Cherie - 16
Jetzt muss ich grinsen, und beschwichtige:
„Nein, so krass meinte ich das jetzt nicht! Aber wenn er dir keine Anweisungen gibt, sondern alles lieber selbst erledigt, während du dich hier herum lümmelst…“
„Verkehrte Welt, meinst du? Dann sei gespannt auf das nächste Wochenende, wenn du die Doggie Cherie und ihren Herrn Paul in Aktion erlebst!
Eine Doggie ist hingebungsvoll, treu und gehorsam. Dafür kümmert sich ihr Herr um alles, sorgt sich um ihr Wohl und ihre Pflege!“
Ich mache große Augen. Das habe ich so bisher nicht kennengelernt.
„Habt ihr eine stinknormale Beziehung miteinander, oder doch eine DS-Beziehung mit TPE?“
„Wir haben letzteres, eine Dom-sub-Beziehung mit totalem Machtgefälle als Herr und menschliche Hündin!“ bekräftigt Lena. „Aber – denke dir mal ein Zusammenleben von Mensch und Hund: Da bekommt der Hund auch jede erdenkliche Pflege und Gesundheitsversorgung. Da bekommt der Hund auch seine Verpflegung von seinem Menschen. Er verschafft seinem Hund Bewegung… Kurz, der Mensch übernimmt Verantwortung für seinen Hund – und trotzdem tut der Hund nicht was er will, sondern gehorcht seinem Menschen, weil er ihn für seinen Anführer hält, sein ‘Alphatier‘ wie Paul manchmal sagt.“
„Hm, das geht aber nur, wenn Gefühle füreinander Mensch und Hund verbinden!“
„Natürlich! Tiere sind hochemotionale Lebewesen, sind keine Roboter. Tiere folgen keinen logischen Gedankenketten, sondern ihren Gefühlen, gepaart mit ihrer Lebenserfahrung.“
„Ich hatte noch nie das Glück, eine gefühlsmäßige Bindung zu einem Dom aufbauen zu können…“ flüstere ich nachdenklich.
Lena streckt ihre Hand aus, legt sie auf meine und schaut mich an.
„Das kommt noch! Auch du findest einmal den Richtigen!“
Ich lege den Kopf kurz schräg und runzele die Stirn.
„Wenn du meinst…“
„Aber ja, Biggi! Wie müsste denn der ‘Richtige‘ für dich sein, wenn du Paul mit den Doms bisher vergleichst?“
„Ich will dir deinen Paul nicht nehmen!“ sage ich schnell. „Und zwei Doggies bei einem Herrn… Ob so etwas auf die Dauer gut geht?“
Lena lacht hell auf.
„Paul ist nicht allein auf der Welt! Aktuell kenne ich mindestens noch einen mit den gleichen Ansichten wie Paul!“
Ich will näheres erfragen, aber da kommt Paul schon mit dem Essen.

*

Eine Woche ist seitdem vergangen. Ich habe oft mit Lena über Whats app getextet. Heute stehe ich wieder auf dem Bahnhof der Stadt, indem die Beiden wohnen. Ah, ich sehe… Dahinten kommt Paul.
„Hallo, Biggi,“ begrüßt er mich. „Hattest du eine gute Reise?“
Wir geben uns die Hand, dann führt er mich zum Auto und legt meinen Koffer hinten in den Wagen. Daneben ist ein großer Transportkäfig am Wagenboden befestigt.
„Eigenbau?“ frage ich ihn lächelnd.
„Meine Cherie hätte auch in einen hinein gepasst,“ antwortet Paul einfach. „Aber ich wollte, dass sie sich bequem ausstrecken kann. Also habe ich zwei miteinander verbunden.“
„Alles für das Wohl deiner Doggie…“ kommentiere ich, während ich zur Beifahrertür gehe.
„Das ist Voraussetzung,“ meint er, als wir Platz genommen haben und er den Wagen startet. „Sie gehorcht mir lieber, wenn ich mich um ihr Wohl kümmere; wenn ich gewillt bin, Verantwortung für sie zu tragen.“
„Das könnte ich nicht – also, Selbstverantwortung abgeben und alles geschehen lassen…“
„Du hattest sicher noch keinen Herrn, dem du vollkommen vertrauen konntest.“
„Nein, da hast du Recht. Alle Kerle sahen in mir stets ein Spielzeug zur Befriedigung ihrer Lust – bis ich ihnen langweilig wurde…“
„Dann wird dir dieses Wochenende bestimmt aufschlussreich vorkommen,“ meint er.
Dann hängen wir beide unseren Gedanken nach, bis Paul den Wagen parkt. Er steigt aus und händigt mir meinen Koffer aus. Danach begleite ich ihn zu ihrer Wohnung.
Paul schließt die Wohnungstür auf und lässt mich ein. Nun kommt auch er herein und schließt die Tür hinter sich. Sobald die Wohnungstür geschlossen ist, kommt uns Lena auf allen Vieren entgegen. Bis auf einen silbern glänzenden Halsreif ist sie vollkommen nackt.
Sie steigt auf ihre ‘Hinterpfoten‘ und begrüßt Paul überschwenglich, was er lächelnd geschehen lässt. Auch er streichelt seine Doggie zärtlich. Nach einiger Zeit lässt Lena von ihm ab und streicht an mir vorbei in Richtung Küche. Spontan streiche ich dabei mit meiner Hand an ihrer Flanke entlang.
Paul lächelt mich an und sagt:
„Lass deinen Koffer erst einmal hier stehen und komm mit ins Wohnzimmer.“
Ich folge ihm also und setze mich in einen Sessel. Nun kommt auch Lena hinzu.
„Cherie, hast du Durst?“ fragt Paul.
Lena wirft den Kopf ein wenig hoch und drängt sich an Paul, der jetzt eine Trinkflasche mit Mundstück, wie man sie vom Radsport kennt, vom Couchtisch nimmt und ihr vor den Mund hält. Lena trinkt in mehreren Schlucken bis Paul die Flasche absetzt.
In der Zwischenzeit ist ein Mops auf meinen Schoß gesprungen und leckt meinen Handrücken ab. Paul lächelt.
„Taps ist wohl eifersüchtig,“ meint er.
„Ach was…“ sage ich dazu.
Paul steht auf und geht in die Küche. Kurz darauf höre ich es rascheln. Dann kommt Paul mit einem Napf, schüttelt ihn ein wenig und stellt ihn auf den Boden.