Cherie - 27
„Und wie geht das – Knurren?“
Ich grinse.
„Probiere es mit einem Schnarchlaut und modifiziere ihn soweit du kannst, so dass du dich ihrem Knurren annäherst. Taps wird das schon verstehen.“
Lena nähert sich Taps wie besprochen und knurrt sie leise an. Tapsy ist davon so überrascht, dass sie den Ball loslässt. Lena nimmt ihn und entfernt sich damit, indem sie ihn vor sich hertreibt. Taps läuft nun bellend hinter Lena her, überholt sie und gibt dem Ball eine andere Richtung. Schon steht sie wieder über ihrer Eroberung und schaut Lena an. Lena schaut zu mir.
„Das ist Ballspielen nach Hunderegeln,“ sage ich lächelnd. „Jetzt geht alles wieder von vorne los: Du musst Taps auffordern den Ball abzugeben, damit ihr wieder den rollenden Ball erhaschen könnt.“
Also drückt Lena wieder gegen den Ball, mit abgewandtem Blick, in Spielverbeugung und sanftem ‚Knurren‘. Kurz darauf wiederholt sich die Jagd und wieder hat Taps den Ball erobert. So geht das eine ganze Weile. Dann lässt Taps zwar den Ball los, aber Lena nicht an den Ball heran. Stattdessen nähert sich Taps knurrend mit der Schnauze Lenas Mund, die vor Schreck aufhört zu Knurren und aus der Spielverbeugung hochkommt.
„Jetzt hast du das Spiel verloren, Liebes,“ sage ich. „Du hättest Nerven zeigen müssen und unten bleiben. Taps hätte dich in dieser Situation nie gebissen! Aber tröste dich: was passiert ist, ist völlig normal. In einem Rudel nennt man das Rangkämpfe. Du hast Taps gerade einen höheren Rang zugebilligt. Das kann sich beim nächsten Mal schon wieder ändern, wenn du dann mehr Nerven zeigst. – FREI!“
Lena kommt in den Zweifüßler-Stand hoch und ich sage noch:
„Machen wir für jetzt Schluss mit dem Dogplay. Vielleicht heute Nachmittag wieder.“

*

Ich, Dieter, habe meine neue Bekannte Biggi über Nacht an meiner Seite schlafen gelassen. Bevor wir eingeschlafen sind, hat Biggi mich tatsächlich in sie eindringen lassen mit dem ganzen Drumherum, das ich ihr vorher versprochen habe. Schließlich hat sie mich nicht mehr losgelassen und ist mit einem Lächeln eingeschlummert.
Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden, habe uns das Frühstück gemacht und sie hat auf allen Vieren an meiner Seite gefrühstückt.
Später habe ich mich auf die Couch gesetzt und sie mit einem HOPP neben mich auf die Couch gerufen. Mit leiser Hintergrundmusik aus der Anlage und ihrem Kopf auf meinem Oberschenkel döse ich eine Weile vor mich hin als sie den Kopf hebt.
„Verstehen Hunde eigentlich, was Menschen miteinander sprechen, oder wenn Menschen auf ihre Hunde einreden?“
Ich schüttele lächelnd den Kopf.
„Nein, Biggie. Das ist für sie nur eine Folge unterschiedlicher Töne ohne jeden Sinn. Aus der Schnelligkeit der Tonfolge, Tonhöhe und Fibrationen in der Stimme können sie aber auf die Stimmungslage des Sprechers schließen.“
„Aber wie verstehen sie dann die Kommandos?“
„Man trainiert mit ihnen. So lernen sie, dass eine bestimmte Tonfolge für eine bestimmte Bewegung steht, die der Mensch von ihnen erwartet. Schau mal, wenn ein Hund etwas angestellt hat, das mich zum Schimpfen verleitet, versteht der Hund nur ‚Timmi, blablablabla…‘ Aus Tonfall, meiner Körperhaltung und meiner Mimik liest er aber heraus, dass eine große Spannung besteht. Dem begegnet er mit Beschwichtigungssignalen: Er dreht zum Beispiel den Kopf zur Seite. Kennt der Mensch das nicht, würde er möglicherweise ausflippen, weil ‚der Hund mir zuhören soll‘. Das gehört aber zum - in dieser Situation angemessenen – Ausdrucksverhalten von Hunden.
Also muss man seinem Hund kurze Tonfolgen bieten. Sie sollten klar unterscheidbar sein – SITZ, KOMM, BLEIB - und im Tonfall zur aktuellen Situation passen – freudig oder mit Nachdruck -. In jedem Fall aber keine Sätze bilden!“
„Ich höre aber so viele Menschen mit ihren Hunden reden…“ meint Biggi.
„Das ist menschlich. Man möchte sich mitteilen, mag die Aufmerksamkeit, die Hunde scheinbar zeigen. Nur sollte man nicht erwarten, dass der Hund den Tonschwall versteht. Aber er versteht die Stimmung seines Menschen deutlich!
Wie aber versteht der Hund seinen Menschen wirklich? Ein einfaches KOMM wirkt nur, wenn der Hund sich angesprochen fühlt! Vor das Wortkommando sollte grundsätzlich eine unmissverständliche Ansprache erfolgen. Als dieses ‚Aufmerksamkeitskommando‘ fungiert der Name des Hundes. Sie wissen dann, dass sie gemeint sind.
Wichtiger als die Akustik ist für den Hund aber die Optik. Stimmt Kommando und Gestik/Mimik nicht überein, verunsichert das den Hund. Es ist sogar möglich, Hunde ausschließlich über Gestik und Mimik zu führen. Sie lassen sich leichter führen, wenn man eine ruhige Körperspannung hat. Auch betrachten sie ihren Menschen mit einer präsenten Ausstrahlung als eher führungsfähig und sind dadurch motivierter.“
„Du weißt so viel…“
Ich zucke lächelnd mit der Schulter.
„Wenn man sich damit beschäftigt…“
Biggi legt ihren Kopf wieder auf meinen Oberschenkel und wir beide hören dösend der Musik zu. Eine ganze Weile später dreht sie wieder ihren Kopf und schaut zu mir auf.
„Wie geht eigentlich das Kommandotraining? Was passiert da?“
„Dein letzter Dom, mit dem du zum Petplay gekommen bist, hat das mit dir doch schon gemacht… Wie hat er das angefangen?“
„Er hat mir gesagt, wie diese oder jene Stellung auszusehen hat und was ich bei diesem oder jenem Kommando zu tun hab. Habe ich das nicht zu seiner Zufriedenheit getan, gab es Schläge.“
„Ja, klar. Bei mir ist alles etwas anders…“
„Ich weiß,“ antwortet sie lächelnd, legt mir ihre Arme um den Hals, zieht sich hoch und küsst mich auf den Mund.
Wenig später duellieren sich unsere Zungen bei geöffneten Lippen. Kurz darauf hole ich tief Luft und sage: