Freitag, 2. April 2021
Mars07-Die Verkäuferin (1)
Mein Name ist Rebecca. Seit fast drei Marsumläufen arbeite ich jetzt schon in der Filiale der Firma Pet Gear Limited. Es ist ein interessanter Job und mittlerweile habe auch ich einen Schlüssel zu dem Geschäft. Anfangs habe ich immer draußen warten müssen, bis die Chefin oder eine ältere Kollegin mir aufgeschlossen hat.
Ich bin auch heute Morgen wieder die Erste und öffne die Sicherheitstür. Es öffnet sich ein schmaler Gang, der an den Geschäftsräumen vorbei nach hinten führt.
Nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen und das Licht eingeschaltet habe, gehe ich schnellen Schrittes in den Büroraum. Bis auf einen Schreibtisch mit zwei Bürostühlen, einem PC und einem kleinen Safe gibt es hier drin weiter nichts.
Seufzend lasse ich mich auf einen der Stühle fallen. Danach schalte ich den Computer ein. Die Uhr an der Wand zeigt den Beginn der ersten Stunde an. In diesem Moment gibt der PC einen Piepton von sich und fordert mich auf, meinen Benutzernamen und das Kennwort einzugeben.
Mich ein wenig vorbeugend tippe ich beides ein. Das Betriebssystem startet und der Computer übernimmt nun die weiteren Funktionen, wie das Einschalten des Lichtes im Verkaufsraum. Gleich darauf betritt eine weitere Frau das Büro. Sie hat die gleiche Kleidung an wie ich, so dass man sie als Mitarbeiterin von Pet Gear Limited erkennen kann. Ihr Teint ist nur etwas dunkler.
?Sol, Becci, alles klar bei dir?? fragt sie lächelnd.
?Sol, Tina, alles bestens,? erwidere ich.
Ich habe mich zu ihr umgedreht und schaue meine Chefin an.
?Was steht heute auf dem Plan?? fragt Tina.
Ich werfe einen kurzen Blick auf den Bildschirm und antworte:
?Wir bekommen am Vormittag neue Ware, die ausgepackt werden muss. Außerdem sollen die Regale für Körbe und Käfige neu sortiert werden.?
Tina lächelt und sagt:
?Also alles wie gehabt!?
Ich nicke und biete an:
?Ich räume dann vorne etwas auf und kümmere mich danach um die Ware.?
?Okay,? bestätigt Tina, und meint: ?Wenn zu viel los ist, sag ich dir Bescheid!?
Kurz darauf verlassen wir gemeinsam das Büro. Eine Tür weiter befindet sich das Lager. Wir durchqueren es und betreten das Geschäft von hinten. Hier befindet sich alles, was man sich an Pet-Bedarf vorstellen kann auf gut 300 marsianischen Quadratmetern. Es gibt Regale mit Hundebetten, Decken und Näpfe in praktisch allen nur vorstellbaren Farben. Wir haben ein großes Sortiment an Halsbändern und Leinen, aus Gewebe und auch aus Leder. Zaumzeuge, Trensen und Geschirre für Ponys. Ebenso Gerten, oder Spielzeug und natürlich eine riesige Auswahl an Futter und Leckerlies. Sogar ein paar Möbel, die speziell auf Pets zugeschnitten sind, befinden sich in unserem Sortiment. Auch Pflegematerial kann man bei uns kaufen, wie verschiedene Öle, Reinigungssprays und Schmutzentferner.
Tina entriegelt die Ladentür. Danach geht sie zur Kasse und aktiviert das Kassensystem. Noch ist kein Kunde zu sehen, so dass ich mich erst einmal an die Arbeit mache. Der PC im Büro hat den Reinigungsroboter aktiviert, der nun flink über den Boden rollt und gleichzeitig saugt und putzt. Ich bringe die Regale in Ordnung, vorn beginnend, was mich eine gute Stunde beansprucht. Hin und wieder räume ich die Regale etwas um, damit die Kunden einen neuen Eindruck bekommen.
Im Hintergrund höre ich das Läuten von Klangstäben, das mir anzeigt, dass ein Kunde den Laden betreten hat. Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewissere ich mich, dass Tina vorne im Laden ist. Anschließend arbeite ich mich weiter durch die Regale.
Wieder höre ich das Läuten der Klangstäbe der Türglocke. Kurz darauf taucht eine Frau mittleren Alters zwischen den Regalen auf. Sie lässt ihren Blick über die Auslagen schweifen.
?Einen wunderschönen Sol,? grüße ich, freundlich lächelnd und frage: ?Kann ich Ihnen helfen??
Die Frau nickte und antwortet:
?Ja danke, das könnten Sie. Ich suche ein neues Halsband für meinen Doggie.?
Weiterhin lächelnd fordere ich die Frau auf, mir zu folgen. Unterwegs frage ich sie:
?An was haben Sie denn so gedacht? Beziehungsweise, welche spezielle Funktion soll das Halsband erfüllen??
?Also? Er zieht in letzter Zeit immer so stark an der Leine, und ich habe gelesen, dass ein neues Halsband vielleicht dagegen helfen könnte,? meint die Kundin.
Wir erreichen das Regal mit den Halsbändern. Ich überfliege kurz die Artikel. Eine Idee, wie ich der Kundin helfen könnte, reift schon in meinem Kopf. Also greife ich nach einem Halsband, das aus mehreren, miteinander verbunden Metallketten besteht.
?Dieses Halsband könnte Ihren Doggie wieder ruhiger werden lassen,? erkläre ich ihr und nehme zur Demonstration noch eine Leine aus dem Regal. Vor ihren Augen befestige ich den Karabinerhaken der Leine an zwei Ringen des Halsbandes, und ergänze:
?Wenn der Zug an der Leine verstärkt wird, zieht sich das Halsband etwas weiter zusammen. Nicht so weit, dass Ihr Doggie keine Luft mehr bekommt, aber er wird garantiert aufhören zu ziehen!?