefen Atemzug nehmend.
„Erst einmal setzen wir uns wieder und essen zu Ende. Dann fahren wir…“ antworte ich ihr.
Sie nickt und wir setzen uns wieder zurück an den Tisch. In dem Moment spricht uns die jüngere Servicekraft an. Sie ist von uns unbemerkt hinzugetreten.
Sie fragt uns nach unseren Eindrücken vom Event, und Anita sagt ihr rundheraus, dass sie sich mehr von dem Nachmittag versprochen hat.
Sie nennt ihren Namen, Lena, und fragt, ob wir schon einmal irgendwo anders ein Event besucht haben und was dort anders war. Dies sei ihr erstes Event und man könne ja voneinander lernen.