Donnerstag, 22. April 2021
Mars09-Draco (4)
Ihr Mann kratzt sich kurz am Kinn und schaut dann zu Draco herüber. Der Rüde hat sich inzwischen auf die weiche Decke gelegt, die in der Zimmerecke für ihn bereitliegt und beobachtet von dort das Geschehen.
?Also hast du wie eine läufige Hündin die Beine breit gemacht, ohne wirklich darauf zu achten, wer sich dazwischen befand?"
Verschüchtert nickt Erica noch einmal und hofft, dass sich alles noch einmal zum Guten wendet.
?Soso,? murmelt Manuel und scheint einen Augenblick zu überlegen. Ericas Magen verkrampft sich. Die ruhige Reaktion ihres Mannes verwirrt sie nur noch mehr.
Wenn er wenigstens wütend geworden wäre oder sie angeschrien hätte, darauf hätte sie wenigstens reagieren können. Gebannt schaut sie ihren Mann an und wartet darauf, was als nächstes passiert.
Es dauert vielleicht eine halbe Minute, bis ihr Mann weiterspricht:
?Nun, ich denke so etwas kann passieren. Allerdings bin ich der Meinung, dass jeder seinen Handlungen entsprechend behandelt werden sollte, stimmt?s??
?Ja...,? stimmt Erica mit leiser Stimme zu und fragt sich, worauf Manuel nun hinauswill.
Ihr Ehemann nickt.
?Dann sind wir uns also einig. Du hast dich wie eine läufige Hündin verhalten, also sollte ich dich auch wie eine solche behandeln,? stellt er mit nüchterner Stimme fest.
?Wie meinst du das?? fragt sie ihren Mann.
Ohne zu antworten, verlässt Manuel den Raum für einige Sekunden. Erica kann hören, wie er den Schrank im Flur öffnet. Anschließend führt er noch ein kurzes Telefonat. Dann kehrt ihr Mann auch schon wieder zurück. Er kommt direkt auf sie zu und bückt sich halb zu ihr herunter.
Ehe sie richtig begreift, was mit ihr passiert, hat Manuel ihr ein ledernes Hundehalsband umgelegt und in ihrem Nacken verschlossen. Es wird eins von denen sein, die sie für Draco gekauft haben.
?Hey, was...,? will sie protestieren, verstummt dann aber, als sie den strengen Blick ihres Mannes bemerkt.
?Soweit ich weiß, können Hunde nicht reden. Stimmt's Draco?? meint Manuel und zum ersten Mal zeichnet sich ein flüchtiges Grinsen auf seinen Lippen ab. Wie zur Bestätigung lässt Draco ein kurzes, etwas zurückhaltendes Bellen ertönen.
Neugierig verfolgt der Hund von seiner Decke aus das Geschehen.
?Aber Manuel, ich...,? setzt Erica an, doch sie wird von ihrem Mann unterbrochen.
?Erica, die Sache ist ganz einfach,? entgegnet er.
Er will weiterreden, doch in diesem Moment läutet es an der Tür. Er öffnet und lässt zwei Männer herein. Dann klickt Manuel eine Leine an ihr Halsband und führt sie in den Nebenraum mit Dracos Zwinger. Die Männer folgen. Manuel zeigt ihnen die Gitter, an der Wand lehnend, die einen Transportkäfig ergeben. Die Männer bauen ihn schnell zusammen.
?Manuel, das?? versucht Erica zu protestieren.
Da trifft sie ein Schlag mit dem Ende der Leine. Zwar spürt sie den Schlag kaum, aber er kommt so unerwartet, dass sie verstummt.
?Wir werden eine kleine Reise zusammen unternehmen!? eröffnet er ihr.
Danach muss Erica in den Käfig kriechen. Anschließend rollen die Männer den Käfig mit ihr zum Lastenaufzug. Manuel schließt die Wohnungstür und geht hinter ihnen her. Unten vor dem Wohnblock steht eine Lastenrikscha. Erica wird auf die Ladefläche gehoben. Anschließend geht die Fahrt los.
Nach etwa einer halben Stunde erreicht die Rikscha mit ihnen einen Block, über dessen Eingang bekannte Buchstaben prangen. Doch die Rikscha fährt zu einem Nebeneingang, dessen Tür auf Höhe der Ladefläche der Lastenrikscha liegt. Man hebt sie nun von der Ladefläche und rollt sie durch die Tür. Ein letzter verzweifelter Blick auf ihren Augen zu ihrem Mann. Sein Gesicht zeigt jedoch keine Regung?

*

Mein Herr hat mit der Herrin in einem Transportkäfig und zwei Männern die Wohnung verlassen. Es passiert selten, dass ich alleine in der Wohnung bin. Aber dieses Alleinsein dauert nie lange. Ich lege mich auf meine flauschige Decke und beginne zu dösen. Dieses Mal kommt der Herr nach etwa einer Stunde zurück. Er ist alleine.
?Na, Draco?? meint er lächelnd.
Er setzt sich auf die Sitzgruppe und scheint zu überlegen. Ich erhebe mich und laufe auf allen Vieren zu ihm, mich an sein Bein drängend. Es entsteht eine längere Pause, in der er mich streichelt. Dann hat er wohl eine Entscheidung getroffen.
?Ich kann dich nicht auf meine Geschäftsreisen mitnehmen,? resümiert er. ?Dich tagelang alleine in der Wohnung lassen, geht auch nicht! Du bist jetzt etwas länger als ein Marsumlauf bei mir. Plötzlich hat sich hier alles geändert??
Ich höre ihm aufmerksam zu. Aber mehr erfahre ich im Augenblick nicht von ihm. Herr Pinkett startet den Bildschirm und ruft die Anzeigen für Pets auf. Die Angebote übergeht er und öffnet die Gesuche. Langsam scrollt er die Anzeigen durch, während er liest, was die Leute sich so vorstellen.
Schließlich bleibt er bei einer Anzeige hängen. Er liest sie durch und schreibt sich die wichtigsten Informationen vom Bildschirm ab. Danach schaltet er den Bildschirm aus und wendet sich mir zu.