Montag, 12. April 2021
Mars08-Alicia (3)
Etwa eine Woche lebe ich nun im Kuhstall der Außenstelle des Ministeriums für Pets. In den vergangenen Tagen sind täglich Kühe abgeholt worden, aber auch welche hinzugekommen. Jeden Morgen, wenn wir das erste Mal am Tag an der Melkmaschine stehen und frühstücken, wird das Stroh im Stall gewechselt.
Dann werde auch ich von einem Mitarbeiter des Ministeriums geweckt. Schlaftrunken habe ich Mühe beim Aufstehen, aber er hilft mir hoch. Anschließend klinkt er eine kurze Leine in mein Halsband und eröffnet mir:
?Komm mit, Alicia. Dein neuer Besitzer möchte dir dein neues Heim und deine neue Herde zeigen.?
Er lächelt mich freundlich an und ruckt kurz an der Leine. Ich setze mich also in Bewegung und folge dem Mann. Er führt mich die kurze Treppe hinauf und durch die Tür, durch die ich den Kuhstall vor etwa einer Woche betreten habe. Oben wendet er sich aber in die andere Richtung.
Wir gehen an der hüfthohen Mauer vorbei, hinter der ich in den letzten Tagen gelebt habe und durch eine Tür, die der Tür gegenüberliegt, durch die ich in diesen Bereich gekommen bin. Rechts und links dahinter stehen Türen offen. Ministeriums-Mitarbeiter bereiten dort das Frühstück für die Kühe vor und öffnen Ballen mit Stroh, um es später im Stall zu verteilen.
Nun gehen wir langsam eine Rampe hinunter und stehen bald wieder vor einer Tür. Mein Führer öffnet sie. Ich erkenne, dass wir damit den Block des Ministeriums verlassen. Wir treten auf eine Plattform hinaus, an der eine Transportrikscha steht. Ihre Rampe ist heruntergelassen und liegt auf der Plattform auf.
Mein Führer lässt sich von dem dort stehenden Mann Papiere zeigen, nickt und übergibt ihm die Leine. Anschließend zieht er sich wieder in das Gebäude zurück und schließt die Tür an der Plattform. Der Mann, der jetzt meine Leine in der Hand hält, zeigt mir ein gewinnendes Lächeln und sagt:
?Hallo Alicia, du hast das Glück, mit mir zu einem kleinen Stall zu fahren. Ich habe dich gekauft, um meiner Verpflichtung nachzukommen, ein Pet halten zu müssen. Leider kann ich mich kaum um ein Pet kümmern, da ich als Banker im Außendienst wenig Zeit habe. Aber der Milchbauer hat noch nicht viele Kühe und will auch nicht gleich groß anfangen. Er ist der Meinung, dass die Qualität der Milch größer ist, je mehr man sich um die Kühe kümmert. Eben das geht nur mit einem kleinen, überschaubaren Hof.?
Er macht eine Atempause und meint dann:
?Also los! Dann wollen wir mal!?
Er führt mich in eine der beiden Boxen, verschließt sie und hebt anschließend zusammen mit einem zweiten Mann, die Rampe der Rikscha hoch, um sie zu sichern. Eine halbe Minute später ziehen die beiden Hengste an, die ich vor der Rikscha gesehen habe, und die Fahrt geht los.
Ich lausche den rhythmischen Schlägen der Hufe auf dem Untergrund und frage mich, wo die Fahrt wohl enden wird. Gibt es in dem Lavakanal, indem ich lebe so einen kleinen schnuckeligen Milchbauernhof?
Als die Rikscha hält und der Mann mich aus meiner Box nach draußen führt, erkenne ich, dass wir uns auf dem Vorplatz der Rohrbahn befinden. Also verlassen wir doch meinen heimischen Lavatunnel.
Ich folge dem Mann in das Gebäude, dass sich an die Tunnelwand schmiegt. Er steuert sofort die Lastenabfertigung an. Dort werde ich von einer Mitarbeiterin der Rohrbahn übernommen und in eine Box geführt, in der ich auf meine Rohrbahn warten soll. Der Mann verabschiedet sich mit der Bemerkung, dass er die Reise mitmacht und mich am Ziel wieder in Empfang nimmt. Er will mich persönlich in dem Bauernhof abgeben.
Es dauert eine ganze Weile. Ich bin schon etwas schläfrig, als sich die Mitarbeiterin der Rohrbahn wieder um mich kümmert. Sie holt mich mit freundlichen Worten aus der Box und führt mich in das Lastenabteil der Rohrbahn, die gerade zur Abfahrt bereitsteht. Dort beziehe ich wieder eine Box, die sie schließt und sichert. Einige Minuten später ruckt die Bahn an und beschleunigt.
Zweimal hat die Bahn gehalten, bis ich das Ziel erreicht habe. Erst jetzt wird die Box wieder geöffnet und ich aus der Bahn zur Lastenabfertigung des Zielbahnhofes gebracht. Es dauert noch einige Minuten bis mein neuer Besitzer mich abholt. Als er nach seinem Namen gefragt wird, damit die Angestellte Pet und Besitzer einander zuordnen kann, sagt er:
?Mein Name ist Manuel Pinkett. Die Cow heißt Alicia. Ihre Lebensnummer ist??
?Okay, danke, das reicht mir schon!? antwortet die Angestellte und dreht sich zu mir um.
Sie holt mich aus der Box und übergibt mich Herrn Pinkett, der mich aus dem Bahnhof und auf dem Vorplatz in die Box einer bereitstehenden Lastenrikscha führt. Die Rikscha verlässt die Stadt. Bald habe ich den Eindruck, dass wir nur noch alleine auf der Straße sein können. Hufschläge anderer Ponys sind nicht mehr zu vernehmen, und Rufe anderer Rikschafahrer nicht mehr zu hören.
Schließlich knirschen die Räder auf sandigem Untergrund und die Rikscha hält.
Es dauert etwas, bis mein Besitzer und der Rikschafahrer die Rampe entriegeln und herunterlassen. Mein Besitzer kommt zu mir, öffnet die Box und greift die Führleine. Daran führt er mich nun ins Freie. Ein weiterer Mann in Arbeitskleidung steht dort und führt meinen Besitzer mit mir zu dem Stall, der an dieser Seite den Innenhof begrenzt.
Er öffnet einen Torflügel ein Stück, was diesen laut Knarzen lässt. Im Stall ist es durch die Tageslichtlampen an der Decke hell erleuchtet. Wir gehen ein kurzes Stück hinein. Der Mann in Arbeitskleidung öffnet eine Tür in einer halbhohen Mauer.